PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
führt mich
her - wir haben da sehr seltsame Bilder auf unseren
Überwachungsschirmen. Es sieht so aus, als zögen zwei
Wirbelstürme herauf.«
Cassia schüttelte verwirrt den Kopf. Von Wirbelstürmen
hatte man in Poshnam noch nie gehört; das Klima war in der Regel
von paradiesischer Schönheit.
Sie trat über die Schwelle und spähte in die Höhe.
Tatsächlich, am Horizont zogen schwarze Wolken auf und begannen
den Himmel zu verfinstern.
»Ich bin in ein paar Minuten im Rathaus«, sagte
Cassia. Sie brauchte sich gar nicht erst umzudrehen. Die Geräusche
hinter ihr und der Gesichtsausdruck des Polizisten vor ihr waren
eindeutig. Mohlem hatte sich gezeigt und war gesehen worden.
Wenigstens war er - auf seine Weise - angezogen, als er zu Cassia
trat und sich kurz informieren ließ. Die beiden wechselten
einen raschen Blick.
Auch Mohlem lebte seit langem auf Ceryani und kannte die
Wetterbedingungen - und er dachte das gleiche wie Cassia. Etwas
stimmte da nicht.
»Dort kann man es sehen«, sagte der Meteorologe und
deutete auf das Oberflächenradarbild. Die Anlage war hochmodern
und sorgfältig gewartet worden; Cassia mußte die Werte
sehr ernst nehmen.
»Aber das ist doch unmöglich«, stieß sie
hervor. »Die beiden Stürme bewegen sich genau auf uns zu -
und zwar aus entgegengesetzter Richtung.«
»Sie haben recht«, sagte der Wissenschaftler. Sein
Gesicht drückte Bestürzung aus. »Dazu kommt noch, daß
es sich bei einem der beiden Stürme um etwas Besonderes handelt
- wenn ich nicht genau wüßte, daß derlei unmöglich
ist, würde ich behaupten, daß sich uns aus der
Wüstenregion ein gigantischer Insektenschwarm nähert.«
Neben Cassia stieß Mohlem einen kleinen Pfiff aus. Sein
Gesicht wirkte ernst.
»Was schlägst du vor?« fragte er Cassia.
»Die Bewohner sollen die Straßen verlassen und in die
Keller gehen«, bestimmte Cassia. »Mehr können wir
nicht tun. Außerdem müssen wir die Kommandanten der
Raumschiffe auf dem Hafen warnen.«
»Das übernehme ich«, sagte Mohlem. »Ich
werde hinfahren und nachsehen, ob wir dort irgendwelches
Hilfsmaterial bekommen können. In spätestens zwei Stunden
bin ich wieder hier.«
Er gab Cassia einen flüchtigen Kuß auf die Wange, den
Cassia sich gefallen ließ, dann verließ er den Raum.
Offiziell war er noch nicht in Amt und Würden, daher stand ihm
auch noch kein Dienstfahrzeug zur Verfügung. Mohlem hastete zu
seiner Unterkunft hinüber. Dabei konnte er genau verfolgen, wie
sich der Himmel mehr und mehr verfinsterte. Die Menschen, denen er
begegnete, machten ängstliche Gesichter.
»Hoffentlich werden Sie damit genau so gut fertig wie mit
dem Fest gestern abend«, sagte eine ältere Frau. »Ich
habe mich gestern königlich amüsiert,
aber jetzt bekomme ich langsam Angst.«
»Mir geht es nicht anders«, sagte Mohlem offen.
»Verstecken Sie sich im Keller Ihres Hauses und warten Sie dort
das Ende des Sturmes ab. Wir werden sehen, was wir zuwege bringen, um
das Schlimmste zu verhindern.«
»Sie haben eine seltsame Art, mir Mut zuzusprechen«,
versetzte die Frau. Sie fixierte Mohlem scharf.
»Wenn Sie alle« - Mohlem machte eine die ganze Stadt
umschreibende Handbewegung - »darauf warten, daß ich
etwas tue, können Sie die Stadt aufgeben. Tun Sie selbst etwas,
es ist Ihre Stadt. Und glauben Sie mir - Sie haben die Kraft, etwas
zu tun.«
Er ließ die Frau stehen und rannte mit weiten,
raumgreifenden Schritten weiter. Der Gleiter, bunt bemalt und daher
der Polizei ein greller Dorn im Auge des Gesetzes, stand startklar.
Mohlem stieg ein und fuhr los.
Er mußte die Beleuchtung einschalten. Der Himmel zog sich
immer mehr zu, nur wenige helle Flecken waren zu erkennen. Was den
Vorgang besonders gespenstisch machte, war die unbegreifliche
Lautlosigkeit, mit der das Unwetter heranrückte. Die beklemmende
Stille legte sich auf die Gemüter und ließ die Menschen
verzagen. In weiter Ferne sah Mohlem einen Drachenflieger eilig
heimwärts steuern. Auch die Marbaslahnis trauten diesem Wetter
nicht.
Mohlem brauchte eine halbe Stunde, bis er den Raumhafen erreicht
hatte. Unterwegs hatte er keine Schwierigkeiten - die Bewohner von
Poshnam waren noch nicht so in Angst und Schrecken versetzt, daß
sie versucht hätten, die Flucht in den Raum anzutreten.
Auf dem kleinen Raumhafen standen zwei große Walzenraumer
der Springer und zwei kleinere Kugelschiffe, die zur Flotte der GCC
gehörten.
Mohlem ließ den Gleiter am Tower stehen und hetzte die
Stufen hinauf. Im
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