PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
Allerdings dürfen Sie beruhigt sein; an
Bord der STARLIGHT befindet sich kein Liquitiv."
Der Erste Offizier atmete sichtlich auf, dann nickte er Mercant
zu.
“Ich muß mich wieder um das Schiff kümmern."
“Selbstverständlich." Sinnend blickte der
Solarmarschall van Kojhen hinterher, der vor dem Panoramabildschirm
stehenblieb.
“Ortungen?"
“Negativ. Wir befinden uns nach wie vor innerhalb der
Zwischenzone." “Geschwindigkeit?"
“Ist nicht bekannt. Laut Anzeige arbeiten die Kalups mit
stark verminderter Leistung, es hat zudem Ausfälle gegeben."
“Dann leiten wir sofort den Rücksturz ein!"
Im ersten Moment sah es so aus, als würde Wilm van Kojhen
explodieren. Er lief puterrot an und stemmte sich die Fäuste in
die Hüften.
“Wann sonst?" brüllte er los und fuhr mit
gefährlich leiser, vibrierende Stimme fort: “Glauben Sie,
ich will mich morgen einige zehntausend Lichtjahre entfernt
wiederfinden? Wir müssen unser Ziel pünktlich erreichen,
oder wollen Sie für eine mögliche Verzögerung haftbar
gemacht werden?"
“Okül?" kam es von Mercant völlig
zusammenhanglos.
“Ha", machte van Kojhen irritiert. “Ich verstehen
nicht."
“Okül liegt immerhin in der Nähe."
“Wenn Sie bei einer Distanz von über hundert
Lichtjahren von nahe sprechen, Sir, ist das Ihre Meinung, nicht die
meine. Wie kommen Sie darauf?"
Mercant zeigte auf den Ara, den der Roboter in einen leeren
Kontursessel gleiten ließ.
“Mit einiger Wahrscheinlichkeit wollte er nach Okül,
und zwar an Bord eines Einmannjägers. Wenn Sie es nachprüfen
lassen, werden Sie in den Triebwerken der meisten anderen Maschinen
kleine Sprengsätze entdecken. Damit versuchte Tari Nango
offensichtlich zu verhindern, daß er verfolgt würde."
“Dann war er das auch mit den Kalups. Dieser ... dieser
Mistkerl." Mercant mußte den I.O. zurückhalten, sonst
hätte er sich in jäh aufwallendem Zorn auf den Gelähmten
gestürzt.
“Reißen Sie sich zusammen, van Kojhen. Noch ist nichts
geschehen, was Ihnen das Recht dazu gäbe." Zwei Stunden
später wußte jeder an Bord der STARLIGHT, was vorgefallen
war. Steve McLinland hatte versucht, es den Passagieren so schonend
wie möglich beizubringen. Ob er dazu wirklich die richtigen
Worte gefunden hatte, blieb dahingestellt, denn die Reaktionen fielen
verschieden aus. Einige zeigten einen Gleichmut, als würden sie
sich schonjetzt mit einem noch keineswegs feststehenden Schicksal
abfinden, andere wieder verzweifelten schier.
Der Sachverhalt blieb unbestritten, und selbst Laien auf dem
Gebiet der überlichtschnellen Raumfahrttechnik konnten sich die
möglichen Folgen deutlich vor Augen führen.
Die Kalupschen Konverter der STARLIGHT waren infolge zweier
Explosionen schwer beschädigt. Trotzdem raste das Schiff
weiterhin durch den Linearraum -selbst ein Abschalten der Konverter
und das Unterbrechen der Energiezufuhr hatten keinen Rücksturz
in den Normalraum bewirkt. Die Techniker waren ratlos. Es sah ganz so
aus, als würde der Antrieb aus dem Zwischenraum heraus gespeist.
Sowohl Geschwindigkeit als auch Kurs der STARLIGHT waren nicht
mehr
bestimmbar. Das Schiff mochte inzwischen nur mehr wenig schneller
sein als das Licht - dies wäre der günstigste Fall gewesen,
der eintreten konnte. Andererseits: Wer garantierte dafür, daß
die Geschwindigkeit der STARLIGHT nicht bereits eine Million LG
betrug?
Als Allan D. Mercant noch während der sachlichen Ausführungen
des Kommandanten den Informationsraum im Passagiertrakt betrat,
wandten sich ihm fast ruckartig alle Gesichter zu. Dana Jankuhr
sprang sogar überrascht auf. “Du lebst?" war alles,
was sie hervorbrachte.
Der Solarmarschall nickte lächelnd und machte einige Schritte
auf sie zu.
“Es geht mir ausgezeichnet", sagte er.
“Aber..." Verzweifelt suchte diejunge Frau nach Worten.
“Bleiben Sie stehen, wo Sie sind, Mortens!" Abwehrend
hob Frederik Dudzig die Arme. “Ich werde nicht zulassen, daß
Sie uns mit Ihrer Krankheit infizieren."
“Ich bin völlig gesund."
“Verschwinden Sie! In der vergangenen Nacht haben zwei von
uns ein Besatzungsmitglied vor Ihrer Kabine gefunden. Anscheinend
versucht man, uns für dumm zu verkaufen."
“Was wurde überhaupt aus ihm?" rief eine Frau.
“Er ist tot", sagte Mercant ohne erkennbare Regung. Der
folgende Tumult ließ ihn das eigene Wort nicht mehr verstehen.
Sogar der Kommandant hatte Mühe, die aufgebrachten Passagiere zu
beruhigen. Minuten ergingen, bis man ihm zuhörte.
“Es wird
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