PR TB 225 Eiswelt Cyrglar
Sie bald wieder abreisen werden?“
„Kann sein“, antwortete Louisa.
Markov machte sich an einem Stapel Druckfolien zu schaffen. „Oh
ja“, sagte er, „fast hätte ich es vergessen: von
unserem Terra-Universal-Reporter fehlt bis jetzt jede Spur.“
„Was bedeutet... “
„Was bedeutet, daß er sich bisher nicht mit dem
Kapitän seines Charterschiffs in Verbindung gesetzt hat. Der
Mann war im Gegenteil sehr überrascht, von mir zu hören,
daß er droben in der Grellin eines seiner Bordfahrzeuge
verloren hat.“
Er war kein guter Schauspieler. Erst als Louisa ihn voll ansah,
verschwand der lauernde Ausdruck von seinem Gesicht.
„Ich nehme an, Sie werden nach ihm suchen lassen“,
sagte sie ruhig.
„Oh, im Gegenteil!“ rief Markov belustigt aus.
„Erinnern Sie sich an seine Worte? Je selbständiger
Journalisten sind, desto objektiver können sie berichten.“
„Ich erinnere mich“, nickte Louisa. „Ich glaube
nicht, daß sie sich auf eine Lage bezogen, in der ein Mensch in
ernsthafte Gefahr gerät.“
„Er nannte keine Einzelheiten“, äußerte
sich Markov mit süffisantem Lächeln. „Gewiß
nicht.“ Louisas blaue Augen hatten den kalten Schimmer
gehärteten Stahls. „Aber wenn er sich wirklich in Gefahr
befindet und sich ohne Ihre Hilfe daraus befreit, dann nehmen Sie
sich in acht, sobald er über seine Erlebnisse zu berichten
beginnt.“
Als Louisa und Humbert in ihr Quartier zurückkehrten,
unterzogen sie die Räume der üblichen Inspektion. Der
Umstand, daß sie bei ihrem vorgestrigen Einzug keine
Abhörgeräte vorgefunden hatten, bedeutete nicht, daß
solche nicht eingebaut worden waren.
Es war kurz nach Mitternacht. Draußen heulte der Sturm. Das
Außenthermometer zeigte eine Temperatur von minus
dreiundzwanzig Grad.
„Die Entwicklung gefällt mir nicht“, sagte
Louisa. „Markov ist fest entschlossen -wenn ich nur wüßte
wozu. Die Ankündigung der Psitec hat seinen Fahrplan über
den Haufen geworfen. Er dachte, er hätte Zeit; aber jetzt kommt
es plötzlich auf jeden Tag an. Wenn er etwas Ungesetzliches im
Sinn hat, und wir kommen ihm dabei in die Quere, dann sind wir
genauso verschwunden wie Langion.“
„Dafür ist Markov verantwortlich, glaubst du?“
„Wer sonst. Langion hat sich umgesehen und eine verdächtige
Spur gefunden. Daraufhin schlugen die sogenannten fremden
Eindringlinge zu.“
„Wenn wir nach ihm suchen wollen, werden wir uns ein
Fahrzeug stehlen müssen“, meinte der Graf. „Ich
glaube nicht, daß Markov uns freiwillig eines zur Verfügung
stellt.“
„Wäre nicht der erste Diebstahl, den wir im Dienst der
gemeinsamen Urmutter aller Intelligenzen begehen“, spottete
Louisa. „Aber zuerst will ich mir das Lagergebäude
ansehen, in dem heute soviel Betrieb war.“
Humbert horchte auf das Tosen des Sturms und verzog mißmutig
das Gesicht.
„Bei dem Wetter?“ murrte er.
„Jawohl, Herr Graf. Das herrschaftliche Daunenbett bekommt
deinen adeligen Körper heute nacht nicht zu sehen.“
Der Sturm trieb dichte Eis- und Schneewolken vor sich her, die die
Sicht auf wenige Schritte begrenzten. Die ebenen Flächen
zwischen den Gebäuden der Psi-orama
Niederlassung wurden von Heliostrahlern beleuchtet, die wie
verwaschene Lichtflecke in der Dunkelheit zitterten.
Der Sturm blies hinter Humbert und Louisa her. Ohne Zwischenfall
erreichten sie das flache, weit ausgedehnte Gebäude, in dessen
Umgebung am Morgen des vergangenen Tages rege Aktivität
geherrscht hatte. Louisa waren mehrere Lastengleiter aufgefallen,
deren Ladeplattformen aufgebauschte Planen trugen. Sie waren durch
ein großes Tor im Innern der Lagerhalle verschwunden und
geraume Zeit später leer und ohne Planen wieder zum Vorschein
gekommen. Es hatte sich nicht feststellen lassen, woher die Fahrzeuge
kamen und welche Last sie beförderten. Louisa vermutete, daß
im Lauf der Nacht ein Raumschiff auf dem unweit gelegenen Raumhafen
gelandet war und das geheimnisvolle Transportgut gelöscht hatte;
aber eine Bestätigung ihres Verdachts ließ sich nicht
beschaffen.
Außer dem großen Tor gab es mehrere Eingänge von
normalem Umfang. Im scharf gebündelten Strahl einer kleinen
Lampe untersuchten sie den Riegelmechanismus und kamen zu dem Schluß,
daß eine Manipulierung des Schlosses keinen Alarm auslösen
würde. Das erschien vernünftig, denn wen hatte Markov auf
dieser Welt zu fürchten. Seine Mitarbeiter waren ohne Zweifel
sorgfältig ausgewählt, und von den Bewohnern der Stadt
Weikesh traute
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