PR TB 228 Die Weltraummenschen
anderer Ruf als der, der uns antrieb, die SOL zu
verlassen. Wir sind uns darin einig, daß der Ruf von einem
Planeten kommt, der in unserer Nähe ist."
„Nein." Galdix hob eine Hand. „Die unsichtbare
Stimme kommt von der Welt, die meine Mutter Helma genannt hat. Sie
hat das Rufen ebenfalls vernommen. Natürlich nicht so deutlich
wie wir."
„Von mir aus kommt die Stimme von Helma", fuhr Pier
fort. „Ich kann mir unter einem Planeten sowieso nichts Rechtes
vorstellen."
„Ein Planet", erklärte Urania mit erster Miene,
„ist wie die SOL, nur daß es sich um eine Kugel handelt
und daß man nicht drinnen lebt, wie es normalerweise sein
müßte, sondern außen drauf."
Die beiden Jungen gingen auf ihre Worte nicht ein.
„Helma ist der Schlüssel zu unserer Rettung."
Galdix hatte das Wort ergriffen. „Die Erwachsenen sehen die
Wahrheit nicht. Sie sind irregeleitet."
„Einverstanden", bekräftigte Pier. „Auf
diesen Feststellungen müssen wir unseren Plan aufbauen. Das Ziel
heißt Helma. Aber wie kommen wir hin?"
„Ich habe mir alles überlegt", erklärte
Galdix. „Sie haben einen Gleiter gefunden. Wo ein Fahrzeug ist,
muß es auch ein zweites geben. Ich habe Jongolar
nachgeschnüffelt, als er von Bord ging. Mit der Schleuse käme
ich klar. Wer aber kann einen Gleiter fliegen?"
„Ich habe schon drei Unterrichtsstunden gehabt", sagte
Pier. „Nur ich könnte es."
„Vielleicht sollten wir doch einen von den Erwachsenen ins
Vertrauen ziehen", meinte Urania. „Einige von ihnen, zum
Beispiel Galdix' Mutter, spüren ja auch die Stimme von Helma."
„Zu riskant", wehrte der Junge ab. „Meine Mutter
haut mir ein paar hinter die Ohren, wenn sie von unserem Gespräch
erfahren sollte. Es gibt nur einen Weg. Wir müssen es allein
versuchen."
„Fangen wir an." Pier erhob sich. „Wir müssen
einen Raumgleiter in dieser verrücken SOL finden."
„Das ist nicht die SOL", nörgelte Urania und stand
ebenfalls auf.
„Natürlich nicht. Du weißt aber hoffentlich, was
ich meine."
„Streitet euch nicht schon wieder", drängte
Galdix. „Die SOL ist Vergangenheit. Unsere Zukunft liegt auf
Helma."
Sie verließen heimlich den Bereich und drangen in die
unbekannten Sektionen der Wiege vor. Fast überall fanden sie
ausreichende Beleuchtung. Einmal wären sie beinahe einer Gruppe
Buhrlos in die Hände gelaufen, die wohl im Auftrag von St. Felix
zur Erkundung unterwegs waren. Urania entdeckte aber die
Herankommenden noch rechtzeitig.
Zwei Stunden später griff die Müdigkeit nach den drei
Kindern. Ihre Suche war erfolglos gewesen. Nirgends gab es einen
Hinweis auf ein Beiboot oder etwas Ähnliches.
Galdix stellte diesen Mißerfolg nüchtern fest.
„Es ist zum Heulen", fuhr er dann gequält fort.
„Etwas treibt mich von hier fort. Die Stimme ruft, und ich kann
nicht hin."
„Mir geht es nicht anders", bekannte Pier. „Aber
ich bin müde."
„Müde?" Urania gähnte laut. „Ich falle
gleich um. Das einzige, was mich wach hält, ist die wispernde
Stimme, die mich so dringend ruft. Sie ruft und ruft..."
Die beiden Jungen nahmen das Mädchen in ihre Mitte. Alle drei
reichten sich die Hände.
„Ich bin müde", flüsterte Urania. „Und
ich will zu der Stimme..."
Alles, was die drei wahrnahmen, war ein sanftes Rauschen.
Schlagartig veränderte sich die Umgebung. Ein kühler Wind
strich um ihre dürftig bekleideten Körper.
Sie standen nebeneinander bis zu den Knöcheln in einem feinen
Sand von rosa Farbe. Zu allen Seiten streckte sich diese Wüstenfläche
so weit aus, wie sie blicken konnten.
Keiner brachte zunächst ein Wort heraus.
Noch in Sichtweite erhob sich ein bizarrer Berg aus
kristallartigem Fels. Spitze Nadeln ragten kreuz und quer
durcheinander.
Was die drei Buhrlokinder aber am meisten faszinierte, war die
riesige Eierschale, die wenige Meter neben ihnen in dem Sand steckte.
Das Innere der Schale, die in drei Teile zerbrochen war, war leer.
Galdix drehte sich im Kreis. Er sah eine rötliche Sonne über
dem Horizont und davor dünne Nebelschwaden, die den nahen Abend
ankündigten.
„Wie sind wir so plötzlich hier gelandet?" staunte
Pier.
„Das ist doch egal." Galdix atmete tief durch. „Was
zählt, ist doch nur, daß wir auf Helma sind."
„Auf Helma?" Die kleine Urania legte die Stirn in
Falten. „Das kann nicht sein, denn ich spüre den
sehnsuchtsvollen Ruf nicht mehr."
„Dumme Gans." Pier spielte wieder den Alleswisser. „Du
spürst ihn nicht mehr, weil wir dem Ruf gefolgt sind. Wir
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