PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler

darunter auch verstehen
mögen, mein Herr”, sagte er mit schriller Stimme. “Sie
befinden sich auf dem Gelände der Boris Upala Tierzucht- und
Verwertungsfabrik. Und ich bin der Besitzer, Boris Upala persönlich.
Den anderen Namen, den Sie genannt haben, habe ich noch nie gehört.”
Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht.
    “Oh!” war alles, was ich hervorbrachte. Ich konnte das
alles nicht fassen.
    “Darf ich fragen, was der Grund Ihres Besuchs ist?”
sagte er. “Vielleicht kann ich Ihnen helfen.”
    “Hier hat einmal ein kleines Gehöft gestanden”,
sagte ich benommen. Mir war, als hätte mich ein Keulenschlag
getroffen. “Es bestand nur aus wenigen Gebäuden, diesem
hier und den Ställen. Es war eine Farm mit einer kleinen
Viehzucht. Sie hat
    einem Mann namens Walty Klackton gehört.”
    “Ach, das meinen Sie”, sagte der kleine Mann mit den
Henkelohren. “Jetzt ist mir einiges klar. Ich habe das
heruntergekommene Objekt aufgekauft und modernisiert. Ich konnte nur
das Wohnhaus und ein Nebengebäude stehenlassen. Aber auch diese
beiden hatten eine gehörige Revitalisierungsspritze nötig.
Nicht einmal der ursprüngliche Besitzer würde sie
wiedererkennen. Wie war doch gleich sein Name?”
    “Walty Klackton.”
    “Nie gehört.” Henkelohr zuckte bedauernd die
Schultern. “Das alles ist schon an die zwölf Jahre her,
müssen Sie wissen.”
    “Mehr als vierzehn Jahre”, sagte die dicke Frau vom
Hauseingang her. “Es werden demnächst fünfzehn Jahre,
daß wir das altmodische Objekt ersteigert haben.” “Meine
Frau Olga”, sagte der Tierfabrikbesitzer und schnitt verstohlen
eine Grimasse. Er bot sich an, uns seine Anlagen zu zeigen, damit wir
uns mit eigenen Augen davon überzeugen konnten, was er aus dem
Nichts erschaffen hatte. Ich stimmte zu. Nicht jedoch, weil mich
Boris Upalas Lebenswerk interessierte, sondern weil ich hoffte, bei
dem Rundgang einiges zu erfahren. Noch einmal auf Walty Klackton
angesprochen, sagte er:
    “Ich kenne den früheren Besitzer wirklich nicht, denn
ich hatte mit ihm nichts zu tun. Es handelte sich um eine
Zwangsversteigerung, die das Aichinger Hinterlassenschaftsgericht
durchführte - zugunsten der USO, glaube ich.”
    Ich fragte ihn nach den Pferden, den Schafen, den Riesenfröschen
und den Gauchorobots.
    “Verdammte Viecher, diese quackenden Ungeheuer”, sagte
er in Anspielung auf die Riesenfrösche. “Sie sind zu einer
regelrechten Landplage geworden. Ich habe ein Dutzend Jäger
eingesetzt, die nichts anderes zu tun haben, als die Biester
abzuknallen. Aber es werden ihrer nicht weniger. Na, wenigstens
können wir die Froschschenkel verwerten. Das ist eine
galaxisweit geschätzte Delikatesse.”
    “Nicht für mich”, sagte Oro Masut hinter mir mit
vibrierender Stimme. “Ich bin Vegetarier.”
    “Dann kann ich Ihnen Aladins Restaurant in Aiching bestens
empfehlen”, sagte Boris Upala ernsthaft. “Seine
Spezialität sind Luftspeisen. Davon können Sie
vierundzwanzig Stunden am Tag essen, ohne satt zu werden.”
    “Das merke ich mir”, versprach mein ertrusischer
Diener.
    Der Tierfabrikant fuhr fort, daß es in der Gegend auch
Wildpferde und -schafe gäbe, die möglicherweise vom
Vorbesitzer stammten. Und er sagte, daß ich mit den
“Gauchorobotern” nur jene unnützen tentakelbewährten
Konstruktionen meinen konnte, von denen er zwei Stück an den
Prinzipal einer Theatertruppe verkauft habe, die durch die Galaxis
tingelte. Er war froh gewesen, sie überhaupt losgeworden zu
sein.
    Für mich stellte es sich so dar, daß Walty aus
irgendwelchen Gründen in finanzielle Schwierigkeiten geraten
war, so daß seine Farm zwangsversteigert werden mußte.
Vorher hatte er jedoch seinen Tieren die Freiheit gegeben. Die
Gauchoroboter dürfte er aber, bis auf zwei, mit sich genommen
haben. Es war mir unverständlich, wie Walty in die Lage kommen
konnte, seine geliebte Farm aufgeben zu müssen. Upala führte
uns in das erste der langgestreckten Gebäude. In kleinen, engen
Abteilen waren Zerrbilder von Rindern untergebracht.
    “Alles Klones”, erklärte der Tierfabrikant stolz.
“Das hier sind Milchkühe. Sehen Sie nur diese Euter! Sie
bestehen fast nur aus Euter. Sie geben vierzig Liter am Tag und mehr.
Sie wurden nur gezüchtet, um Milch zu liefern. Und dort sind die
Steakrinder. Und in der nächsten Abteilung, in die wir kommen,
befinden sich die Kotelettrinder...”
    “Ich bin Vegetarier”, sagte Oro Masut.
    “Denken Sie an Aladins