PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
ausgegangen war, daß die psionische Strahlung
sich konzentrisch ausbreitete. Das war offensichtlich nicht der Fall.
Der Expeditionsleiter wirkte völlig furchtlos. Susan dagegen
mußte sich eingestehen, daß sie immer noch darauf
wartete, daß die Halluzinationen voll über sie
hereinbrechen würden. Ein Gefühl der Unruhe wühlte in
ihr. Die skeptischen Blicke, die Gene ihr hin und wieder zuwarf,
bewiesen ihr, daß es dem Kollegen kaum anders erging. Lediglich
Lena legte ein seltsam abgeklärtes Verhalten an den Tag. Susan
schloß jedoch nicht aus, daß dies zu der Rolle gehörte,
die die Wissenschaftlerin zu spielen pflegte. Sie mochte sie nicht
sonderlich.
Die Suche nahm einige Stunden in Anspruch. Sie hatten eine
gehörige Strecke Weges zurückzulegen. Als Chili aufgrund
der Anzeigen und Meßwerte des Para-Sensors endlich glaubte, das
Ziel erreicht zu haben, stand die Sonne bereits hoch im Zenit. Es war
drückend heiß geworden, die Luft flimmerte über dem
steinigen Untergrund.
»Wir sind da«, sagte der Leiter der Gruppe. Bedächtig
ließ er sich nieder und setzte sich auf den Boden. Mit dem
Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
Die anderen gruppierten sich um ihn und sahen sich ratlos um. Es
gab keine geologischen Unterschiede zum Ausgangspunkt ihrer Suche.
Flach und kahl präsentierte sich das Land.
»Was nun?« fragte Gene. »Hier ist nichts.«
»Es scheint so«,gab Chili zurück. »Wir
müssen suchen.«
»Wer sagt uns, daß das Zentrum der Strahlung mit dem
Punkt identisch ist, den wir finden wollen?« Auch Lena wirkte
jetzt skeptisch und kritischer als zuvor.
»Niemand sagt es.« Chili machte eine weitschweifende
Handbewegung. »Es
ist eine Vermutung, weiter nichts. Zumindest ist es einen Versuch
wert, hier mit der Suche zu beginnen.«
Susan unterdrückte gewaltsam die aufkommenden Zweifel.
»Also dann, fangen wir an«, sagte sie. »Wenn es
unter der Erde wirklich Aggregate gibt, muß man auch
hingelangen können.«
Zufrieden erhob sich Chili und klopfte sich den Staub aus der
Hose.
»Damit dürfte die Diskussion beendet sein«,
meinte er. »Und während ihr eure Einwände formuliert
habt, habe ich mich bereits umgesehen. Wie findet ihr das da?«
Er streckte einen Arm aus. Susan folgte mit den Blicken der
angedeuteten Richtung. In einer Entfernung von etwa zwanzig Metern
schien der Boden, von Natur aus schon eben und von kaum einer
Unregelmäßigkeit durchbrochen, zusätzlich planiert
worden zu sein. Deutlich erkannte sie jetzt, nachdem Chili sie darauf
hingewiesen hatte, die quadratische Form des Ausschnitts. Einem
Wanderer, der zufällig in diesem Gebiet umherstreifte, wäre
es vermutlich nicht aufgefallen. Die in den Untergrund eingelassene
Platte paßte sich farblich genau der Umgebung an. Wenn man
nicht gezielt danach suchte, würde man sie kaum wahrnehmen.
»Das ist es.«, murmelte Susan verblüfft. Sie
hatte nicht im Ernst daran geglaubt, daß an Chilis Überlegungen
etwas Konkretes sein könnte. Sie war eines Besseren belehrt
worden, und den übrigen Forschern erging es nicht anders.
Langsam und vorsichtig, als erwarteten sie jede Sekunde einen
Angriff, näherten sie sich dem Einstieg, der weiterhin von der
steinernen Platte verschlossen blieb. Susans Unruhe wuchs. Eine
Drohung schien von dieser Stelle auszugehen, ein abweisendes,
düsteres Fluidum, das ihr Vordringen zu verhindern suchte. Es
mochte daran liegen, daß die psionische Strahlung hier
besonders intensiv war. Ein schwacher Rest von dem, was seinerzeit
ihren Vater so erschüttert und in Panik versetzt hatte, wirkte
auf Susans Geist. Es fiel ihr nicht leicht, dieses entsetzliche
Gefühl zu unterdrücken.
»Wie schaffen wir das Ding zur Seite?« überlegte
Gene, als sie die Platte erreicht hatten. Mittlerweile gab es keinen
Zweifel mehr, daß dieser Abschnitt des Bodens künstlich
hergestellt war.
»Es muß einen Mechanismus geben«, sagte Chili
und sah sich aufmerksam um. Bis auf einiges Geröll war die
Umgebung kahl.
Susan atmete tief ein und versuchte, die immer stärker
nagende Furcht zu ignorieren. Sie glaubte die Lösung zu kennen.
Als sie sich einem der Steine näherte, spürte sie die
Blicke der anderen im Genick. Jeder wußte, was sie vorhatte,
und jeder war sich darüber im klaren, daß sie, falls es
hier zusätzliche Sicherheitseinrichtungen gab, eine Katastrophe
auslösen konnte.
Bedächtig setzte sie einen Fuß gegen den Stein und
schob ihn zur Seite.
Im gleichen Augenblick zeigte ein
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