PR TB 221 Findelkinder Der Galaxis
Pflanzung
angelegt. Dort konnte man nicht landen.
Er ging die letzten Meter zu Fuß durch den nachlassenden
Regen.
Am Eingang gab es ein Hinweisschild. »16 Xisrapen«,
las Bull zu seiner leichten Verwunderung.
Ein Antigrav-Doppelschacht beförderte ihn in das 144.
Stockwerk. Entgegen den Gewohnheiten in terranischen Häusern
waren in dieser Etage die Böden nicht mit Teppichen ausgelegt.
Auch die Seitenwände waren frei von jeglichem Schmuck. Schon der
Flur besaß etwas von der Eintönigkeit, die die weißen
Xisrapenvölker ausstrahlten.
Man erwartete ihn und führte ihn in einen großen Raum.
Der Xisrape, der ihn gebeten hatte einzutreten, war wesentlich größer
als Sebbadin, den Bull ja kannte.
In dem Raum, der äußerst spartanisch eingerichtet war,
schwebten fünf Xisrapen. Das einzige Fenster, das eine ganze
Seite einnahm, war weit geöffnet. Die Frische des Regens drang
in das Zimmer.
Bull erblickte einen einzigen Stuhl, der zudem sehr alt aussah.
Anderes Mobiliar gab es nicht. Auf dem Boden lagen mehrere Decken,
und in einer Ecke stand ein Getränkeautomat.
Das war alles.
»Ich bin Koff«, sagte einer der Xisrapen. Bull konnte
nur an den leichten Schwingungen seines Körpers erkennen, daß
es dieser Fremde war, der zu ihm sprach. »Ich bin der
Sprecher.« Er deutete mit einem seiner Gliedmaßen auf den
einsamen Stuhl. »Dieses Möbelstück müßte
Ihnen angenehm sein, Mr. Bull. Wenn Sie bitte Platz nehmen wollen?«
Der Staatsmarschall setzte sich umständlich hin. Die
Situation strahlte etwas Bedrückendes und Ärmliches aus,
das ihn innerlich erschaudern ließ. Er fühlte sich unwohl
und bereute es fast, hierher gekommen zu sein.
Koff schien das zu spüren.
»Sicher kommt Ihnen unsere Wohnung kalt und fremd vor«,
sagte er, »aber Sie dürfen das nicht mit Ihren Maßstäben
messen. Für uns ist es hier sehr angenehm. Wir haben alles, was
wir brauchen, und wir fühlen uns wohl. Wir vergessen nie, daß
wir ohne die großzügige Hilfe der Menschen nicht mehr am
Leben wären.«
»Sie meinen«, antwortete Bull ungewohnt rauh, »Sie
wären auf den Welten, auf denen man Sie ausgesetzt hat,
verhungert?«
Die Xisrapen wichen etwas zurück. Zwei von ihnen legten sich
auf den Decken ab, die Teile des Bodens bedeckten.
Bull merkte, daß er einen Fehler gemacht hatte.
Unwillkürlich war ihm sein eigentliches Anliegen
herausgerutscht, bevor er auf das Thema gekommen war, das er als
Bitte für diese Unterredung genannt hatte.
»Wer von Ihnen ist Sebbadin?« fuhr er rasch fort, um
zu retten, was noch
zu retten war. »Ich bin gekommen, um mich bei ihm zu
bedanken, denn er hat mir einen großen Gefallen getan und mir
in einer schwierigen Lage geholfen.«
»Sebbadin ist ein Heranwachsender«, wehrte Koff ab.
»Er ist jung und handelt vorschnell. Andererseits ist sein
Gefühl für Dankbarkeit gegenüber den Menschen
besonders stark ausgeprägt.«
»Er ist nicht hier?« staunte Bull.
Der Sprecher der Xisrapen deutete auf eine der drei Turen, die zu
den benachbarten Räumen führten.
»Er wartet darauf, mit Ihnen zu sprechen. Aber erst müssen
wir prüfen, ob das richtig ist. Zu diesem Zweck haben wir uns
hier getroffen. Bitte betrachten Sie unser Verhalten nicht als
Unhöflichkeit. Schließlich sind wir Gäste auf der
Erde.«
»Nein, nein«, wehrte Bully ab. »Ich verstehe Sie
schon. Es ist klar, daß die Gefahr von Mißverständnissen
groß ist, wenn Angehörige verschiedener Völker
aufeinandertreffen. Was mich wundert ist, daß Sie sich als
Gäste bezeichnen. Wir Menschen wollten, daß die Erde für
Sie eine neue Heimat wird.«
»Es gibt keine neue Heimat, Mr. Bull«, antwortete Koff
sanft. »Es gibt immer nur eine Heimat.«
»Das sehe ich ein. Aber Sie haben Ihre Heimat gar nicht mehr
in Erinnerung. Schließlich sind Sie, bei allem Respekt, im
Babyalter auf einer fremden Welt ausgesetzt worden. Dort wurden Sie
gefunden und dann hier auf Terra zusammengeführt.«
»Das stimmt«, staunte Koff, »aber woher nehmen
Sie die Schlußfolgerung, daß wir deswegen unsere Heimat
nicht kennen?«
Der Aktivatorträger stutzte, denn er merkte, welchen
Gedankenfehler er begangen hatte. Die Xisrapen ließen sich in
vieler Beziehung nicht nach menschlichen Maßstäben messen.
»Ich habe eine falsche Überlegung angestellt«,
bekannte er freimütig. »Als Mensch sieht man eben alles in
anderen Verhaltensweisen. Ich bitte um Entschuldigung.«
»Wir verstehen das«, antwortete einer der beiden
Xisrapen, die auf dem
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