PR TB 221 Findelkinder Der Galaxis
des Doppelmonds.
Eigentlich war es erstaunlich, daß niemand die Frage
stellte, wie Sebbadin zurückkehren sollte, denn der Hügel
der Aktivität war ein einseitig arbeitendes Instrument. Mit ihm
konnte man die Heimat nur verlassen.
Polterian schwieg noch.
An ihrer Stelle antwortete der alte Bax auf Merlains Frage.
»Es bedeutet«, flüsterte der Xisrape leise, »den
endgültigen Untergang oder die Rettung.«
Die Sonne schob sich mit dem unteren Rand über den Horizont
und hüllte die Landschaft in ein warmes Licht. Am Himmel stand
eine einzelne kleine Wolke, in der Polterian ein Symbol für die
Ankunft ihres Sohnes Sebbadin sah.
»Es bedeutet die Rettung«, sagte sie mit fester
Stimme.
5.
Seine Freunde nannten ihn Bully. Sein richtiger Name war Reginald
Bull. Er war ein Mann der allerersten Stunde und Perry Rhodans
ältester Freund. Die beiden Männer waren als erste Menschen
zum Mond geflogen und hatten damit die Geschichte in Bahnen gelenkt,
die das Tor zum Kosmos für die Menschheit aufstießen.
Bully wurde am 14. Mai 1938 geboren. Im Jahre 3459, das man
mittlerweile auf der Erde schrieb, war er 1521 Jahre alt, und dennoch
sah er aus wie ein Enddreißiger. Im 37. Lebensjahr war sein
Alterungsprozeß zunächst durch die Zelldusche im
Physiotron des ES-Planeten Wanderer angehalten worden. Später
war er durch einen Zellaktivatoren, die ES in der
Milchstraße ausgestreut hatte und den Perry Rhodan ihm
überlassen hatte, relativ unsterblich geworden. Gegen eine Kugel
oder Energieladung half dieses kleine und wunderbare Gerät
freilich nicht. Daß Bully noch lebte, verdankte er nicht nur
seinen Freunden oder dem Glück, sondern zu einem großen
Teil auch seinen Fähigkeiten.
Er wirkte oft auf den ersten Blick etwas oberflächlich oder
gar leichtfertig und unüberlegt, wenn er, seinem Temperament
folgend, ein Risiko einging. Im rechten Augenblick hatte er es aber
immer verstanden, sich selbst Zügel anzulegen und mit der
Fähigkeit, eine Gefahr richtig einzuschätzen, das Blatt zu
seinen Gunsten gewendet.
Es gab Kritiker, die sagten, Reginald Bull würde ewig im
Schatten seines Freundes Perry Rhodan stehen. Er selbst pflegte auf
solche Vorwürfe hin verschmitzt zu lachen.
»Das kann nicht wahr sein«, sagte er dann gern, »denn
Perry wirft gar keinen Schatten.«
Wenn es darauf ankam, konnte Bully sehr schnell zum eiskalt und
überlegt handelnden Mann werden. Er hatte das so oft in seinem
Leben bewiesen, daß man getrost behaupten konnte, ohne ihn
stände ein Mann wie Rhodan nicht da, wo er heute war.
Bullys kleine und gedrungene Gestalt ließ die Vermutung
aufkommen, daß er zur Fettleibigkeit neigte. Aber das war ein
Irrtum. In Wirklichkeit war er muskulös und überaus flink.
Wenn es sein mußte, ging er keinem Kampf aus dem Weg.
Bull hing seit eh und je an seinen kurzgeschnittenen roten Haaren,
die einen Kontrast zu den wasserblauen Augen in dem großflächigen,
von Sommersprossen übersäten Gesicht bildeten.
An diesem Morgen zog er den Kragen seiner Kombination zusammen,
denn in Terrania-City regnete es. Sein Privatgleiter stand auf der
Landefläche eines Hochhauses in Imperium-Alpha.
Bull ließ die durchsichtige Abdeckung einrasten. Dann
programmierte er den Steuerautomaten mit den Standortdaten der
Zentrale der Xisrapen.
Als er vor einer Stunde dort angerufen und um eine Unterredung mit
Sebbadin gebeten hatte, war es ihm so vorgekommen, als ob man ihn
kühl behandeln würde. Erst als der Xisrape Sebbadin selbst
erschienen war, hatte sich das sehr förmliche Gespräch
etwas gelockert.
Dennoch war ihm nicht ganz wohl, während sein Gleiter sich in
die unsichtbaren Leitlinien des Verkehrsnetzes einordnete und dem
vorgegebenen Ziel zustrebte. Er war in seinem langen Leben schon
vielen Fremdlebewesen begegnet, die keinerlei Ähnlichkeit mit
den Menschen besessen hatten. Bei den Xisrapen war es dennoch etwas
Neues und völlig Anderes. Sie strahlten eine undefinierbare und
seltsame Friedlichkeit aus, hinter der sich etwas zu verbergen
schien.
Es reizte Bull, dieses Völkchen näher zu erforschen.
Dieses Gefühl gesellte sich zu den menschlichen Regungen, die
besagten, daß jemand Hilfe brauchte.
Die Zentrale der Xisrapen lag am Ortsrand von Terrania-City in
einem Teil der Stadt, der sich in nichts von anderen Gegenden
unterschied. Die Räume, die die Xisrapen bewohnten, lagen im
obersten Stock eines breiten Wohnblocks. Bull mußte seinen
Gleiter vor dem Haus abstellen, denn auf dem Dach war eine
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