PR TB 213 Weg in Die Unendlichkeit
,,Aber es ist für mich nicht leicht, zwei Herren zu dienen."
,,Josc' Sie sollen niemandem dienen!" sagte Rhodan, leise. ,,Sie sollen so handeln, wie Sie es Ihrem Gewissen gegenüber verantworten können. Dann ist Ihnen am meisten geholfen. Wenn Sie kraft Ihrer Überzeugung dafür wirken können, daß die Entwicklung wenigstens ein paar Tage aufgehalten werden kann, dann haben Sie mehr erreicht, als man von Ihnen erwarten kann." Heilmut blickte ihn unverwandt an.
,,Sehen Sie", sagte der Sprecher der, Solgeborenen. „Ähnliche Worte hat mir meine Mutter vor wenigen Stunden gesagt Ich danke Ihnen, Perry!"
,,Sie können den Dank abtragen, Josc", antwortete Rhodan schlicht. „Sorgen Sie dafür, daß die Solaner nie vergessen, daß sie Menschen sind und daß ihre Urheimat die Erde ist. Das ist alles, worum ich Sie bitte!"
Heilmut nickte.
„Ich werde tun, was in meinen Kräften steht!" sagte er. Dann verließ er die Zentrale, um zur SZ-l hinüberzugehen, wo er Gavro Yaal wußte.
Rhodan sah ihm nach, bis sich das Schott hinter Hellmut geschlossen hatte. Dann schritt er langsam zur entgegengesetzten Seite der Zentrale, wo Atlan neben Mentro Kosum stand, der voll konzentriert in seinem Sessel saß, die obere Hälfte des Kopfes unter der SERT-Haube verborgen. Der Arkonide blickte seinem Freund ins Gesicht.
,,Du darfst dich nicht quälen, Perry!" sagte er. ,,Es wird nicht lange dauern, dann geraten die Solaner völlig aus dem Häuschen. Es wird uns gar nichts anderes übrigbleiben, als sie mit Waffengewalt von der Zentrale zurückzuhalten und zu isolieren. Vielleicht sollten wir das Mittelstück der SOL abriegeln!"
Als Rhodan keine Antwort gab, fragte er: ,,Was hat Hellmut dir mitgeteilt? Ist es ernst?"
,,Es ist ernst genug", sagte Rhodan. ,,Yaal handelt eigenmächtig. Aber das ist es gar nicht. Ich muß immer wieder an den Ausspruch denken, den er getan hat, als wir Bardioc aus dem Schiff gelassen haben. Yaal sagte, daß er fest davon überzeugt sei, daß die SOL, SENECA und die Solaner eine in sich geschlossene Einheit bildeten, die sich vor anderen Superintelligenzen nicht zu verstecken brauche. Diese Auffassung Ist es, die mir Kopfzerbrechen bereitet."
,,Er spinnt ganz einfach", sagte Atlan.
In diesem Augenblick rührte sich der Epsaler. Und über die Lautsprecheranlage meldete SENECA: ,,Hyperraumetappe in eineinhalb Minuten abgeschlossen!"
Eigentlich wirkte der kleine Mann unscheinbar und unauffällig. Er sah nicht aus wie ein Rebell oder Aufwiegler. Und im Grunde genommen war er das auch nicht. Gavro Yaal war Kosmobiologe und hatte als solcher ein fest umrissenes Arbeitsgebiet, mit dem er sich intensiv befaßte. Durch seine Beschäftigung mit den Ursprüngen des kosmischen Lebens und seinen unzähligen Varianten, besaß er eine Kenntnis, die sich aufs beste mit seiner Weltanschauung vertrug. So war es erklärlich, daß Yaal die Tatsache eines eigenen Sola-nervolks in einer eigenen SOL-Welt als etwas durchaus Natürliches empfand und alles daransetzte, dieses Ziel zu verwirklichen. Das einzige Hindernis auf dem Weg dahin waren -ganz objektiv gesehen - die Terraner, die an Bord lebten und die Schiffsführung stellten.
Nun war Gavro Yaai, wie viele Solane; nicht frei von subjektiven Wertmaßstäben. Er war ein Mensch, der äußerst selten die Oberfläche eines Planeten betreten würde, höchstens, wenn es sein Arbeitsgebiet erforderte oder er dadurch seinem Ziel eines selbständigen Volkes entscheidend näher kommen konnte. Auch zwischen ihm und den Terra-Abkömmlingen gab es Mißverständnisse, war mangelnde Toleranz zu erkennen. Die Verbissenheit und Zähigkeit, mit der Yaal sein Ziel verfolgte, weitab diplomatischen Geschicks oder Kompromißbereitschaft, taten ein übriges. Gavro Yaalwareiner der maßgeblichen Leute dafür, daß die Terraner an Bord bald einhellig der Ansicht waren, daß die Solaner sich für etwas Besseres hielten als die übrigen Menschen. Rhodan hatte völlig recht, wenn er den Kosmo-biologen als hoffnungslosen Fall betrachtete.
Jetzt saß Yaal in seinem Quartier, das aus zwei geräumigen Zimmern und einer Naßzelle bestand, und spielte auf seiner Gitarre. Es waren selbstkomponierte Weisen, die er zupfte, und irgendwie klangen sie verträumt und romantisch, dann aber waren wieder harte, realistische Züge dazwischen. Zeichen für einen Menschen, der erst auf dem Weg war. Unterwegs zu einem Ziel und vielleicht auch unterwegs zu sieh selbst. Gavro Yaal wuchs und veränderte sich mit
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