PR TB 228 Die Weltraummenschen
einfache Segelflugzeuge kannten, war
damit ein geheimnisvolles Objekt genügend beschrieben.
Die Wiege der Götter war also ein Raumschiff.
Da die Segelflugzeuge oft Unfälle erlitten, zweifelte
Moblydan-Y nicht daran, daß solches auch diesem Raumschiff
passieren konnte, in dem er sich jetzt befand.
Das seltsame Verhalten der Wiege, der zur Seite geneigte Boden,
die merkwürdigen Geräusche, der pechschwarze Bildschirm und
die auftauchenden und wieder verschwindenden Fremden waren für
ihn Beweis genug, daß etwas schiefging.
Einer der Fremden erschien unmittelbar neben ihm. Moblydan-Y
konnte einen Blick in sein Gesicht werfen, bevor dieser wieder
verschwand.
Die Gestalt war dunkelhäutig und völlig haarlos. Auch
trug sie keine Bekleidung. Was den Fortschrittlichen am meisten
verwunderte, war, daß der Fremde die Augen geschlossen hielt.
Seine Haut glänzte in tiefblauen Tönen.
Er wollte der Gestalt etwas zurufen, aber da war sie schon wieder
verschwunden.
Der ganze Spuk aus fremdartigen Dingen währte eine Weile, die
Moblydan wie eine Ewigkeit vorkam. Er rechnete jeden Moment mit einer
gewaltigen Explosion oder mit dem Zusammenbruch des ganzen
Raumschiffs.
Er hörte nicht auf die Schreie der umherwirbelnden Diener,
denn er hatte genügend mit sich selbst zu tun, um mit beiden
Beinen auf dem Boden der Halle zu bleiben.
Endlich stabilisierte sich die Lage etwas. Die umhergebeutelten
Tenderanen konnten zu ihren Plätzen zurückkehren. Der
Untergrund wurde wieder eben.
Gleichzeitig verschwanden aber auch die fremden Gestalten aus der
Halle. Das Summen der Wiege wurde leiser und nahm wieder normale Töne
an.
Moblydan-Y starrte auf den Bildschirm. Endlich erhellte sich auch
dieser. Er zeigte ein gewohntes, aber doch ein anderes Bild. Diesmal
standen die Sterne wieder näher, aber die Konstellation kam dem
Tenderanen völlig unbekannt vor. Er glaubte nicht daran, daß
er sich in der Nähe seiner Heimatwelt befand.
„Die Aufgabe der Götter ist erledigt", verkündete
Flyderan-C lautstark. „Bleibt an euren Plätzen, Diener.
Der Tabuschrein wird uns die Anweisungen geben, wie die Wiege wieder
auf unserer Heimat abgesetzt wird. Die Götter werden uns unsere
Heldentaten ewig danken."
Der Fortschrittliche ärgerte sich über diese Rede seines
Mitkommandanten, denn nach seiner Meinung gab es nicht den geringsten
Hinweis für die Richtigkeit von dessen Aussage.
„Flyderan-C", sagte er daher so leise, daß die
Diener an den Kontrollen ihn nicht hören konnten. „Dieses
Bild zeigt nicht die Heimat unserer Sonne und unseres Planeten, und
der Tabuschrein schweigt."
„Du solltest besser schweigen", schimpfte der Priester.
„Deine Worte sind Frevel. Das habe ich dir schon oft bewiesen."
„Du hast nichts bewiesen. Du hast nur ein paar Dinge so
gedeutet, wie sie dir gerade in den Kram paßten. Hast du die
Fremden nicht gesehen, die hier überall aufgetaucht sind?"
Flyderan-C setzte ein triumphierendes Lächeln auf. Er blickte
sich einmal in der Halle um.
„Ich sehe keine Fremden."
„Sie waren aber da!"
„Ich weiß nicht, welche Bilder dir die Götter
gezeigt haben, um dich endlich zu bekehren."
Moblydan-Y winkte ab. Er sah ein, daß es keinen Sinn hatte,
sich mit dem anderen Kommandanten zu streiten.
Der Bildschirm lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen großen,
hellen Punkt, der langsam von der Seite her in die Bildmitte
wanderte.
„Ein sehr naher Stern", stellte der Fortschrittliche
fest.
„Unsere Heimatsonne", behauptete Flyderan-C. „Das
Geschick der Götter leitet unseren Weg."
Moblydan-Y wußte, daß der Priester sich irrte. Diese
Sonne besaß einen rötlichen Schimmer, wie ihn der
Tenderane noch nie bei seiner Heimatsonne gesehen hatte. Es schmerzte
ihn zwar, aber er mußte sich eingestehen, daß dies nicht
die ersehnte Heimat war.
Er ging zu dem Steuerpult des Bildschirms und schob die dort
stehenden Diener zur Seite. Aus den vergangenen Anweisungen des
Tabuschreins wußte er ungefähr, welche Einstellungen er
vorzunehmen hatte, um das Bild zu vergrößern oder in eine
gewünschte Position zu bringen.
„Was tust du da, du Frevler?" brüllte Flyderan-C.
„Der Tabuschrein hat dir keine Befehle gegeben."
„Ich kann diesen Bildschirm auch ohne den Schrein
einstellen", antwortete der Tenderane kühl. „Dieses
Ding ist nur ein technischer Apparat, der den Anweisungen folgt, die
ihm über die Bedienungselemente eingegeben werden. Paß
genau auf, Priester."
Er drehte das Bild einmal um
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