PR TB 225 Eiswelt Cyrglar
und seine Eisläufer, begleitet
von Otkod und Lailah, hatten sich in südlicher Richtung
entfernt. Langion hatte Otkod eine der erbeuteten Waffen mitgegeben
und ihn in ihrem Gebrauch unterrichtet. Es war Otkods Aufgabe, eines
der Ablenkungsmanöver durchzuführen, mit denen Langion sich
seine Aufgabe zu erleichtern hoffte.
Er wartete darauf, daß Urd sich äußerte. Der
Eis-Elf suchte nach Anzeichen, daß Sidh sich seines Auftrags
entledigt und die Anderen-Wahren vor der drohenden Gefahr gewarnt
hatte. In diesem Fall, so rechnete er, würden sich mehrere
Angehörige seines Volks im Talkessel einfinden und Verbindung
mit ihm aufnehmen. Für Langions Plan war dies eine unerläßliche
Bedingung. Mit nur einem Ablenkungsmanöver kam er nicht aus. Er
brauchte die Hilfe der Eis-Elfen.
Von dort, wo er saß, sah er den westlichen Rand des
Geländes, auf dem die Psiorama-Leute sich betätigten. Er
hörte aus der Tiefe eine Reihe aufgeregter Schreie und beugte
sich nach vorne, um besser beobachten zu können. In der Nähe
eines der Akkumulatoren war eine seltsame Leuchterscheinung
entstanden. Sie hatte die Form eines weiten Trichters und reichte
weit in die Nacht hinaus. Die Trichterwände funkelten in
tiefroten und purpurnen Farbtönen, die sich schlierenartig
mischten. Die Helligkeit war am intensivsten, wo der Trichter aus dem
Akkumulator drang, und nahm nach außen hin allmählich ab.
Der Trichter war kein materielles Gebilde. Hier und da sah Langion
Einzelheiten der vereisten Talsohle durch die Trichterwandung
hindurchschimmern.
Binnen weniger Minuten entstanden weitere Trichter auch in der
Umgebung der anderen Akkumulatoren. Ihr buntes Licht mischte sich mit
der Helligkeit der Heliostrahler und erzeugte ein eigenartiges,
ständig wechselndes Farbenspiel, dessen Faszination sich Langion
nur mit Mühe entziehen konnte. Er spürte, daß sich
dort unten mehr abspielte als nur ein unabsichtliches Mischen der
Farben. Die Luft schien plötzlich mit einer besonderen Art von
Spannung erfüllt, und sosehr er sich auch mühte, sich auf
die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren, so ertappte er sich
doch immer wieder und immer öfter dabei, wie er sich nach vorne
beugte, um das seltsame, berückende Gewaber der Farbtöne zu
beobachten.
Urds Gedankenimpuls war unartikuliert, pures Entsetzen.
„Was ist?“ fragte Langion schroff. „Ich verstehe
dich nicht.“
„Siehst du Licht?“ lautete Urds Gegenfrage.
„Ja, buntes Licht. Es geht von den Akkumulatoren aus.“
„Wir nehmen Licht nicht als Licht wahr. Unser
Orientierungsvermögen beruht auf einer anderen Grundlage. Licht
ist für uns ein stimulierender Einfluß. Die Fremden haben
uns genau studiert, als sie dieses Vorhaben planten.“
„Zur Sache, Urd!“ drängte Langion. „Was hat
es mit diesem Licht auf sich. Ist es...“
„Von hypnotischer Wirkung“, fiel ihm der Eis-Elf ins
Wort. „Wir werden davon angelockt.“
„Auch du?“
„Ich kann der Lockung widerstehen“, antwortete Urd.
„Andere auch, die von Sidh erfahren haben, worum es geht. Aber
die, die von der Gefahr nichts ahnen, sind verloren!“
Langion richtete sich auf.
„Wir machen uns an die Arbeit“, sagte er hart.
Der Abstieg war anstrengend. Die Heliostrahler überfluteten
jeden Quadratmeter der Felswand mit grellem Licht. Oft schob er sich
durch Spalten, die gerade so weit waren, daß sie ihn
durchließen, wenn er sich seitwärts bewegte, und durch
Risse, die an seinem Schneeanzug zerrten.
Des öfteren hielt er inne und rief nach Urd. Sein Plan war
zunichte, wenn der EisElf sich von dem purpurnen Flackern drunten im
Talkessel anlocken und ihn im Stich ließ. Er brauchte Urd,
damit er den anderen Eis-Elfen Anweisungen erteilte, wenn sie sich
der Batterie der Akkumulatoren näherten.
Er erreichte die Sohle, etwa zweihundert Meter von dem Kreis der
Geräte entfernt, und suchte hinter einem herabgestürzten
Felsblock Deckung. Von hier aus konnte er alles überblicken -
auch die Menschenmenge, die sich im Innern des Kreises versammelt
hatte, um Augenzeuge zu sein, wenn die teuflischen Geräte ihr
erstes Opfer forderten.
Einer der purpurnen Lichtkegel flammte kurz auf. Ein fahler Blitz
schoß durch die Nacht, und ein halblautes Knistern war zu
hören. Es erinnerte Langion an die Moskito-Lampen, die man in
tropischen Landstrichen auf Terra aufzuhängen pflegte, um
Insekten anzulocken und von den Menschen fernzuhalten. Jedesmal wenn
eine Mücke in die Lampe flog, gab es einen matten Blitz
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