PR TB 225 Eiswelt Cyrglar
Freund“,
sagte Langion beruhigend. „Die EinenWahren haben ihre Wahl
getroffen: sie wollen im Nordland leben. Sie sind ebenso auf euch
angewiesen wie ihr auf sie. Die Natur hat ihren Fehler
wiedergutgemacht. Sie hat euch die Siedler von Terra geschickt, damit
ihr überleben könnt. Seid offen zu euren Freunden, und sie
werden euch nicht verstoßen.
Aber ich greife vor. Ursprünglich kann es dieses Problem für
die Wesen aus psychischer Energie nicht gegeben haben. Am Anfang
ihres Daseins gab es offenbar einen Weg, auf dem sie sich ihrer
Abfallprodukte entledigen konnten. Sonst hätten sie sich
überhaupt nicht entfalten können. Ich nehme an, es muß
eine alte Zivilisation gegeben haben... “
„Du brauchst nicht weiter zu spekulieren“, unterbrach
ihn Urd. „Ich will dir erzählen, wie es war. Es gab in der
Tat früher ein anderes Volk auf dieser Welt. Als wir uns unserer
Existenz bewußt wurden, war es schon im Aussterben begriffen.
Die Sonne hatte sich aufgebläht und war kälter geworden.
Ein Teil des Volkes flog in großen Sternenschiffen ins All
hinaus, der Rest blieb zurück, vegetierte noch ein paar
Jahrtausende dahin und hörte schließlich auf zu
existieren.
Fast wäre sein Untergang auch unser Tod gewesen. Zu unserer
Blütezeit hatten wir etliche Millionen gezählt. Die meisten
lösten sich auf, nur ein paar hundert überlebten in einem
Zustand, der dem Tod ähnlicher war als dem Leben. Wir waren
inaktiv, leblos, nahmen kaum noch Nahrung auf und produzierten
infolgedessen kaum noch Energie, die ausgeschieden werden mußte.
In diesem Zustand waren wir in der Lage, uns wieder zu einem Wesen
zusammenzuschließen. Wir lagen reglos drunten in einer der
tiefen Höhlen, und nach vielen Jahrtausenden kam uns schließlich
der Gedanke, wir könnten um Hilfe rufen.“
„Um Hilfe rufen?“ echote Langion erstaunt.
„Wir sandten unsere Gedankensignale in die Weite des Alls
hinaus. Wir beschrieben unsere Lage und hofften, daß es
irgendwo Wesen gäbe, die unseren Ruf empfingen und verständen.“
„Da soll doch gleich...“, knurrte Langion verblüfft.
„Habt ihr Antwort erhalten?“
„Nein. Nach einigen hundert Jahren gaben wir das Rufen auf.
Es wurde uns bewußt, daß wir uns mit der Schilderung
unserer Lage preisgaben. Böswillige Geschöpfe hätten
unsere Schwäche ausnützen und uns zu ihren Sklaven machen
können.
Es vergingen abermals etliche Jahrtausende. Dann landeten die auf
unserer Welt, die wir die Einen-Wahren nennen. Wir gaben uns ihnen zu
erkennen, aber eingedenk unserer früheren Überlegungen
ließen wir sie in dem Glauben, sie empfingen Wohltaten von uns.
Sie wissen nicht, daß wir in höherem Maße auf sie
angewiesen sind als sie auf uns.“
„Das würde ich ändern“, sagte Langion
nachdenklich. „Es gibt im Denken der Einen-Wahren einen
Begriff, der »Aufrichtigkeit' heißt. Sie werden sicher
eure Freundschaft noch mehr zu schätzen wissen, wenn sie
erfahren, daß sie mehr als die Empfänger eurer Almosen
sind. Übrigens - wie war meine Geschichte?“
„Sie entspricht der Wirklichkeit“, antwortete Urd. „Du
bist ein scharfer Denker.“
„Sie ist außerdem noch nicht zu Ende“, sagte
Langion. „Der wichtigste Teil kommt noch. Siehst du, die Welt,
von der ich komme, ist anders als Cyrglar. Es gibt dort Milliarden
von Wesen, und das Leben ist komplex und aufregend. Es gibt viele,
die mit den täglichen Anstrengungen und Ärgernissen nicht
zurechtkommen und in eine Scheinwelt fliehen müssen, damit ihr
inneres Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Sie verbringen einen
Teil ihrer Zeit damit, Träumen nachzuhängen, in denen nur
vorkommt, was sie beglückt und beruhigt, und nichts, was ihnen
Sorge oder Ärger verursacht.
Diese Träume kommen nicht von selbst. Sie müssen
induziert werden. Es gibt auf meiner Heimatwelt eine ganze Industrie,
die sich mit der Induzierung von Träumen befaßt. Es gibt
verschiedene Methoden; und eines der Mitglieder der Industrie, ein
Unternehmen namens Psiorama, zu dem die Fremden gehören, die
sich hier auf Cyrglar zu schaffen machen, hat offenbar ein ganz neues
Prinzip entwickelt.
Dieses Prinzip beruht auf der Anwendung psychischer Energie in
reiner, konzentrierter Form. Ich bin mir über die Einzelheiten
noch im unklaren. Aber anscheinend geht es darum, große
Akkumulatoren mit psychischer Energie zu füllen und diese
Energie in irgendeiner Weise auf den Träumenden einwirken zu
lassen. Ich bin sicher, daß Psiorama sich mit dem neuen
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