PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
Mohlem nach kurzer Zeit und schlug die
Augen auf. »Herrlich!«
Er rutschte ein Stück zur Seite und richtete sich auf.
Behutsam nahm er den Becher aus Cassias Hand und trank einen Schluck.
Seine Augen waren mit einem leicht ironischen Funkeln auf Cassia
gerichtet. Die errötete ein wenig.
»Guten Morgen«, sagte Cassia. »Ich hoffe, Sie
haben gut geschlafen.«
»Man liegt hier sehr bequem«, antwortete Mohlem und
schlürfte den Kaffee. »Wie fühlst du dich?«
»Wir duzen uns?«
»Gewiß«, sagte Mohlem und griente wieder.
»Erinnerst du dich nicht mehr?«
Cassias Hand tastete nach der Beule.
»Ich habe gewisse Schwierigkeiten«, gestand sie ein.
»Also, was ist passiert? Wie komme ich zu der Beule, und wie
kommen Sie in meine Wohnung?«
»Die zweite Frage läßt sich einfacher beantworten
- mit deinem Schlüssel. Was die Beule betrifft, so ist das eine
längere Geschichte.«
»Das befürchte ich«, sagte Cassia. »Sind
Sie dafür verantwortlich? Haben am Ende Sie.?«
»Ich schlage niemanden«, sagte Mohlem. »Schon
gar nicht mit einem Stuhlbein aus Holz.«
»Ich bin niedergeschlagen worden?« sagte Cassia mit
aufgerissenen Augen. »Von wem? Und warum?«
»Das ließ sich in dem allgemeinen Durcheinander nicht
mehr so genau feststellen«, sagte Mohlem und reichte Cassia den
leeren Becher. »Kann ich noch mehr Kaffee haben?«
»Ich bin nicht Ihre Dienstmagd«, sagte Cassia spitz.
Mohlem zuckte die breiten Schultern und ging selbst in die Küche,
eingewickelt in die dunkelbraune Decke, unter der er gelegen hatte.
»Es hat, wenn ich Sie richtig verstanden habe, eine
Schlägerei gegeben«, sagte Cassia, als Mohlem in den Raum
zurückkehrte.
»Eine wüste Rauferei«, sagte Mohlem grinsend.
»Hat einen Heidenspaß gemacht. Du kannst es dir bald
ansehen, es ist nämlich aufgenommen worden.«
Cassia rollte mit den Augen, ihr Unterkiefer klappte herunter.
»Aufgenommen?«
»Es gibt einen Film darüber, in der Tat«, sagte
Mohlem und machte es sich
wieder auf dem Sofa bequem. »Du warst wundervoll, ein
richtiges Heldenweib.«
»Auf Bissigkeiten kann ich verzichten«, stieß
Cassia hervor. »Ich möchte endlich wissen, was sich
gestern nacht zugetragen hat.«
Mohlem zuckte wieder mit den Schultern.
»Irgendwie ist ein Streit losgebrochen«, sagte er.
»Und dann hat sich einer nach dem anderen ins Getümmel
gestürzt.«
Vor Cassias geistigem Auge spielten sich Schreckensbilder ab.
»Hat es Tote gegeben? Verwundete?«
»Außer dir dürfte niemand einen Schaden
davongetragen haben«, sagte Mohlem und lehnte sich zurück;
er schien sich in jeder Lage entspannen und ausruhen zu können.
»Es war mehr ein allgemeiner Ringkampf, ein Kräftemessen
und Herumbalgen. Nur einer ist aus der Rolle gefallen und wollte mir
ein Stuhlbein auf den Schädel schlagen.«
»Und er hat nicht getroffen?« fragte Cassia
enttäuscht.
»Jemand - ein besonders mutiger und hübscher Jemand -
hat sich dazwischengeworfen und den Schlag abbekommen. Ich konnte es
leider nicht verhindern.«
Cassia sackte in sich zusammen. Sie sah Mohlem kläglich an.
»Der Jemand bin ich gewesen?«
»Es sieht ganz so aus«, sagte Mohlem mitfühlend.
»Ich fand diese Aufopferungsbereitschaft wundervoll.«
»Ich möchte wissen, was in mich gefahren war«,
sagte Cassia ein wenig kläglich. »Warum habe ich das
getan?«
Mohlem lächelte sanft.
»Ich hätte da eine Erklärung, aber die wirst du
wohl nicht hören wollen.«
Bevor Cassia danach fragen konnte, schrillte die Türglocke,
eine besonders mißklingende Apparatur, die Cassia eigens hatte
installieren lassen, um aus jeder Schlaftiefe weckbar zu sein.
Cassia schrak hoch. Ihr Blick fiel auf Mohlem, der noch immer in
die Decke eingewickelt war.
»Bitte«, sagte sie. »Verschwinden Sie für
ein paar Minuten!«
Mohlem schüttelte den Kopf und stand auf.
»Peyger!«
Er breitete die Arme aus, lächelte und verschwand rechtzeitig
im Bad. Der Schuh, den Cassia ihm hinterherwarf, prallte gegen die
Tür.
Cassia eilte zur Haustür. Auf der Schwelle stand ein
Polizeibeamter, der einen ziemlich ramponierten Eindruck machte. Ein
Auge war blau, und der Mann wirkte übernächtigt.
»Was gibt es?« fragte Cassia. »Kommen Sie wegen
der Schlagerei? Hat jemand Anzeige erstattet?«
»Das weiß ich nicht«, sagte der Beamte. »Die
Leute, mit denen ich heute morgen gesprochen habe, haben nicht die
Absicht, etwas zu unternehmen. Den meisten scheint der Abend
ungeheuren Spaß gemacht zu haben. Etwas anderes
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