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PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

Titel: PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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stand in der luftigen Scheune. In den Gattern wimmelte es von
Tieren aller Art.
    Wenigstens alle Fundamente stellten wir aus unzerstörbarem
Material her. Darüber wuchsen unregelmäßig die Häuser
aus Lehmziegeln, die immerhin so hart wie weicher Stein wurden.
    Es gab eine große Familie, die wunderschönes
Tongeschirr herstellte, es glasierte und brannte. Auch Platten und
Kacheln mit bunter Glasur machten sie; wir verzierten die Wände
in den Häusern damit und mauerten die Kacheln an jenen Stellen
außen ein, wo Regen gegen die Mauern schlug.
    Wir zeigten den Bauern, daß Grasmatten, in die Lehmwände
geklebt und mit Kalkmilch bestrichen - die man mit Erdfarben färben
konnte -, einen praktischen Schmuck darstellten.
    Wir hatten tüchtige Zimmerleute und Holzschnitzer, die fast
jedes Holz so bearbeiten konnten, wie es derjenige wollte, der ihre
Dienste in Anspruch nahm. Sie fertigten Fischerboote ebenso wie die
Gerüste, Dächer und Verbände, auf denen ganze
Stockwerke ruhten.
    Es gab sogar eine Schule, in der alle Kinder täglich mehrere
Stunden rechnen und schreiben und lesen lernten, zudem unterrichteten
die Fachleute die Heranwachsenden in den Techniken, die sie selbst
beherrschten. Für Werkstücke und Dienstleistungen wurde in
Ware »bezahlt«; und wir warteten sehnsüchtig auf
eine Handelskarawane, die mit unserem Gold und einer langen
Wunschliste unterwegs war.
    Fleischer schlachteten Tiere, pökelten und räucherten,
füllten Wurst in Därme und gaben die Felle den Gerbern, die
Knochen den anderen, die Leim daraus kochten. Und während jeder
von uns versuchte, sein Leben um ein weniges zu verbessern und zu
erleichtern, wuchs Pattala fast unbemerkt. Es wuchs so lautlos wie
die Bäume, die wir gesetzt hatten.
    Und, fast ohne daß wir es merkten, waren vierhundert Tage
vergangen. Wieder kamen die jährlichen Regenzeiten.
    2. Jahr, im fünften Mond
    ALEXANDER:
    Nachdem die Makedonen in der größten und wildesten
Jagd, die in Bazeira je stattgefunden hatte, mehr als
dreieinhalbtausend Tiere in den Wäldern erlegt hatten, feierten
die erschöpften Soldaten ein gewaltiges Mahl. Es gab Fleisch in
Überfülle, ebenso wie Wein. Und Alexander, der Spitamenes
noch immer im Nacken spürte, versuchte, seine eigene Unruhe zu
besänftigen.
    Zu seinen Ehren war in Samarkand ein Gastmahl vorbereitet worden.
Der Herrscher saß zurückgelehnt in seinem Sessel, trank
unvermischten persischen Wein und grübelte. Sein Gesicht war
verschlossen und finster. In seiner Laufbahn war ein Punkt erreicht,
wieder einmal, der nach
    dramatischen Lösungen schrie.
    Es war Sommer. Die Hitze lastete über dem Land, und
Alexanders Truppen versuchten unentwegt, einzelne Dörfer und
Siedlungen von den Aufständischen unter dem Befehl von
Spitamenes zurückzuerobern. Den Lärm und das Gelächter,
die Prahlerei der makedonischen und griechischen Freunde und
Heeresanführer schien er nicht zu hören. Seine Nerven waren
zerfasert wie alte Taue. Wieder nahm er einen langen Schluck Wein;
die Einheimischen tranken ihn ebenso pur wie die Makedonen.
Alexanders Gedanken kreisten verwirrt um eine einzige Befürchtung:
hier lehrten die Kämpfe ihn, daß ein Eroberungsfeldzug ein
Ding war, der Versuch hingegen, das Land zu behalten und in sein
Reich einzugliedern, ein anderer. Hier beugten sich die Eingeborenen
nicht. Sie starben lieber für ihre Freiheit als einzusehen, daß
ihnen ein riesiges Reich nur Vorteile bringen konnte. Und da war
Spitamenes, der sie unablässig aufstachelte. Er, selbsternannter
Nachfolger Bessos, war nicht zu packen.
    »He, Feldherr! Hat man dir Wasser in den Wein getan?«
brüllte plötzlich Kleitos vom anderen Ende der überladenen
Tafel. Alexander winkte, ohne Kleitos anzusehen, schweigend ab.
    Alexanders Gedanken gingen zurück. Jede Parasange des langen
Marsches wiederholte er. Seit dem Aufbruch von Prophthasia waren
unzählige Männer verwundet worden, waren ebenso viele
gestorben, eine Unmasse von Waffen, Ausrüstung, Pferden, Kamelen
und Eseln waren den Gewaltmärschen zum Opfer gefallen.
Unbekannte Gebirgspfade durch Schlamm und Staubstürme, durch
Schnee und Eis, durch Wüste und durch die Horden der
Eingeborenen waren zu breiten Straßen geworden, und jeder
Schritt bedeutete Opfer. Eines konnte er sich nicht vorwerfen. Er war
stets an der Spitze seiner Männer gewesen und hatte alles mit
ihnen geteilt: Entbehrungen, Niederlagen und Siege. War es Zeit,
umzukehren? Alles in Alexander wehrte sich gegen diesen Gedanken.

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