PR TB 225 Eiswelt Cyrglar
vorgeschaltet
hatte. Das Gerät und weitere kleine Kasten waren die
Bestandteile eines komplexen Code-Generators, der die Sendung bis zur
Unkenntlichkeit verschlüsselte und dafür sorgte, daß
Markov auch am Eingang seines Senders nicht abhören konnte, was
die zwei Nachrichtenspezialisten mit ihrem Hauptquartier in Terrania
sprachen.
Nach einer Minute erschien ein Bild - nicht auf der Sichtscheibe
des Video-Geräts, sondern innen auf der Rundung der Helme.
Cromwell Shliffer machte ein griesgrämiges Gesicht.
„Haben Sie eine Ahnung, welche Zeit es ist?“ sagte er.
„Für unseren Freund Markov ist es fünf Minuten vor
zwölf“, antwortete Louisa spöttisch. „Es sei
denn, die Liga verspricht ihm sofortige Hilfe.“
„Auf der Basis welchen Beweismaterials?“ erkundigte
sich Shliffer unbeeindruckt.
Louisa berichtete knapp über das heutige Erlebnis. Ihre Worte
trugen nicht dazu bei, Shliffers Laune zu verbessern.
„Davon soll die Liga beeindruckt sein?“ fragte er
mürrisch. „Sie hätten sich selbst ausrechnen können,
daß das nicht ausreicht.“
„Etwas Ähnliches habe ich Markov schon angedeutet“,
antwortete Louisa, die Cromwell Shliffer viel zu lange kannte, als
daß ihr Gleichmut sich von seinem Genörgel hätte
beeindrucken lassen.
„Nach unserer Ansicht war der ganze Überfall nur ein
Schauspiel, und dazu noch ein schlechtes“, mischte Humbert sich
ein. „Wir werden Markov also klarmachen, daß er mit der
Hilfe der Liga vorläufig noch nicht zu rechnen braucht. Das wird
ihn dazu veranlassen, zur Selbsthilfe zu greifen.“
„Sehen Sie ihm dabei auf die Finger!“ forderte
Shliffer.
„Das ist unsere Absicht. In der Zwischenzeit können Sie
uns ein paar Daten über Markov beschaffen. Wer ist er? Woher
kommt er? Was für Qualifikationen besitzt er?“
„Habe ich zur Hand“, entgegnete Shliffer. „Wenn
Sie sich eine Minute gedulden, spiele ich sie Ihnen zu.“
Eine Pause trat ein. Schließlich begann eine unpersönliche
Stimme zu sprechen. Über Markov, Vornamen Grimald Letto, war
nicht viel bekannt, was seine Herkunft anging. Er tauchte zum ersten
Mal im Alter von achtundzwanzig Jahren in Terrania auf, und zwar als
graduierter Student am Zentrum für psychophysische Forschung. Er
hatte dort den akademischen Grad eines Spezialisten I. Klasse
erworben und war kurze Zeit später in der Privatindustrie
untergetaucht. Seit knapp acht Jahren wurde er als Leitender
Angestellter der Psiorama in deren Personallisten geführt.
Cromwell Shliffers Gesicht erschien von neuem, nachdem die Stimme
geendet hatte.
„Wir bemühen uns weiter“, sagte er. „Wenn
Sie mich in vierzig bis fünfzig Stunden wieder anrufen, habe ich
zusätzliche Informationen für Sie. Inzwischen gibt es etwas
Neues - frisch aus den Antennen aller einschlägigen
Nachrichtendienste. Eine sensationelle Neuerung auf dem Gebiet
induzierter Träume steht bevor. Den Vergnügungssuchenden
werden Träume nie gekannter Intensität versprochen - und
das für einen lächerlich geringen Aufpreis.“
„Von wem?“ fragte Louisa erstaunt.
„Von Psitec, einem der zehn führenden Unternehmen der
psiotischen Vergnügungsindustrie.“
Louisa sah Humbert an.
„Das erklärt“, sagte sie langsam und
nachdenklich, „warum Markov es mit einemmal so eilig hat.“
Markov war nicht sogleich zu sprechen. Horwitz erklärte, er
sei beschäftigt. Erst eine Stunde später bot sich Humbert
und Louisa Gelegenheit, dem Generalbevollmächtigten das Ergebnis
ihrer Aussprache mit Terra mitzuteilen.
Markov zeigte sich weder überrascht noch beeindruckt. „Ich
hatte Ähnliches erwartet“, sagte er. „Besonders nach
Ihrer Warnung. Es ist also an der Zeit, zur Selbsthilfe zu greifen.“
„Sie werden sich im Rahmen des Gesetzes bewegen müssen“,
warnte Humbert.
Markov musterte ihn unbeteiligten Blicks.
„Was heißt das?“ wollte er wissen.
„Eingeborene Intelligenzen und ihre legitimen Interessen
dürfen nicht verletzt werden.“
„Es gibt auf Cyrglar keine eingeborenen Intelligenzen“,
erwiderte Markov hart.
„Als eingeboren gilt nach den Gesetzen der Liga alles, was
mehr als dreihundert Jahre ununterbrochener Besiedelung eines
Planeten nachweisen kann. Die Cyrglarer zum Beispiel.“
„Die Cyrglarer stehen auf unserer Seite. Von der Handvoll
Abtrünniger werden wir beweisen, daß sie fremden
Einflüssen unterliegt.“ Markov war seiner Sache sicher. Er
lächelte verbindlich. „Da Sie uns nicht helfen können,
nehme ich an, daß
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