PR TB 202 Verschwörung Der Computer
ich denn einen Roboter operieren? Und vor
allem: Was geschieht mit ihm im Vorbereitungsraum?"
Sein Armband-Telekom summte.
Er schaltete das Gerät ein und hielt es vor sein Gesicht.
„Dr. Hel-Torvo!" schallte es aus dem Gerät. „Der
angebliche Patient ist ein Roboter, Dr. Dryer!" Die Stimme klang
ziemlich ungehalten.
„Es geht schon in Ordnung", sagte Kyron schnell. „Die
Operation soll im Biomolplastbereich Earnys stattfinden, und der ist
wegen der möglichst perfekten Tarnung recht voluminös.
Earny besitzt tatsächlich Nasennebenhöhlen und zahlreiche
andere Attribute echt organischer Lebewesen."
„Haben Sie das gehört, Dr. Hel-Torvo?" sprach Dr.
Dryer in seinen Telekom.
„Ich habe es gehört."
„Gut, dann warten Sie auf mich." Der Chirurg wandte
sich an Kyron Barrakun und Cesare Sebastiani. „Da es sich um
einen Roboter handelt, ist die Gefahr einer Infektion wohl nur
gering", erklärte er sarkastisch. „Sie können
also der Operation beiwohnen, wenn Sie wollen."
Kyron und Cesare nickten.
Sie folgten dem Neurochirurgen zu seinem transportablen Klinikum,
das aus einer Space-Jet-Zelle als Grundelement bestand, aber
keinesfalls raumtüchtig war, sondern nur flugfähig.
Ein mit allen Raffinessen moderner Technik ausgestatteter OP nahm
sie auf. Dr. Hel-Torvo entpuppte sich als Ara, als Galaktischer
Mediziner. Er sollte Dr. Dryer assistieren. Alle anderen Funktionen
wurden von stationären Robotern übernommen.
„Kaum zu glauben!" sagte Dr. Dryer, nachdem er Earny
abgetastet hatte. „Das Ding hat ganz schön .Fleisch' auf
dem Plastikskelett und sogar ein Gesäß wie ein Pferd ..."
„Ich verbitte mir, mich ,Ding' zu nennen!" protestierte
der auf dem OPTisch festgeschnallte Earny. „Ich bin trotz
meiner robotischen Natur ein denkendes und fühlendes Wesen."
„Ist das die Möglichkeit!" entfuhr es Dr. Dryer.
Er blickte Kyron fragend an.
Kyron Barrakun nickte.
„Earny ist wirklich sehr sensibel, Doc. Wir sind Freunde."
Dr. Dryer verzog das Gesicht, als hätte er auf eine
Glasplatte gebissen. „Wenn ich Ihnen nicht verpflichtet wäre,
würde ich jetzt das Handtuch werfen, Mister Sebastiani",
erklärte er grimmig.
„Was meinen Sie, weshalb ich mich ausgerechnet an Sie
gewandt habe", erwiderte Cesare lächelnd.
Dr. Dryer räusperte sich zornig, spülte seine Hände
mit mehreren desinfizierenden Lösungen ab, ließ sich von
Dr. Hel-Torvo in einen sterilen Kittel helfen und streifte sterile
Handschuhe über. Danach schaltete er das Elektronenmikroskop
ein, aktivierte den angeschlossenen Operateur und steuerte eine Sonde
in die rechte Nasennebenhöhle.
Auf dem Projektionsschirm erschien das zehntausendfach vergrößerte
Operationsfeld. Die Schleimhaut war dadurch zu einem Urwald zuckender
Moleküle geworden, in denen die Atome winzige tanzende
Lichtpunkte waren.
Langsam fuhr die Sonde weiter, durchstieß eine Knorpelwand -
und dann sah Kyron Barrakun die Computer-Brutzelle. In
zehntausendfacher Vergrößerung wirkte sie riesig und wie
ein von Leben durchpulstes organisches Wesen.
„Ich muß die Vergrößerung
herunterschalten", sagte Dr. Dryer.
Kyron nickte.
Kurz darauf schrumpfte das Abbild der Brutzelle auf dem
Projektionsschirm zu einem fußballgroß erscheinenden
runden Gebilde mit zahllosen feinen Stacheln zusammen. Mehrere
tentakelförmige Stränge aus anorganischer Substanz gingen
von ihr aus, behängt mit knospenartigen Gebilden.
„Das ist phantastisch!" sagte Dr. Hel-Torvo
beeindruckt.
„Hm!" machte Dr. Dryer. Er schaltete abermals am
Operateur. Eine Schnittsonde wurde durch den Kanal der
Beobachtungssonde gefahren. Genau dosierte Laserblitze lösten
die Brutzelle und ihre Auswüchse vom lebenden Gewebe, dann
wurden sie in eine Plastikkapsel gezogen und ins Freie befördert.
Gleich darauf hielt Dr. Dryer die kirschkerngroße
Plastikkapsel in der Handfläche Kyron entgegen.
„Öffnen Sie sie nur unter einem Mikroskop, Mister
Barrakun! Die Brutzelle ist samt Auswüchsen höchstens einen
Zehntelmillimeter groß. Wenn sie Ihnen aus den Fingern rutscht,
finden Sie sie nie wieder."
Kyron Barrakun nahm die Plastikkapsel und bedankte sich, während
Dr. Hel-Torvo Earny losschnallte.
Plötzlich summte Cesares Armband-Telekom. Der Chemiker
schaltete ihn ein, meldete sich und hielt das Gerät dicht an
sein Ohr. Er lauschte einige Sekunden lang, dann wurde er blaß.
„Sunio Kanert ist verschwunden!" rief er. „Ich
begreife das nicht.
Urbanow hatte ihn von einem Roboter bewachen
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