PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
Gestalt annehmende
Wallen.
“Einwandfrei eine Erscheinung des Zwischenraums",
stellte jemand fest. “Wir sollten versuchen, sie mit
Fesselfeldern zu lokalisieren."
“Das ist doch Unsinn. Sobald wir den defekten Reglerkreis
erneuert haben ..." “Quatsch nicht, Ray, bringe lieber die
Projektoren in Stellung."
“Wir brauchen sie weiter oben." Der mit Ray Angeredete
deutete zur Galerie hinauf, die in etwa fünf Meter Höhe den
Konverter umlief.
Inzwischen war ein zweites, düster strahlendes Etwas im
Begriff, den Linearbeschleuniger zu durchdringen. Selbst eine mehrere
Zentimeter dicke, massive Wand aus Terkonitstahl bildete kein
Hindernis.
Von irgendwoher erklang leises Wimmern. Überlastungsanzeigen
sprachen an, positronisch gesteuerte Ausweichfelder wurden aktiviert
und nahmen einen Teil der Leistung auf. Die fremdartigen Energien
vereinten sich, begannen rhythmisch zu pulsieren, wobei ihre Farbe
sich in stetem Wechsel veränderte. “Die Projektoren, Ray,
mach schon!"
Da war instinktiv die Ahnung, daß sich eine Gefahr
zusammenbraute. Der Nebel schien zu wachsen, sich auszubreiten; die
Strahlungswerte stiegen rapide an. “Raus hier!"
brülltejemand. “Verschwindet, oder das Ding verseucht
uns." Einige begriffen, andere zögerten noch. Gebannt
starrten sie auf das rasch näher kommende Pulsieren. Sie
schienen wie gelähmt.
Von den zwanzig Männern und Frauen der diensttuenden Schicht
gelang nur der Hälfte die Flucht. Aber selbst als die schweren
Schotte hinter ihnen zuschlugen, durften sie nicht erleichtert
aufatmen. Das Entsetzen verfolgte sie mit eisigen Fängen, und
auf den Bildschirmen der Hauptzugänge konnten sie verfolgen, was
innerhalb des Maschinenraums geschah.
Ein gellender Aufschrei erhallte zwischen den mächtigen
Aggregaten. Die Wolke hatte den ersten Techniker erfaßt und
hüllte ihn ein. Sie dehnte sich weiter aus, stieg am Kalup empor
und ließ das Aggregat zerbrechlich erscheinen wie Glas.
Schon berührte das Leuchten die Galerie, schwappte über
die Brüstung empor und tastete nach den beiden Frauen, die sich
ängstlich zurückzogen. Bevor sie es sich versahen, wurde
ihnen der Weg von einer weiteren, jäh emporschießenden
Nebelwand versperrt.
Drei Meter blieben ihnen noch, als eine von beiden sich nach einem
Elektronenschweißgerät bückte und den nadelfeinen
Komprimierungsstrahl auf die fremdartige Energieform richtete. Im
ersten Augenblick sah es so aus, als würde das Leuchten
tatsächlich zurückweichen, dann gab es eine grelle
Stichflamme, in der alles verging. Wie ein Kartenhaus brach die
Galerie rund um den Kalup zusammen; Trümmerstücke flogen
mit der Wucht von
Geschossen durch die Halle und richteten weitere Verwüstunge
an. Selbst die Luft schien zu brennen.
Ein rotglühendes Wabern überzog die Bildschirme. Bevor
die Optiken ihren Dienst versagten, konnte man erkennen, daß
die letzten Techniker zusammenbrachen. Der automatisch ausgelöste
Alarm bildete eine schaurige Untermalung.
“Entsetzlich!" stöhnte Ray und griff sich mit
beiden Händen an den Hals. Er war blaß geworden, sein Atem
ging krampfhaft und stoßweise. “Da kommt keiner mehr
lebend heraus."
“Du hättest die Fesselfelder aktivieren ..."
“Laß mich mit deinen Projektoren in Ruhe, Mark.
Glaubst du wirklich, damit hätten wirjemanden retten können?"
Ray schrie den anderen an.
Das folgende Schweigen sagte mehr, als Worte jemals vermocht
hätten. Keiner wagte es, das Schott zu öffnen. Die
Kontrollen zeigten an, daß dahinter noch immer Temperaturen von
weit über 500 Grad Celsius herrschten.
“Wir müssen ihnen helfen!" Mit den Fäusten
trommelte eine Frau gegen den Stahl und sank schluchzend zu Boden.
Als die anderen ihr beistehen wollten, begann sie unkontrolliert um
sich zu schlagen. Ray wußte, daß Sarah Miles' Ehemann
noch in der Halle war. Er konnte verstehen, was in ihr vorging.
Endlich trafen die ersten Rettungsmannschaften ein. Roboter
errichteten Schutzschirme und drangen dahinter in den Maschinenraum
vor. Kleinere Brände flackerten auf. Es war zu erkennen, daß
die Löschanlage nur teilweise funktioniert hatte. Die
Verwüstungen hielten sich trotzdem in Grenzen.
Ray beobachtete die Frau, diejetzt apathisch am Boden kauerte, die
Hände vors Gesicht geschlagen. Ihr Körper wurde von
krampfartigen Zuckungen geschüttelt. Jeder Versuch, sie
anzusprechen, endete an einer Mauer schweigender Ablehnung.
Nach wenigen Minuten fielen die Schutzschirme zusammen. Ray war
einer der ersten,
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