PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers
Bäume, die wir
behutsam zwischen den anderen herausfällten, versorgten die
Feuer. Aus den gebrannten Ziegeln, die sich im Wasser und im Regen
nicht auflösten, wurden die tief hinabreichenden Röhren von
Brunnen gemauert. Überall entstanden Hügel und Dämme
aus Lehm, Steinen, Erdreich und eingerammten Pfählen. Wir
pflanzten Bäume, die mit ihren Wurzeln die Dämme
befestigten.
Zuerst errichteten wir für uns ein großzügig
geplantes Haus auf dem Hügel. Im Schatten mächtiger Bäume
breiteten sich Ställe aus, ein Kornspeicher aus Stein und
gebrannten Ziegeln entstand, und an den Waldrändern legten wir
erste Felder an. Ganz langsam wuchs die Siedlung, Schritt um Schritt.
Kanäle, noch nicht mit dem Fluß verbunden, reichten bis
tief in das Hinterland hinein.
Da wir versuchten, eine Stadt für lange Lebensdauer zu bauen,
arbeiteten wir langsam und besonders gründlich.
Chandragupta schickte Münzen und Handwerker. Eines Tages
trieben unzählige bemannte Flöße den Indus herunter.
Auf ihnen erkannten wir kleine Familien und große Mengen
Steine, die aus Brüchen des oberen Flußlaufes stammten.
Die Anzahl der Helfer nahm zu, aber noch immer
waren erst die Grundrisse der Stadt zu erkennen, mehr nicht.
Die sorgfältig angelegten, umzäunten, gedüngten und
bewässerten Felder brachten größere Ernten. Erste
Vorräte wurden eingelagert.
Der unfruchtbare Lehm wurde zu einem Hügel aufgeschüttet,
der ständig in seiner Höhe und Ausdehnung wuchs. Brücken
wurden über die trockenen Kanäle gebaut. In den Kanalbetten
verlegten wir Steine, die Böschungen wurden befestigt, und
überall dort, wo Schieber aus Holz die Wasserzufuhr regulieren
würden, mauerten wir breite Befestigungen aus
wasserunauflöslichen Ziegeln.
Auch unser Haus wuchs: helle Mauern, flache Dächer und wenig,
aber ausgesuchter Zierat aus dunklem Stein, geschnitztem Holz und
Tonziegeln in grauer und brauner Farbe. Die Überschwemmung des
ersten Jahres richtete keinen Schaden an, denn die Dörfler
beherzigten alle unsere Ratschläge und Anweisungen. Das Wasser
füllte den ersten Kanal und einen Teich, der halb im Urwald lag.
Große Pflüge, von Elefanten gezogen, rissen den Boden
für die Saaten auf. Ochsengespanne wurden zusammengestellt,
schwere Fahrzeuge wurden gebaut. Handbreit um Handbreit hob sich eine
große Plattform, ein Tafelberg mit mehreren Einschnitten,
dehnte sich aus und schuf Sicherheit vor der nächsten großen
Flut. Als die trockenen, heißen Tage kamen, in denen der Regen
für Monde ausblieb, öffneten wir die Schieber, und das
Wasser des Indus ergoß sich in die vielfach verzweigten Kanäle.
Jeder neu gepflanzte Baum, jedes Gärtchen und alle Felder
konnten bewässert werden, und das eiskalte Grundwasser aus den
Brunnen versorgte die Tiere und die Menschen. Wir gründeten für
jede Gattung der Tiere eine Zucht und bildeten die Hirten aus.
Nun waren wir schon zweieinhalbtausend Menschen im wachsenden
Pattala. Die Menschen, die verwundert erlebten, daß es ihnen
von Mond zu Mond besser erging, arbeiteten begeistert mit: sie hatten
ein Ziel erkannt. Ich kurierte mit Charis' Hilfe viele ihrer
Krankheiten, und die Jäger Chandraguptas versorgten uns mit Wild
in Hülle und Fülle. Und ununterbrochen schleppten die
riesigen Elefanten die Bäume aus dem Wald. Wir lichteten ihn
behutsam aus, denn wir wollten um die Siedlung herum einen breiten
Ring schaffen, in dem es nicht von Wild wimmelte, das unsere Felder
leerfraß. Das tropische Klima ließ alle Gewächse
überraschend schnell nachwachsen.
Die schräg abfallenden Flanken der Kanäle waren voller
Gräser. Ziegen wurden darüber getrieben und hielten den
Bewuchs kurz. Auf den Flächen der Dämme entstanden nach
Plan die ersten Häuser. Lager und Werkstätten von
Handwerkern; überall gab es genügend Platz für
Erweiterungen. Alle fruchttragenden Bäume, deren Schößlinge
wir im Wald fanden, wurden sorgfältig eingepflanzt, bewässert
und beschnitten.
Auch unser Haus wurde größer und wucherte nach drei
Seiten. Großzügige Räume für meine Freunde,
Charis und mich entstanden, Häuschen, in denen die Diener
wohnten, eine langgestreckte Scheune, in der Heu, Stroh und
unsere Vorräte lagerten. Zwischen den Gebäuden dehnte
sich Rasen aus, wuchsen Blumen in allen Farben, rankten sich
wohlriechende Gewächse die Mauern hinauf, und die Bäume
breiteten schützend die Äste über die Dächer. Das
Schiff befand sich auf dem Trockenen, auf einer Reihe Rollen, und der
Gleiter
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