PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
würde etwas vor ihnen auftauchen, daß
nicht real existierte, würden Atemnot und Erstickungsanfälle
die Gruppe zum Umkehren zwingen.
Es geschah nichts dergleichen.
Eine Reihe von aufblitzenden Leuchtdioden auf Chilis Meßgerät
zeigte an, daß sie bereits tief in das gefährliche Gebiet
eingedrungen waren. Sie
spürten nichts davon. Ungehindert marschierten sie weiter.
Die Luft war normal und gut atembar. Kein Dickicht tauchte vor ihnen
auf, kein Dschungel, keine urzeitlichen Monstren, keine
Schreckgestalten aus überlasteter Phantasie.
Dreihundert Meter weit waren sie gekommen, als Chili mit einer
Handbewegung den Marsch stoppte.
»Ich glaube, wir können festhalten, daß der erste
Teil unseres Experiments gelungen ist«, sagte er zufrieden.
»Omegas Hyperstrahlung hat die Menschen der zweiten Generation
soweit verändert, daß sie die parapsychische Beeinflussung
nicht mehr wahrnehmen. Jetzt geht es darum, die Maschinerie zu
finden, die für die Illusionen verantwortlich ist.«
»Ich halte das für ein unvertretbares Risiko«,
warf Gene ein. »Wir sind uns darüber im klaren, daß
durch die Parastrahlung etwas geschützt und vor fremdem Zugriff
bewahrt werden soll. Es wäre vermessen zu glauben, daß
keine weiteren Sicherheitseinrichtungen bestehen. Mit unserer
Ausrüstung sind wir allen Eventualitäten hilflos
ausgeliefert. Wir besitzen nicht einmal Strahlwaffen.«
»Wir haben Lähmstrahler«, erinnerte Chili. »Das
dürfte ausreichen.«
»Die Tatsache, daß uns bisher nichts passiert ist,
scheint dich zu einem engstirnigen Optimisten zu machen. Was willst
du tun, wenn du deine Maschinen wirklich findest, und es stellt sich
uns eine Herde Roboter entgegen?«
»Ich gehe zunächst davon aus, daß ein Roboter,
auch wenn er von einem fremden Volk erbaut wurde, nicht darauf
programmiert ist, ohne Fragen organisches Leben zu vernichten. Man
wird sich arrangieren können.«
Susan LaVern hatte ihren Kollegen Gene bislang für einen
unverbesserlichen Schwarzseher gehalten. Jetzt aber stieg ein Gefühl
in ihr auf, als würde ihr der Boden unter den Füßen
weggezogen. Aus den Worten des Expeditionsleiters sprach eine fast
unglaubliche Naivität. Wie konnte er so sicher davon ausgehen,
daß fremde Roboter, falls sie wirklich existierten, ihr Leben
schonen würden? Würde es nicht eher umgekehrt sein: daß
sie zunächst und um jeden Preis die ihnen anvertrauten Maschinen
zu schützen trachteten?
Sie teilte Chili ihre Überlegungen mit, doch der wischte sie
mit einer Handbewegung zur Seite.
»Allein die Tatsache, daß hier ein Parafeld existiert,
beweist doch, daß die Verteidigung der unterirdischen Anlage
defensiver Natur ist. Andernfalls hätte man uns längst eine
Schar Roboter entgegengeschickt. Daß uns die Strahlung nichts
ausmacht, kann kaum unbeobachtet geblieben sein. Wollte man gegen uns
offensiv werden, hätte man es bereits getan.«
»Ich halte eure Diskussion für höchst theoretisch
und unergiebig«, meldete sich Lena zu Wort. »Bis jetzt
wissen wir nicht einmal, ob es eine unterirdische Anlage überhaupt
gibt. Meßbare Anhaltspunkte wurden bisher zumindest nicht
gefunden.«
»Es gibt sie«, behauptete Chili sicher. »Es ist
wohl selbstverständlich, daß
diejenigen, die sie erbaut haben, sie so gut abgeschirmt haben,
daß sie nicht ohne weiteres zu orten ist. Auf jeden Fall werde
ich die Suche aufnehmen. Ich zwinge niemanden, sich anzuschließen.«
Der Mensch ist ein seltsames und eigenwilliges Wesen. Das
Bewußtsein der freien Entscheidung für oder gegen die
Begleitung des Expeditionsleiters ließ alle bisher vehement
geführte Argumentation vergessen. Natürlich würde man
Chili Scaccia begleiten und ihm bei seinem Vorstoß zur Seite
stehen. Natürlich würde man, wenn man einen Einstieg fand,
miteinander in die Unterwelt Rubins vordringen. Natürlich würde
man möglichen Gefahren gemeinsam begegnen.
Der neu entwickelte Para-Sensor erwies sich als äußerst
brauchbar. Hatte man den Ausgangspunkt der psionischen Strahlung
bislang irgendwo im Zentrum der abgeschirmten Zone vermutet, stellte
sich nun heraus, daß dies ein typisch menschlicher Trugschluß
war. Leuchtdioden, Feldstärkeinstrumente und Richtungsanzeiger
wiesen den Weg, der deutlich zum seitlichen Rand des Feldes führte.
Chili lächelte ahnungsvoll. Es mochte der Grund sein, warum er
niemals den Einstieg nach unten gefunden hatte. Stets hatte sich
seine Suche auf den in der Mitte gelegenen Abschnitt beschränkt,
weil er davon
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