PR TB 213 Weg in Die Unendlichkeit
Rhodan von Bardioc erhalten hatte. Rhodan sollte dort das Sporenschiff des ehemaligen Mächtigen aufsuchen und sich darum kümmern, daß es nicht in falsche Hände geriet.
Der Mann, dessen Person so eng mit dem Schicksal der gesamten Menschheit verknüpft war, stand hoch aufgerichtet in der Zentrale im Mittelteil des Schiffes. Seine grauen Augen waren weit geöffnet und in die Ferne gerichtet. Unbewegt musterten sie die Schlieren des Hyperraums, die über die Bildschirme zogen. Straffjeden Muskel unter Kontrolle, die Arme eng am Körper herabhängend und die Hände leicht nach innen gewinkelt, bildete der ehemalige Großadministrator des Solaren Imperiums den ruhenden Pol in der routinemäßigen Geschäftigkeit, die während des Fluges herrschte. Niemand getraute sich, den Mann in seiner Beschaulichkeit zu stören, der in seinem über sechzehn Jahrhunderte dauernden Leben mehr geleistet hatte als ganze Generationen vor ihm.
Am Haupteingang der Zentrale entstand Unruhe. Ein Mann kam herein. Er trug die übliche Bordkombination, denn Uniformen gab es an Bord der SOL schon lange nicht mehr. Als er Perry Rhodan so unbewegt dastehen sah, verhielt er seinen Schritt und warf einen entschuldigenden Blick zu den beiden Männern, die ihn nicht zu Rhodan hatten vorlassen wollen. Eine Viertelstunde verging.
Endlich bewegte sich der Kommandant der SOL. Seine Schultern sanken ein wenig herab, sein Geist kehrte zurück in die Wirklichkeit, ohne die Menschen um ihn herum merken zu lassen, in welchen Fernen der Zukunft oder Vergangenheit er geweilt hatte.
,, s ir!"
Perry Rhodan wandte sich nach dem Rufer um. Sein Gesicht entspannte sich. Er lächelte. ,,Hallo, Josc", antwortete er. ,,Was haben Sie auf dem Herzen?"
Rhodans Mundwinkel zuckten leicht, als er daran dachte, daß die Solaner und Erdgeborenen sich immer öfter mit dem distanzierten Sie begegneten. Zu Beginn der langen Reise des Schiffes hatte sich das vertrauliche Du eingebürgert. Es wurde nicht nur von der Schiffsführung verwendet, sondern hielt bald auch Einzug in allen Bereichen der Besatzung. Mit Beginn der Bewußtwerdung der Solaner aber und der folgenden Distanzierung, die von vielen Mißverständnissen und bewußten Provokationen auf beiden Seiten begleitet war, griffen immer mehr Menschen zu der unpersönlichen Anrede. Unterbewußt war der Vorgang Spiegel einer Entwicklung, die die beiden Gruppen im Schiff immer weiter auseinanderbrachte.
,,Ich muß es Ihnen sagen", begann Joscan Heilmut. ,,Gavro Yaal hat mit Unterstützung SENECAs die Initiative ergriffen und ein Stellarium geschaffen, in dem in Zukunft alle Kinder unterrichtet werden sollen."
.Rhodans Augen sahen ihn aufmerksam an.
,,Und warum erzählen Sie mir das jetzt?" fragte er. ,,Sie als Sprecher der Solgeborenen?"
,,Ich halte es nach wie vor für meine Pflicht, vermittelnd in dem Prozeß zwischen Schiffsführung und einem Großteil der Schiffsbewohner zu wirken, Perry Rhodan. Einem Prozeß, der darin gipfeln wird, daß Sie uns die SOL eines Tages übergeben!"
In Rhodans Mundwinkeln verstärkte sich das Zucken. Er wollte Hellmut eine Antwort geben, wartete aber dann. Er dachte an das Gespräch, das der Solaner und er vor kurzem gehabt hatten. Dabei hatte er festgestellt, daß Hellmut die Interessen der Solaner auf Eigenständigkeit vertrat, von den Ansichten Gavro Yaals aber nicht viel hielt.
,,Noch ist es Zeit, Yaal zu bremsen!" beteuerte Hellmut.
,,Ich kann es nicht!" entgegnete Rhodan ihm. ,,Es liegt mir fern, Yaal oder, einen anderen in diesem Schiff zu bevormunden, wenn es um seine persönlichen Anschauungen geht!"
Rhodan wußte nur zu gut, daß sich die Lage an Bord immer weiter zuspitzte. Und er wußte ebenso, daß er über dieses Problem schon tausendmal geredet hatte. Mit Solanern und mit seinen Freunden. Er hatte erkannt, daß die Schiffsgeborenen eine auffällige Inkonsequenz an den Tag legten. Sie wollten einen der Ihren nicht gängeln oder bremsen. Wenn er ihrer Ansicht nach die Schiffsführung bedrängte, sollte diese sehen, wie sie mit ihm fertig wurde. Auf der anderen Seite wehrten sie sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dagegen, wenn sich die Schiffsführung wirklich zum Eingreifen genötigt sah.
,,Es ist Sache der Solaner untereinander, einen gemeinsamen Weg zu finden", fuhr er fort. ,,Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Ihnen nicht die Unterstützung zukommen lasse, die ich gerne geben würde", sagte Hellmut mit bedauerndem Kopfschütteln.
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