PR TB 214 Kosmischer Grenzfall
Walty sagte, daß
wir auf diese Weise wenigstens energieunabhängig waren.
Nachdem die Klacktoner das Material von Bord der SCHLEUDERBOGGE
geschafft hatten, versiegelte Walty die Schleuse. Von diesem
Zeitpunkt an war das Betreten des Schiffes verboten. Als Lothar
Pilgram merkte, daß er seine Mikrothek mit Fachliteratur an
Bord vergessen hatte und sie nachträglich zu holen verlangte,
wurde ihm das von Walty verwehrt. Das war zusätzlich Zündstoff
für die ohnehin schon spannungsgeladene Atmosphäre.
Lothar Pilgram wurde noch ekelhafter und unausstehlicher, und er
nörgelte besonders an den Einrichtungen von Waltys
“Überlebenshermann" herum, wie die Klacktoner den
Zwölf-Kuppel-Stützpunkt nannten. Ich muß zugeben, daß
alles
reichlich improvisiert wirkte, daß es andererseits aber
wiederum geniale Detaillösungen gab.
Eine Stunde nach Aufbruch der Expedition rief Annemy über
Sprechfunk an und meldete keine besonderen Vorkommnisse.
Dann stand endlich das Lager. Wir inspizierten es.
Die beiden größten Kuppeln waren als Vorratskammern
eingerichtet und enthielten neben ausreichend Verpflegung und
alltäglichen Gebrauchsgegenständen hauptsächlich
Geschenke für die Lamaroner. Walty erklärte, daß er
die Auswahl nach psychologischen Gesichtspunkten getroffen hatte und
daß es sich in der Mehrzahl um Bestandteile eines von ihm
entworfenen Baukastensystems handele, das unzählige Variationen
erlaubte und mit dem man Dinge zusammensetzen könne, die den
Erfordernissen der Eingeborenen entsprächen.
“Die Idee ist nicht schlecht", mußte selbst
Pilgram zugeben. “Doch die Praxis wird weisen, wie gut sie
wirklich ist."
In einer Kuppel waren die technischen Anlagen untergebracht, die
sich jedoch in Grenzen hielten. Walty vergaß nicht zu erwähnen,
daß sein Überlebenshermann mit der entsprechenden
Ausrüstung selbst auf einer Methanwelt allen Anforderungen
entsprochen hätte. Der Stützpunkt war ausbaufähig, so
daß man Luftschleusen und Anlagen für die
Sauerstoffversorgung, Temperaturregulierung und Gravitationsanpassung
anschließen konnte. Aber da es sich bei Lamarone um eine
lebensfreundliche Welt handele, konnte man auf all das verzichten.
Gegen eine Klimaanlage hätte ich dennoch nichts gehabt, aber von
solchem Luxus wollte Klackton nichts wissen.
“Je eher man sich an die Umwelt gewöhnt, desto
erträglicher empfindet man sie", erklärte er.
Ursprünglich sollten ein Windrad und Sonnenkollektoren für
die benötigte Energie sorgen, aber da es windstill war und der
Himmel dauernd bewölkt, mußte sich Walty entschließen,
die in Reserve gehaltenen Atombatterien anzuzapfen. Das ließ
mich aufatmen.
Die Kuppeln mit den Unterkünften waren noch spartanischer als
alles andere eingerichtet. Man mußte in Hängematten
schlafen und sich mit einem Netz zum Schutz von Insekten zudecken.
Für die tägliche Hygiene gab es nur drei
Gemeinschaftsanlagen, die auch von den Klacktonern benutzt wurden.
Pilgram machte natürlich alles mies, ich schwieg höflich,
dachte im stillen jedoch sehnsüchtig an meine Kabine auf der
SCHLEUDERBOGGE. Es war schon ein Jammer, daß wir auf die
Annehmlichkeiten, die das Raumschiff zu bieten hatte, verzichten
mußten. Aber dann sagte ich mir, daß solche Entbehrungen
eben zu dem abenteuerlichen Leben der Freihändler gehörten,
und dann nahm ich alles leichter. Abenteuer, ahoi!
“Boß, Boß!" erklang plötzlich die
aufgeregte, gutturale Stimme eines Klacktoners durch den Stützpunkt.
Wir hatten die Exkursion gerade beendet und wandten uns dem Ausgang
zu, als plötzlich Malik vor uns auftauchte. Er drehte den
breitkrempigen Federhut nervös zwischen den Händen und
hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere.
“Was gibt es denn, Malik?" erkundigte sich Klackton.
“Draußen ist wer", berichtete der Klacktoner
atemlos. “Ein gestreifter, lamaronischer Hermann. Hat viele
dünne Beine und Glubschaugen, so groß wie dein Adamsapfel.
Aber keine Nase!"
“Das sehen wir uns an!" beschloß Walty.
“Wenn es sich um einen Lamaroner handelt, dann lassen Sie
mich die Sache in die Hand nehmen", verlangte Pilgram energisch.
“Als Xenologe verstehe ich mich darauf, Kontakt zu Fremdwesen
aufzunehmen."
Die beiden verschwanden durch den Ausgang ins Freie. Ich wollte
ihnen folgen, als mein Armbandgerät anschlug, das mit dem
Sprechfunkgerät gekoppelt war. Ich ärgerte mich, daß
ausgerechnet jetzt der Anruf von Annemy kam, wo es spannend wurde.
Fluchend begab ich mich zum Funkgerät
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