PR TB 223 Der Waffenhandler
geringste Zweifel bleiben sollte, stieg er in ein
anderes Taxi, das auf dem Dach parkte, nannte die Codenummer des
Hotels, in dem er wohnte und ließ sich zum Hotel fliegen. Dort
holte er sich eine Kreditkarte aus dem Appartement und raste
anschließend zur Unfallstelle.
Das Gleiterwrack lag zwischen zwei Häusern. Mehrere
Polizisten waren dabei, es zu untersuchen.
Guy Maultinger! Sieh an. Aus deiner Richtung hätte ich das
nicht erwartet! dachte er.
Nachdenklich kehrte er zum Hotel zurück.
Er war sich nun darüber klar, daß er nicht zu hoffen
brauchte, den Zentropoliten Kartan Askeron mit Hilfe der Presse
stürzen zu können.
Im Appartement fand er eine Videonachricht vor. In ihr teilte ihm
Tekener mit, daß er am nächsten Morgen um 10.00 Uhr auf
dem Sims des Marcul-Hochhauses kämpfen sollte.
7.
Als die Maskenbildnerin ihre Arbeit beendet hatte, erhob sich
Tekener. Die Augenpartien waren stark betont worden, damit sein
Gesicht auf dem Film später wirkungsvoller war.
»Sehe ich meinen Gegner noch vor dem Kampf?« fragte
er.
Die Maskenbildnerin, eine junge Arkonidin von etwa zwanzig Jahren,
schüttelte den Kopf.
»Wozu?« fragte sie. »Es ist besser für Sie
und den Kampf, wenn der Gegner anonym bleibt. Wenn Sie ihn kennen,
könnten Sie persönliche Gefühle für ihn hegen,
und das wiederum könnte das Duell negativ beeinflussen.«
Sie führte ihn zu einer Tür, hinter der ein
Antigravschacht lag.
»Viel Glück. Ich drücke Ihnen die Daumen, daß
Sie gewinnen.«
»Ich werde gewinnen.«
Sie blickte ihn überrascht an. Seine Stimme war so ruhig
gewesen, wie noch bei keinem der Männer, die sie für ein
Semon-Spiel vorbereitet hatte. Bei wenigen hatte sie eine derartige
Siegeszuversicht gefunden wie bei ihm.
»Seien Sie sich nur nicht zu sicher«, warnte sie ihn.
»Nicht nur Sie kämpfen um ihr Leben. Der andere auch.«
»Das ist mir klar.«
Er stieg in den aufwärtsgepolten Antigravschacht, an dessen
anderem Ende ein riesiger Ertruser auf ihn wartete. Der
Umweltangepaßte war größer als zweieinhalb Meter und
hatte breitere Schultern als jeder andere Ertruser, dem Tekener
vorher begegnet war.
Wortlos hielt er ihm eine leuchtend rote Kombination hin, die aus
einer engen, elastischen Hose und einem hemdartigen Oberteil bestand.
Tekener nahm die Sachen entgegen. An dem Umweltumgepaßten
vorbei konnte er eine Glastür sehen, hinter der eine offene
Nische lag. An einem Fahnenmast flatterte eine rote Flagge.
»Wir haben starken Wind«, gab er zu bedenken. »Könnte
das den Kampf nicht zu sehr beeinflussen?«
»Es ist deine Sache, wie du dich auf dem Sims hältst«,
erwiderte der Ertruser. »Ob Wind oder nicht. Der Kampf findet
statt. Oder willst du kneifen?«
»Daran dachte ich eigentlich weniger.« Tekener
streifte seine Kleidung ab und zog die Kombination an. Darin würde
er weithin sichtbar sein.
Der Ertruser trat zur Seite und öffnete die Glastür.
»Dein Gegner ist irgendwo da draußen auf dem Sims«,
erläuterte er nach einem Blick auf sein Chronometer. »Du
wirst ihn schon finden.«
Der Galaktische Spieler trat durch die Glastür in die Nische
hinaus. Er schloß die Augen, während die Tür hinter
ihm zufiel, und atmete einige Male tief durch.
Er versuchte, sich von allen Gedanken zu befreien, die nichts mit
dem Kampf zu tun hatten.
Langsam näherte er sich dem Rand der Nische und blickte in
die Tiefe.
Er erschauerte.
Der Boden schien unter seinen Füßen zu schwanken. Er
stand an einem Abgrund, der zweihundert Meter senkrecht abfiel. Zwei
Antigravplattformen schwebten heran. Auf ihnen drehten sich
positronisch gesteuerte Kameras, die jeden seiner Schritte erfaßten,
jedes Zucken seiner Lider registrierten. Die Mikrophone nahmen jeden
seiner Atemzüge auf und machten ihn für Milliarden von
Zuschauern in der ganzen Galaxis hörbar.
Und irgendwo in der Nähe war sein Gegner, der ebenfalls von
Kameras beobachtet wurde.
Zweihundert Meter unter Ronald Tekener schimmerte es grün. Er
wußte, was demjenigen drohte, der unterlag und in die Tiefe
stürzte. Ein Desintegratorfeld erwartete ihn, das ihn in
Bruchteilen von Sekunden auflöste.
Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen, warf er
sich vor. Aus Gründen der Volksbelustigung einen Menschen zu
töten, ist nicht zu rechtfertigen.
Aber wie hätte er sonst versuchen sollen, die Zusammenhänge
zwischen den Semon-Spielen und dem Waffenhandel aufzuklären?
Eine Bö überraschte ihn. Sie war so heftig, daß
sie ihn beinahe in die
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