PR TB 233 Die Insel Der Verbannten
unterbreiten. Wir hören."
Caldon bejahte durch ein Nicken, was nicht weiter erstaunlich bei
Humanoiden war. Als er sprach, klang es ein wenig unsicher und
stockend. Das änderte sich aber später.
“Ich muß zuvor betonen, Kommandant Hennessy, daß
ich nicht in allen Fragen mit dem Rat von Thuan übereinstimme,
jedoch verpflichtet bin, die Mehrheitsbeschlüsse vorzutragen und
Ihre Antwort zu überbringen. Der Rat verlangt die Herausgabe der
von Ihnen erwähnten Bombe und wird dann im Gegenzug die beiden
Schiffe und ihre Mannschaften freigeben. Das ist das Angebot meiner
Regierung."
“Kurz und bündig", stellte Hennessy fest, wobei er
sich bemühte, seiner Stimme einen neutralen Klang zu verleihen.
“Die Antwort ist ebenso kurz: zuerst die beiden Schiffe und die
Leute, dann die Bombe!"
Caldon rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her.
“Ich habe diese Antwort natürlich erwartet - und
verstehe sie."
“Dachte ich mir. Und was jetzt?"
Caldon selbst war die Situation mehr als nur peinlich. Zwar war er
auf eigenen Wunsch in das Schiff der Terraner gekommen, aber die
Ansichten und Beschlüsse des Rates, die er jetzt zu vertreten
hatte, entsprachen weder seinen Vorstellungen noch seiner eigenen
Überzeugung. Er war für den bedingungslosen Frieden, der
auf gegenseitigem Vertrauen fußte, während die Mehrzahl
des Rates die Auffassung vertrat, nur das Heraufspielen der eigenen
Stärke könne zum gewünschten Erfolg führen. Hinzu
kam noch ihre Absicht, das Schiff der Terraner so schwer zu
beschädigen, daß es unter Umständen nicht einmal mehr
seinen Heimatplaneten oder einen Stützpunkt erreichte.
Bereits nach den ersten Worten, die er mit Captain Hennessy
gewechselt hatte, wurde es Caldon klar, daß man diesen Mann
nicht unterschätzen durfte. Der ließ sich nicht so leicht
aufs Kreuz legen, wie Patrona sich das vielleicht vorstellte.
“Bedenken Sie, Captain Hennessy, daß unsere
Abwehrforts jederzeit in der Lage wären, Ihr Schiff zu
vernichten, auch wenn es diejetzige Position zum Planeten Thuan
beibehält. Genauer gesagt: es hätte schon seit geraumer
Zeit vernichtet werden können, wenn wir das beabsichtigten. Und
mit noch anderen Worten: Thuan wird dieses Schiff vernichten, wenn
Sie unser Angebot nicht annehmen."
Gucky, der fast unbemerkt im Hintergrund saß und jeden
Gedankengang des Unterhändlers verfolgte, der ihn übrigens
für ein harmloses Maskottchen hielt, gab Elsässer ein
Zeichen, den Captain bei seiner Antwort zurückzuhalten, die
natürlich entsprechend hart ausfallen mußte. Aber ehe
Elsässer sich in das Gespräch einmischen konnte, polterte
Hennessy los:
“Ihr wollt uns also vernichten! Das war von Anfang an eure
Absicht, da bin ich sicher. Vernichten oder gefangennehmen wie die
anderen, die so dumm waren, auf euer freundliches Getue
hereinzufallen. Nicht mit mir, Caldon, nicht mit Captain Hennessy!
Ehe ihr auch nur einen Schuß abgeben könnt, habt ihr die
Bombe auf dem Hals."
“Drohung gegen Drohung", erwiderte Caldon bitter. “Sie
wären also bereit, Ihre Leute auf Thuan zu opfern?"
Hennessy winkte ab.
“Natürlich nicht! Wir holen sie rechtzeitig heraus."
“Und wie, wenn ich fragen darf?"
“Durch Sie, Caldon, Zweiter Rat von Thuan. Ihr Leben gegen
das der achtzig Terraner. Ist das ein Vorschlag?"
“Es ist einer, aber ein schlechter. Mein Leben zählt
nämlich nicht. Ich bin als Geisel absolut wertlos." Er
erhob sich zum Zeichen, daß die Unterredung von seiner Seite
aus beendet war, überlegte einen Augenblick, dann setzte er sich
wieder. “Hören Sie gut zu, Captain Hennessy, und versuchen
Sie, mir zu glauben. Ich bin gegen jede Waffengewalt und vertrete
keineswegs die harte Meinung des Rates, ich habe sie lediglich hier
vorgetragen. Meine persönliche Meinung ist, daß wir unsere
Gefangenen hätten schon freilassen sollen, ehe Sie mit Ihrem
Schiff unser System entdeckten. Jetzt ist es zu spät dazu. Zwei
Fronten, vielleicht sogar gleich stark, stehen sich gegenüber.
Wie kann es da eine Lösung durch einen Kompromiß geben?
Glauben Sie mir, bitte, daß ich mir nichts mehr als diese
Lösung wünsche."
Captain Hennessy warf einen kurzen Blick zu Gucky hinüber,
der unmerklich nickte. Dann
sagte er:
“Ich glaube Ihnen gern, Caldon, aber das bringt uns keinen
einzigen Schritt weiter. Natürlich wäre es eine
Möglichkeit, unsere Bombe gegen Ihre Gefangenen einzutauschen,
aber damit gäben wir unseren letzten Trumpf aus der Hand."
“Wir auch."
“Nein, ihr
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