PR TB 216 Welt Der Flibuster
kannst du mich
rufen.”
Am fernen Horizont erhellte sich schon der nächtliche Himmel.
In weniger als einer Stunde würde die Sonne von SOLITUDE
auftauchen.
Mit Genuß aktivierte Simudden in einem Shift alle Empfänger.
In den Hyperfunkbändern herrschte das erwartete Geprassel vor,
daß von den energetischen Unruhen des Milchstraßenzentrums
herrührte. Der Akone wußte, daß diese Störungen
Schwankungen unterworfen waren. Im Augenblick waren die
Überlagerungen so stark, daß er kein verwertbares Signal
aufnehmen konnte.
Also beschränkte er sich auf die Normalfunkbänder.
Der Empfänger suchte alle Bereiche automatisch ab.
Bei jedem starken Signal blieb er stehen. Jedesmal handelte es
sich nur um starke Störgeräusche.
Schließlich hatte seine Suche doch noch Erfolg. Simudden
zuckte förmlich zusammen, als er plötzlich einen
gleichmäßigen Pfeifton hörte.
“Ende des Peilsignals”, sagte dann eine deutliche
Männerstimme. Eine Weile herrschte Ruhe. Simudden hantierte
nervös an den Bedienungselementen.
Dann war es wieder da.
“Achtung, Orbiter! Hier spricht Kommandant Zylitran von der
JERSAN-ZOG. Alle Überlebenden werden aufgefordert, sich am
Standort dieses Senders einzufinden. Es folgt ein Peilsignal.”
Wieder ertönte der gleichmäßige Pfeifton. Diesmal
zeichnete Simudden die ganze Sendung auf Band auf. Dann rief er nach
Körn Brak.
Die beiden Flibustier hörten sich die Sendung mehrmals an.
Körn Brak lächelte, während Simudden eine Peilung
vornahm.
“Tobbon wird sich freuen”, sagte der
Kosmo-Mathematiker. “Jetzt haben wir eine Spur und einen
Ansatzpunkt.”
“Und eine Erklärung. Ein Orbiterschiff namens
JERSAN-ZOG ist auf SOLITUDE notgelandet. Der Kommandant heißt
Zylitran.”
“Wir wissen noch mehr. Der Kommandant ist eine
Simudden-Type. Es war eindeutig deine Stimme, Panika, die da sprach.”
“Mit der Stimme dieses Orbiters hast du sicher recht. Mir
kam sie auch gleich so komisch vor.”
“Ich wecke die anderen.”
“Und dann kann es losgehen.”
Simudden rieb sich die Hände. Seine alten Gefühle als
Flibustier kamen wieder an die Oberfläche.
Auch Körn Brak schien plötzlich beflügelt zu sein.
“Wir werden Josto heraushauen”, sagte er im
Davoneilen.
Draußen kroch die kleine gelbe Sonne von SOLITUDE über
den Horizont.
6.
Er war mehr als verwirrt, denn was ihm widerfahren war, entsprach
in keiner Einzelheit seinen Informationen. Alles war unlogisch und
ohne Zusammenhang. Nach seiner eiligen Flucht hatte er sich in den
Hort zurückgezogen. Seine Verwirrung war so komplett, daß
er sich nicht einmal um die toten Ableger kümmerte. Sollten sich
die Mobilen darum kümmern. Im Augenblick war er dem Urziel
ferner als je zuvor.
Aus den Informationen wußte er vieles über die anderen
Lebewesen. Es bestand kein Zweifel, daß sie zu dem echten Leben
gehörten. Denn niemals sonst hätten sie das alles zustande
gebracht, was er aus den Informationen wußte. Er konnte von den
Heldentaten des echten Lebens erzählen, wenn es jemand gegeben
hätte, der ihm zuhören konnte. Aber es gab niemand. Die
toten Ableger waren noch kein echtes Leben.
Aber gerade weil er so viel über diese Lebewesen wußte
und weil er ihre Stärken und Schwächen aus den
Informationen kannte, war es ihm ein Rätsel, daß man
versucht hatte, ihn mit dem Grauen anzugreifen. Das widersprach jeder
Logik, denn ihm konnte das Grauen doch nichts anhaben.
Er war aber noch in einem anderen Punkt verunsichert. Das viele
unechte Leben, das seit einiger Zeit auf seiner Welt war, war sehr
aktiv. Eigentlich war das unmöglich, denn nur echtes Leben
konnte wirklich handeln und etwas vollbringen. Immer wieder hatte er
bei seinen Streifzügen versucht, echtes Leben aus dem unechten
zu locken. Alle Versuche waren fehlgeschlagen. Das unechte Leben
wurde bei der geringsten Berührung noch unechter. Selbst das
Scheindasein schwand dahin.
Da steckte in den toten Ablegern noch mehr Lebenssubstanz als in
diesen Nachbildungen.
Er fand keine Erklärung für diesen Widerspruch. Das
unechte Leben konnte nicht so handeln, wie es es tat.
Wieder bedauerte er, daß er keine Positronik besaß.
Eine solche Maschine hätte ihm sicher weitergeholfen.
Schließlich reifte in ihm der Verdacht, daß das
unechte Leben von einer solchen Maschine gelenkt wurde. Roboter, so
nannten die Angehörigen des echten Lebens diese Maschinen. Der
Haken war nur, daß nach seinen Informationen diese Roboter ganz
anders aufgebaut waren.
Er
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