PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten
ich Parmenion. Er rief in mühsam
unterdrückter Aufregung:
»Und ich sage dir, Alexander, wir sollten hier warten und
alles erkunden! Die Perser haben Hindernisse, Fallen und Gräben
für uns bereit. Darius ist gewarnt. Auch wenn es dir alle raten,
Alexander, greife jetzt nicht an.«
Ich mischte mich in das Stimmengewirr. Fast alle Kampfgefährten
waren der festen Meinung, man müsse jetzt angreifen, obwohl es
noch nicht hell war. Ich zügelte mein Pferd und sagte:
»Mein Rat lautet, das Heer in der Kampf Ordnung hier lagern
zu lassen. Es ist undenkbar, daß Darius uns nicht genau gesehen
hat. Wir kennen das persische Heer. Es mag vielleicht zehnmal so groß
sein wie unseres. Während der Schlacht werden wir überraschende
Angriffe führen können. Jetzt nicht. Seht die
hunderttausend Lagerfeuer dort!«
Vor uns breitete sich, wie es schien, das Spiegelbild des
Sternenhimmels in der düsteren Ebene aus. Ich fügte hinzu:
»Beim ersten Licht werden, so denke ich, Alexander und meine
Krieger sich das Schlachtfeld näher ansehen. Ich habe bemerkt,
wie die Perser viele Fallen für die Reiterei aufgebaut haben:
Schlingen, zugespitzte Pfähle und Fallstricke. Sie planierten
den Boden für ihre Sichelgespanne. Und noch
etwas, makedonische Feldherren. Ich sah mehr als ein Dutzend
riesige, graue Tiere. Kolosse mit langen Zähnen, die man
Elefanten nennt. Sie kommen aus dem tiefsten Innern des Landes, aus
dem der Nil entspringt. Wenn die Pferde sich diesen Kolossen nähern,
werfen sie die Reiter ab und werden scheu. Hütet euch, auch nur
in ihre Nähe zu kommen, setzt Piloi ein, mit scharfen
Pfeilspitzen und Lanzen.«
Alexander gab seine Befehle und ordnete an, ein Opfertier zu
bringen. Bald waren wenige Zelte aufgeschlagen, und, unsichtbar für
die Perser, brannten Lagerfeuer und Fackeln.
Am nächsten Morgen schwärmten mehrere Gruppen schneller
Reiter aus. Sie griffen nicht an und zogen sich stets zurück,
wenn sich ihnen persische Posten näherten. Ich ritt an der Seite
Alexanders, und wir galoppierten in einem weiten Bogen um das
Kampffeld. Wir zählten zweihundert Sichelwagen. Ein nächtlicher
Angriff hätte die Makedonen vernichtet. Die Anzahl der Feinde
betrug etwa fünfundzwanzigmal zehntausend Männer.
Mindestens fünfundzwanzigtausend Reiter! Unentwegt besprachen
wir jeden möglichen Vorstoß des Feindes und die
makedonischen Taktiken.
Am Abend gruppierte Alexander sein Heer um und sprach mit den
Anführern jeden einzelnen Zug durch. Zehntausend Hopliten mit
ihren Sarissen bildeten den unverrückbaren Mittelpunkt des
Heeres, als Alexander im silberfunkelnden Helm an ihnen vorbeiritt
und jede Einheit ermunterte. Als mein schwarzer Adler über dem
Heer erschien und in die Richtung des Feindes schwebte, hielten sie
es alle für ein göttliches Zeichen und vergaßen ihre
Schrecken und Ängste.
Zwei Tage lang hatte Alexander den Feind warten lassen. Die Perser
waren unausgeschlafen und gereizt. Unter jedem Schritt wallte Staub
auf, als das makedonische Heer die Ebene erreicht hatte.
Der Staub, sagte mein Extrasinn, er wird dichter werden, und
niemand vermag dann den Gegner zu erkennen. Richte deine Taktik
danach aus!
Gegen Mittag bildete das Heer, die Reiterei auf der rechten Seite,
in einer schrägen Formierung die erste Gruppe in einer
aufkommenden Staubwolke. Je mehr sie sich dem Feind näherten,
desto mehr schwenkte die Masse nach rechts ab. Der Boden unter den
Pferdehufen wurde rauh und wellig. Hierher kam kein Sichelwagen, ohne
Deichsel und Achsen zu brechen. Sofort handelten die persischen
Reiter.
Die Schlacht fing an.
Tausende persischer Reiter kamen, von uns aus gesehen, von links
und ritten in einem weiten Bogen nach rechts, kesselten uns und
Alexander ein. Auch unter ihren Hufen erhoben sich schräge,
dichter werdende Staubwolken. Kurz darauf griffen schwerbewaffnete
Skythen und Baktrier an und näherten sich uns direkt. Auf mein
Kommando schalteten wir alle unsere körpereigenen Schutzfelder
an und senkten die Lanzen mit den eingebauten Lähmstrahlern.
»Vorwärts«, schrie Alexander. »Verwickelt
sie in einen Kampf. Sie dürfen uns nicht in den Rücken
fallen.«
Meine Freunde und ich bildeten zwei gleichgroße Gruppen. Wir
setzten die Sporen ein, sicherten unseren festen Sitz im Sattel und
setzten uns links und rechts von Alexander. Die eigene Reiterei
bildete so einen Stoßkeil mit uns in den vordersten Positionen.
Wir donnerten auf die Perser zu, die sich uns mutig stellten. Der
Kampf war
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