PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
ihm wegen der
gebotenen Eile genaue Instruktionen gegeben. Einzelheiten, hatte es
geheißen, würden ihnen vom Expeditionsleiter mitgeteilt.
Es war verständlich, daß er sich verschaukelt zu fühlen
begann.
Chili lächelte vielsagend.
»Wir müssen zumindest so lange ausharren und wachsam
bleiben, bis neue Beobachtungssonden geschickt werden. Die Gefahr,
die von hier ausgehen könnte, wird sehr hoch eingeschätzt.«
»Das ist lachhaft«, meckerte Gene. »Wenn Susans
Eltern die Zone nicht zufällig entdeckt hätten, würde
sich kein Mensch um diesen Landstrich kümmern. Von hier droht
keine Gefahr. Sie droht von der Sonne!«
Chili ging nicht darauf ein. Er kletterte in den hinteren Teil des
Gleiters und hängte sich ein Meßgerät um den Hals.
»Was hast du vor?« wollte Susan wissen.
»Dies ist ein sogenannter Para-Sensor«, erklärte
Chili, während er fast liebevoll über das Gerät
strich. »Eine neuartige Apparatur, die wir in langer und
mühevoller Arbeit im Institut entwickelt haben. Sie wird uns zu
der Stelle führen, an der die Parastrahlung am intensivsten ist.
Nach meiner Theorie dürfte es, wenn wir diesen Punkt erst
lokalisiert haben, kaum noch Schwierigkeiten bereiten, einen Einstieg
zu den Maschinen zu finden, die meines Erachtens unter der Erde für
die Verbreitung der Parastrahlung sorgen.«
Es bereitete ihm sichtlich Vergnügen, in die verblüfften
Gesichter der anderen zu blicken. Sein Lächeln verstärkte
sich. Susan war die erste, die ihre Fassung wiederfand. Sie streckte
einen Arm aus und deutete nach draußen.
»Du willst uns in die Parazone hinausjagen«, sagte sie
anklagend. »Dabei weißt du, daß wir den Illusionen
nicht lange werden widerstehen können.«
»Es käme auf einen Versuch an.«
Lena hatte die Stirn in Falten gezogen und schürzte
nachdenklich die Lippen.
»Du weißt mehr, als du sagst«, vermutete sie
gedehnt.
»Ich weiß gar nichts«, entgegnete Chili ruhig.
»Aber ich habe einige Überlegungen angestellt.«
»Welche?« Gene begann ungeduldig zu werden. »Wie
lange willst du uns auf die Folter spannen?«
»Ich werde es erklären«, lenkte Chili ein. »Wir
wissen, daß Susans und Genes Eltern die ersten waren, die diese
Zone zu erforschen suchten. Sie hatten keinen Erfolg. Sie erlagen der
parapsychischen Strahlung, die hier zum Schutz für jemanden oder
etwas aufgebaut ist. Der erste, der sich dagegen immun zeigte, war
ich. Damals war ich Mitte Zwanzig, ein junger Mann, der gerade die
Akademie verlassen und sein Diplom erworben hatte. Ich gehöre
bereits der zweiten Generation derer an, die unter dem Einfluß
Omegas geboren wurden. Meine Theorie ist, daß alle der zweiten
Generation angehörenden Menschen gegen die Parastrahlung immun
sind. Ich konnte das nie beweisen, weil die Forschungen beizeiten
eingestellt und durch die Stationierung von Beobachtungssonden
ersetzt wurden. Ich habe lange gebraucht, die Institutsleitung davon
zu überzeugen, daß ein Versuch, mit Leuten der zweiten
Generation in die Parazone einzudringen, lohnenswerte Erkenntnisse
offenbaren könnte.«
»Das sind Hirngespinste«, sagte Gene. »Du hast
keine Beweise.«
»Natürlich nicht. Aber ich bin überzeugt, daß
die fünfdimensionale Strahlung der Sonne unser aller Erbmasse in
einer Weise verändert hat, die uns immun gegen die Einflüsse
der Parazone macht. Meint ihr nicht, daß es einen Versuch wert
ist?«
Eine Weile herrschte ungläubiges Schweigen. Sie fühlten
sich überrumpelt. Der Auftrag war nebelhaft mit Beobachtung und
Sondierung umschrieben worden, nicht mit Erforschung. Chilis
Erklärung war eine Überraschung.
Wieder war es Susan, die sich zuerst entschied.
»Ich bin dabei«, verkündete sie und erhob sich
demonstrativ. »Wenn Chili recht behält, haben wir eine
mittlere Sensation. Wenn nicht, sind wir um eine Erfahrung reicher.«
Auch die anderen stimmten jetzt zu. Gemeinsam verließen sie
den Transporter und näherten sich der mit parapsychischer
Strahlung überschwemmten Zone. Noch war nichts von dem
unheilvollen Einfluß zu spüren, dennoch konnte Susan sich
eines unangenehmen Gefühls nicht erwehren, obwohl sie halbwegs
von der Richtigkeit der Thesen Chilis überzeugt war, begann die
Furcht in ihr zu nagen. Zu sehr war sie noch befangen von den
Erzählungen ihrer Eltern.
Sie gingen langsam und vorsichtig. Jeder wartete, lauerte
förmlich, daß einer der Strahlung erläge. Jede Minute
konnte es geschehen. Irgendwann würde die Luft zäh und
undurchdringlich werden,
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