PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten
Reich von Alexander, dem
Schützling des Zeus, groß ist und ohne Krieg, ohne
Hungersnöte und voller Reichtum.«
Wieder tranken wir schweigend, dachten nach, und schließlich
überraschte mich der König mit seinen Ausführungen.
»Eines Tages, der nicht fern ist, wird sich Darius mir
stellen«, sagte er und gähnte. »Wenn Zeus mit mir
ist, siege ich. Zeus wird gegen Ahura Mazda siegen! Ich will das
ganze Reich des Darius sehen, auch das Land am Nil. Ich
weiß nicht, wo ich in einem Mond bin, wo mein Heer im
nächsten Jahr kämpfen wird.
Wir beide können einander helfen. Aber wie schaffe ich es,
daß du freiwillig mir rätst, wenn ich es brauche? Ein
Ratgeber, der gezwungen wird, ist gefährlich, es wäre
töricht, dies zu tun. Rate mir!«
Ich brauchte einen würdigen Ort und eine besondere
Gelegenheit, ihm den Aktivator überreichen zu können. Ich
brauchte viel Zeit, um zu sehen, wie Alexander seine Ideen
verwirklichte. Einerseits mußte ich ihn beobachten,
andererseits hatten wir ausgemacht, uns nicht an seiner Seite in
jeden Kampf zu stürzen. Er wußte nichts von unseren
Möglichkeiten, das Geschehen zu beobachten und notfalls
einzugreifen. In vielen Nächten hatte ich mir mein weiteres
Vorgehen ausgedacht, aber ich konnte nicht Alexanders Verhalten in
meine Pläne einbeziehen. Also sagte ich:
»Da wir nicht für die Makedonen kämpfen, haben wir
im persischen Reich keine Schwierigkeiten.«
»Mir ergeht es anders«, lachte er. Ich zog von meiner
linken Hand einen kantigen, zylindrischen Ring ab und warf ihn
spielerisch in die Höhe.
»Im Nilland sprach ich lange mit einem Priester. Er gab mir
diesen Ring und erzählte mir eine erstaunliche Geschichte. Ich
glaubte sie ihm nicht. >Wenn du diesen Ring hier drückst<,
sagte der Priester«, ich führte die Bewegung aus, »>und
meinen Namen rufst, werde ich kommen und dir helfen!< Tage später
überfielen mich nomadische Räuber und plünderten mich
aus. Sie ließen mir den unscheinbaren Ring. Ich tat, was der
alte Weise mir geraten hatte. Soldaten des Satrapen kamen und
befreiten mich. Es ist ebenso unbegreiflich wie das Orakel der
Eingeweide, der Blitz des Zeus oder andere Zeichen der Götter.
Nimm den Ring und versuche, mich zu rufen, wenn du mich wirklich
brauchst. Vielleicht wirkt er so, wie er mich rettete.«
Ich stand auf, gab ihm den Ring und zeigte ihm noch einmal, wie
der Notruf geschaltet wurde. Das Spielzeug würde einige Jahre
lang funktionieren, wenn es wirklich nur ein paarmal eingeschaltet
wurde. Schweigend und mit sichtlicher Verwunderung schob Alexander
den Ring über den Mittelfinger.
»Du weißt, daß ich überall im Land Späher
reiten lasse?«
»Ich weiß es. Sage ihnen, daß ich dein Vertrauen
habe.«
»Und nun? Was hast du vor?« fragte er.
»Ich werde Darius entgegenreiten. In seinem Gefolge und in
Susa oder Persepolis gibt es unzählige Gelehrte. Mit ihnen will
ich sprechen.«
Alexander kam, halb vor Müdigkeit und zur anderen Hälfte
vom schweren Wein schwankend, auf die Beine. Ich sah, daß sie
unproportioniert waren, zu kurz für seinen Körper.
»Toxarchos Atalantos«, sagte er langsam, »wir
sehen uns wieder. Achte darauf, daß mein Heer dich nicht
zertritt, denn es wird den Darius vernichten. Und eines Tages werden
wir das Nilland bereisen, das Land voller Wunder.«
Er legte mir die Hand auf die Schulter. Ich starrte in sein
Gesicht und
meinte sicher zu erkennen, daß Alexander zunächst an
sich selbst und seine kühnen Ideen und sein Sendungsbewußtsein
glaubte. Aber darüber hinaus -oder als Grundlage für seine
eigene Überzeugung - waren alle jene Zeichen für ihn
tatsächlich Bestätigungen oder Verbote: die Adler, der
Donner und seltsame Weissagungen wie jene aus Gordion. Er selbst
hielt sich jedenfalls für kaum besiegbar, und jeder weitere
Erfolg würde ihn sicherer, gewandter und risikobereiter werden
lassen.
»Ich werde kommen, wenn du mich brauchst. Mich oder meinen
Rat«, versicherte ich.
»Ich brauche nicht nur Männer, die zu jedem Befehl
>Ja!< sagen und >Allallalei!< schreien«, schloß
er. »Der Kluge hört auch auf Männer, die eine andere
Meinung haben. Ein solcher Mann bist du, Toxarchos. Übrigens.
wie kommst du zu diesem Ehrennamen?«
»Weil meine Pfeile auch im Dunkel der Nacht treffen«,
erwiderte ich wahrheitsgetreu. Er schüttelte ungläubig den
Kopf und brummte:
»Auch das werde ich eines Tages sehen. Zeus wache über
deinen Schlaf. He, her mit der Fackel!«
»Er schenke dir nur Siege
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