PR TB 247 Albatros
Natur sein dürfte, würden
sich die Betroffenen anders verhalten, wenn sie wissen, daß sie
beobachtet werden. Wir können es sicherlich vertreten, wenn wir
die leichteren Fälle entlassen und sie zur Selbstbeobachtung
auffordern. In Wirklichkeit aber peilen wir ihre Gehirntätigkeit
ferngesteuert an. Wir haben ja ihre Gehirnwellenmuster und können
jede Veränderung registrieren. Das wäre alles. Haltet mich
auf dem laufenden. Ich bin bei Fellmer.«
»Könntest du nicht einen Gehilfen brauchen, Doc?«
fragte Jim. »Mich verbindet mit Fellmer mehr als mit irgend
jemanden sonst auf dem Asteroiden.«
Laumer zeigte seine Zustimmung durch ein Kopfnicken an. Dann
deutete er jedoch hinter Jim und fragte: »Und was ist mir ihr?«
Jim drehte sich um und sah, daß Diana das Untersuchungszimmer
betrat. Laumer fügte hinzu: »Ich gebe dir ein paar Minuten
und erwarte dich dann bei Fellmer. Schließlich ist es ja dein
Traumpartner, der ihn mit auf diesen Trip genommen hat. Ich werden
Anweisung geben, daß man dich passieren läßt.«
Während Laumer davoneilte, wandte sich Jim Diana zu. Sie
hatte dunkle Ringe unter den Augen, und das Haar klebte ihr
schweißnaß am Kopf. Sie versuchte ein Lächeln.
»Ich fühle mich nicht gut«, sagte sie. »Ich
habe höllische Kopfschmerzen. Ich glaube, ich werde verrückt.«
»Unsinn, Mädchen«, sagte Jim. »Du machst
dich höchstens selbst
verrückt.«
»Ich habe mich freiwillig einer Untersuchung gestellt«,
sagte sie. »Ich möchte wissen, wie es um mich steht. Jetzt
warte ich auf den Befund.«
Jim drückte sie auf einen Stuhl, nahm ihre Hände und
setzte sich ihr gegenüber. Aber sie entzog ihm ihre Hände
und betrachtete sie, als wären sie ein Fremdkörper.
»Ich hatte eine Phase, da hätte ich mit diesen Händen
jeden töten können, der mir über den Weg gelaufen
wäre«, sagte sie mit fremd klingender Stimme. »Selbst
dich, Jim. Aber zum Glück schlief ich. Und als ich aufwachte,
fand ich mich im Zimmer stehen, inmitten der zertrümmerten
Einrichtung. Und weißt du, wie mir jetzt zumute ist?«
»Du hast Depressionen«, sagte Jim schnell. »Das
ist eine Folgeerscheinung, nicht weiter schlimm.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich bin schon in der nächsten Phase«, sagte sie.
»Ich beginne, mein Gedächtnis zu verlieren. Das haben die
Tests eindeutig bewiesen. Ich kann mich kaum mehr erinnern, was
gestern gewesen ist. Ich zermartere mir den Kopf darüber, wie
wir uns kennengelernt haben, aber es will mir nicht einfallen. Nein,
sage es mir nicht! Ich muß von selbst daraufkommen. Weißt
du, wie mir ist? Als würde ich bald vergessen, daß ich ein
Mensch bin. Jim, ich werde zu einer Idiotin.«
»Das redest du dir nur ein«, sagte Jim, aber er wußte
selbst, wie erbärmlich sein Aufmunterungsversuch ausfiel.
»Geh jetzt!« sagte sie. »Deine Anwesenheit macht
es mir nicht leichter.«
Er hob die Arme, ließ sie wieder hilflos sinken. Er konnte
wirklich nichts für sie tun, was die Ärzte und andere
Fachkräfte nicht viel besser tun konnten. Und so küßte
er sie zärtlich auf die fiebrige Stirn und ging.
Er brauchte die Quarantänestation gar nicht zu verlassen, um
zu Fellmer Lloyd zu gelangen. Der Posten vor dem Isolationsraum
erkannte ihn zwar und sagte, daß Doc Laumer ihm
Passiererlaubnis gegeben hatte, verlangte aber dennoch seine
ID-Karte, die jedermann für die Dauer des Alarmzustands zu
tragen hatte. Jim gab sie ihm, der Posten führte sie in den
Schlitz des Positronikschlosses ein und ließ ihn mit einem
zustimmenden Nicken passieren.
Der Raum, in den Jim kam, wurde nur von der
Instrumentenbeleuchtung der Geräte erhellt. Ein halbes Dutzend
schemenhafter Gestalten umringten eine Liege, auf der Fellmers
regloser Körper lag. Nur zwei von ihnen bedienten die Geräte,
die anderen lauschten der Automatenstimme, die Fellmers Tonfall
imitierte. Gelegentlich steckten sie die Köpfe zusammen und
flüsterten miteinander.
Als Jim eintrat, reckten alle die Köpfe nach ihm, und er trat
sofort leiser auf. Als sich seine Augen an die schummerige
Beleuchtung gewöhnt hatten und er Doc Laumer erkannte, gesellte
er sich zu ihm. Der Doc drehte sich zu Jim und und flüsterte:
»Fellmers Gehirntätigkeit hat sich wieder normalisiert,
sie verlief nur in der
Anfangsperiode dramatisch. Das bereitet uns keine Sorge mehr. Eine
andere Frage ist, wie wir ihn von seinem Trip zurückholen
sollen.«
Doc Laumer verstummte, als jemand ihn durch einen zischenden Laut
zur Ruhe gemahnte.
Jim
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