PR TB 202 Verschwörung Der Computer
könnte. Daten riechen
doch nicht."
Haney Lüschang wartete neben ihrem Gleiter auf ihn. Wortlos
stieg Kyron ein. Haney respektierte seine Schweigsamkeit und setzte
sich ebenfalls wortlos vor die Steuerkonsole.
Die auf die Erde zurückgekehrten Menschen des 36.
Jahrhunderts waren es gewöhnt, daß ihre Mitmenschen - und
sie ebenfalls - Phasen des Schweigens hatten, in denen sie tief in
Gedanken versunken Erinnerungen an sich vorüberziehen ließen.
Meist waren es düstere Erinnerungen, leicht erhellt dadurch, daß
sie in der Vergangenheit lagen, aber immer traumatisch bleibend.
Bei Kyron Barrakun war das anders. Seine Eltern waren von den
Laren mit unbekanntem Ziel verschleppt worden, als er noch kein Jahr
alt gewesen war - und ein Dienstroboter seiner Eltern hatte es
irgendwie fertiggebracht, ihn an Bord eines larischen Computerschiffs
zu verstecken.
Der Hauptcomputer entdeckte Kyron zwar, gab sich aber nach außen
hin den Anschein, nichts von seiner Existenz zu wissen, denn sonst
hätte er seinen Herren Meldung erstatten müssen. Insgeheim
besorgte er Überbrückungsrationen leichtverdaulicher
Lebensmittel und schuf im
Computerschiff hydroponische Anlagen und ein Recycling-System, um
Kyron das Überleben zu ermöglichen.
Den Laren gegenüber begründete er die entsprechenden
Anforderungen damit, daß er bestimmte Forschungsaufträge
schneller erledigen könnte, wenn er praktische Erfahrungen mit
einem in sich geschlossenen ökologischen System sammelte.
So wuchs Kyron ohne menschliche Gesellschaft zwischen
positronischen Elementen, Wartungsrobotern und Pflanzen auf. Der
Hauptcomputer war für ihn Vater und Mutter zugleich, das
Leitbild sozusagen, nach dem er sein Leben ausrichtete. Und noch
mehr: Er fühlte, daß der Hauptcomputer für ihn so
etwas wie Muttergefühle entwickelt hatte und ihn auf eine Weise
verhätschelte, die zwar erwachsenen Menschen etwas seltsam
vorgekommen wäre, aber nicht Kyron, der ja unter diesen
Bedingungen aufwuchs.
Die Folge war, daß sich bei ihm allmählich ein extrem
intensives Verständnis aller positronischen und elektronischen
Vorgänge ausbildete, so daß er fähig wurde, wie
hochwertige Computer zu denken und sich in ihre Funktionen
hineinzuversetzen.
Parallel zu dieser Entwicklung aber geschah noch etwas anderes.
Das Leben in biologischer Hinsicht innerhalb eines überschaubaren,
in sich geschlossenen ökologischen Systems, in das er integriert
war, bewirkte eine mentale und psionische Anpassung an die
Pflanzenwelt dieser Gemeinschaft, die ihn für sein ganzes Leben
befähigte, aus den psionischen Ausstrahlungen aller
Pflanzenarten, die sein Aufwachsen begleiteten, physische und
psychische Kräfte zu ziehen, die ihm bei der Überwindung
von Krankheiten und Verletzungen, bei der Meisterung extremer
Belastungen und bei der Bewältigung schwieriger geistiger
Aufgaben halfen. Kyron Barrakun seufzte.
Im Grunde genommen sehnte er sich nach dem Leben, wie er es in dem
Computerschiff gehabt hatte, zurück. Dort war seine Heimat
gewesen und sein Elternhaus, dort hatte er Fürsorge und
Geborgenheit genossen und keine Ahnung davon gehabt, wie unerfreulich
es in der Welt der organischen Intelligenzen aussah. Die Erinnerung
an seine Eltern war fast völlig verblaßt.
Immer wieder verwünschte er den Tag nach dem Ende der
Konzilsherrschaft, an dem „sein" Computerschiff, das mit
Maschinenschaden auf dem Planeten Barrakun zurückgelassen worden
war, von terranischen Siedlern gestürmt und zerstört worden
war, nachdem man ihn daraus „befreit" hatte. Kyron rächte
sich dafür, indem er mit Hilfe eines Teiles der Pflanzenwelt von
Barrakun Allergiestoffe in den Nutzpflanzen erzeugte, so daß
die aus ihnen gewonnenen Produkte ungenießbar für die
Siedler wurden.
Erst als er sah, wie verheerend sich das auf die Siedler
auswirkte, und auch allmählich einsah, daß die Siedler
seine Heimat aus Unwissenheit
zerstört hatten, machte er die „Allergisierung"
rückgängig, die sonst die Siedler zum Hungertod verurteilt
hätte.
Als dann Monate später ein Sammlerschiff auf Barrakun
landete, ließ Kyron sich von einem der Psychologen des Schiffes
dazu überreden, sich zur Erde „rückführen"
zu lassen. Da er nur seinen Vornamen kannte, wurde ihm der Name
Barrakun kurzerhand als Familienname gegeben.
Auf der Erde hatte er größte Schwierigkeiten, sich an
das Leben in einer Massengesellschaft anzupassen. Er taute erst auf,
als er entdeckte, daß eine starke Interessengruppe sich
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