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PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

Titel: PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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erreichte sein Reich mit
einem Bruchteil seiner Männer. Alexander mußte sie
übertrumpfen und riskierte das tödliche Abenteuer. Das Heer
verdünnte sich, und der Weg wurde markiert von bleichenden
Gebeinen und verendeten Tieren. Kämpfe, Hunger, Durst und
Strapazen dezimierten die Menschenmenge. Eingeborene Führer
führten sie in die Irre. Es war ein Wahnsinnsmarsch, aber
irgendwann würden die letzten Überlebenden das Ziel
erreichen.
    Vor seiner Abfahrt besuchte uns Nearchos, der alte, zähe
Freund Alexanders. Ein Mann, der zu ihm hielt (wie auch ich, in
gewisser Weise), obwohl wir seine Fehler und Nachteile
übereinstimmend beurteilten. Wir saßen, umgeben von
wenigen Getreuen, am lodernden Kaminfeuer unseres Hauses und
beredeten die Dinge.
    »Nimm es mit, präge dir jede Einzelheit ein und denke
daran, daß alles Geschriebene und Gezeichnete unter der Sonne
verbleicht!« sagte ich und breitete die Zeichnung aus. Nearchos
betrachtete sie genau. Es war eine einfache, aber exakte Wiedergabe
der Höhenphotos. Sie zeigte die Strecke zwischen dem Indusdelta
und dem Delta von Tigris und Euphrat südlich Babylons.
    »Mein Weg?« knurrte er. Ich nickte und machte eine
vage Handbewegung.
    »Der Weg deiner Flotte.«
    »Woher, Freund und Retter Alexanders, weißt du das
alles?« fragte der
    ledergesichtige, kantige Mann ohne sichtliches Erstaunen. Ich
zuckte die Schultern und erwiderte:
    »Vor vielen Jahren segelten wir entlang dieser Küsten.
Ich sage dir, was du zu tun hast.«
    Ich erklärte ihm, wie eine Flotte »griechischer«
Schiffe, nach dem Muster der Binnenseeruderer und -segler gebaut,
diese lange Fahrt überstehen konnte. Mit unzähligen
Landungen in den Buchten, mit Suche nach Süßwasserquellen,
mit Fischfang - und mit größter Vorsicht. Er las meine
Bemerkungen, die ich quer zur Küstenlinie geschrieben hatte.
Schließlich ächzte er:
    »Du ahnst, daß lange Beratungen stattgefunden haben,
ehe ich den Befehl erhielt?«
    »Ich weiß. Wenn du dich an diese Ratschläge
halten kannst, werdet ihr überleben. Was man von denen, die mit
Alexander durch Gedrosien marschieren, nicht wird sagen können.«
    »Es ist der Marsch des Hades, der Unterwelt, aber wir haben
es ihm nicht ausreden können«, verteidigte sich Nearchos.
Er war, von allen, die wir kannten, der größte Pragmatiker
aller Makedonen, den ich kannte. Ein zuverlässiger, knorriger
Charakter, liebenswert wie ein Nilkrokodil und ebenso listig und
gefährlich. Charis warf ein:
    »Persien und Griechenland werden von Indien unendlich viele
Waren, Rohstoffe und Ideen beziehen. Deine Reise wird einen
Handelsweg neu eröffnen, Nearchos!«
    Er grinste und meinte trocken:
    »Nur die Furcht vor Atalantos, Schönste, hält
Alexander ab, dich keuchend zu begehren.«
    »Ich bringe mich eher um«, schnappte sie. »Wer
Atalantos kennt, ist für Alexander verdorben. Er ist maßlos.«
    »Du hast recht, Charis«, entgegnete er. »So ist
es. Ohne Maß. Ein Olympier zwischen uns Sterblichen.«
    Nearchos studierte jede Linie, jeden Punkt und jeden Schriftzug
der Karte, die innerhalb von wenigen Viertelmonden bis zur
Unkenntlichkeit verblassen würde. Er musterte uns alle und
fragte in einem Ton, der wie eine freundliche Drohung klang:
    »Sehen wir uns wieder? Wann und wo?«
    »Frage das Schicksal«, sagte ich, »und man wird
dir antworten.«
    Er lachte zögernd. Ich wußte, daß ihn der erste
Tag mit günstigem Wind davonwirbeln würde. Er war auf seine
Weise ebenso ehrgeizig wie Alexander. Nachdem er seinen riesigen
Pokal geleert hatte, streckte er uns allen seine Pranke entgegen und
küßte Charis väterlich auf die Wange.
    »Mit dem Mut der Makedonen, dem indischen Holz der Schiffe
und Atalantos' Karte werden wir bald dort sein, wo wir Alexander
treffen.«
    Wir verabschiedeten ihn und sagten:
    »Wir wünschen dir alles denkbare Glück!«
    Wenige Tage später lösten sich die Schiffe der riesigen
Flotte und segelten
    mit Rückenwind nach Westen. Wir blieben allein zurück,
dachten eine Weile nach und fuhren fort, Pattala auszubauen. Keiner
von uns sprach fast sechshundertundfünfzig Tage lang von
Alexander. Ich aber erhielt die Informationen von Rico, und so
erfuhren wir die Wahrheit über den Marsch und die Meeresfahrt.
    Vier Monde lang marschierte Alexander durch wüstenähnliche
Gebiete, entlang des Meeres und durch die teuflischste Wüste,
die es in diesem Teil der Welt gab. Von vierzigtausend Menschen in
Heer und Troß lebten, als er in Karmanien endlich

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