PR TB 221 Findelkinder Der Galaxis
Boden lagen.
Also verfolgten diese auch das Gespräch. Bull hatte zunächst
angenommen, daß sich diese beiden Extraterrestier beleidigt
oder seelisch getroffen aus dem Gespräch hatten zurückziehen
wollen.
»Wenn ich Sie recht verstanden habe, Koff«, folgerte
er, »so besitzen Sie eine Erinnerung, die nicht Ihrem eigenen
Erleben entspricht, sondern die Zeit davor zum Inhalt hat. Dann
wissen Sie auch, wo Ihr Heimatplanet liegt, oder?«
»Ich sehe, daß Sie nicht nur Sebbadin sprechen
wollen«, wich Koff aus. »Sie wollen etwas anderes. Lassen
Sie sich sagen, daß wir glücklich und zufrieden sind.
Genügt das?«
Bully räusperte sich und blickte die fünf Xisrapen an.
Aus deren Verhalten
ließ sich nicht schließen, was sie wollten oder
dachten. Er rief sich die Worte in die Erinnerung zurück, die
Anton Chinnel gesagt hatte. Zusammen mit den Informationen, die er
aus den Speichern der Positroniken von ImperiumAlpha erhalten hatte,
ergab sich ein zwar verworrenes Bild. Eins aber war klar. Die
Xisrapen waren ein stolzes und selbstbewußtes Volk, das sich
keine Blöße geben wollte. Eine Positronik, die eine lange
Auswertung über die Fremden gemacht hatte, hatte von einer
»Indianermentalität« gesprochen.
»Es genügt nicht.« Bull wagte den frontalen
Angriff. »Sie schaden sich nur selbst, wenn Sie sich mit Ihren
Gedanken und Gefühlen vor uns verschließen. Aber lassen
wir das. Ich würde jetzt gern Sebbadin sehen und sprechen, um
ihm meinen Dank zu sagen.«
Die Xisrapen schwiegen. Fast hatte Bull das Gefühl, daß
sie sich untereinander telepathisch unterhielten. Aber das war
undenkbar. Die ersten Xisrapenkinder, die zur Erde gekommen waren,
hatte man gründlich untersucht. Es gab eine energetische Aura,
die alle Xisrapen in der näheren Umgebung miteinander verband,
aber keine psionischen Kräfte.
Statt einer Antwort schwebte Koff auf eine Tür zu und stieß
sie mit einigen seiner Gliedmaßen auf.
Dann rief er nach Sebbadin.
Der Xisrape, der schnell in den großen Raum glitt, war
deutlich kleiner als alle anderen. Bull erkannte das jetzt, wo er
alle zusammen sah und einen unmittelbaren Vergleich ziehen konnte.
»Hallo, Sebbadin!« Er stand auf und streckte eine Hand
dem Xisrapen entgegen.
Der flog an der offenen Fensterfront vorbei und schwebte dann auf
Bull zu. Er hielt dicht vor ihm in der Luft an und streckte drei
seiner weißen Ärmchen aus. Seine drei Sehwülste
vibrierten leicht.
»Hallo, Mr. Bull. Ich freue mich. Haben Sie mit Koff und den
anderen über unser Problem sprechen können?«
Diese Frage versetzte den Terraner in Erstaunen.
Die anderen fünf Xisrapen zogen sich von Bull und Sebbadin
zurück.
»Rede so, wie du es gelernt hast«, schimpfte Koff,
»oder zügle deine Stimme.«
»Ich tue nichts, was unrecht wäre«, wehrte sich
Sebbadin. Seine feine, leise Stimme klang beschwingt. »Mr.
Bull, wir Xisrapen haben unsere Eigenarten. Ich habe drei Häutungen,
das sind fast zwei Jahre, die Schule für Extraterrestier
besucht. Mein Lieblingsfach war die menschliche Psychologie. Im
Unterschied zu meinen älteren Schwestern und Brüdern kann
ich mich auf Sie einstellen. Ich verstehe Sie, Mr. Bull. Koff wird
mich gleich aus diesem Raum jagen, weil ich mich nicht so mit meinen
Worten verhalte, wie er es wünscht. Er hält mich für
einen undankbaren Wilden.«
Sebbadin glitt etwas zur Seite, so daß Bull Koff wieder
direkt sehen sollte. Der Mensch spürte, daß er in Sebbadin
einen Verbündeten gewinnen konnte.
»Koff«, sagte er, und er stand zur Unterstreichung
seiner Worte von dem Stuhl auf. »Wie alt sind Sie eigentlich?«
Die scheinbar unmotivierte Frage versetzte Koff in leichte
Körperschwankungen.
»Er ist nach Ihren Maßstäben 32 Jahre alt«,
antwortete Sebbadin unaufgefordert. »Aber er ist der älteste
Xisrape unserer kleinen Kolonie. Das gibt ihm das Recht, mir den Mund
zu verbieten oder mir vorzuschreiben, was ich sagen darf und was
nicht. Entspricht ein solches Verhalten Ihren Vorstellungen, Mr.
Bull?«
»Es entspricht nicht meinen Vorstellungen«, antwortete
Bully ausweichend, »daß man mir eine gestellte Frage
nicht beantwortet. Ich wollte wissen, wo der Heimatplanet der
Xisrapen ist. Nach den Informationen, die ich aus unseren
Datenspeichern habe, wissen Sie das nicht. Nach den Eindrücken,
die ich aus diesem Gespräch gewinne, muß ich annehmen, daß
die Xisrapen die Menschen bewußt belügen.«
»Wir lügen nie.« Sebbadin flatterte erregt mit
seinen Körperlappen.
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