PR TB 247 Albatros
nur das Weiß der Augen zu
sehen. Plötzlich schreckte
Jim hoch. Er riß die Augen auf, auf seinem Gesicht zeigte
sich der Ausdruck ungläubigen Entsetzens.
»Was ist, Jim?« Fellmer packte ihn an den Oberarmen
und schüttelte ihn.
»Ich. kann es nicht glauben«, stammelte Jim. »Es
kann nicht seine Schuld sein. Er will nur den Märtyrer spielen.«
»Wovon redest du eigentlich, Jim?«
Jim schien erst jetzt zu merken, daß er nicht allein war. Er
löste sich aus Fellmers Griff und schüttelte den Kopf, wie
um seine Benommenheit zu verscheuchen.
»Ich muß jetzt diese armen Teufel heilen«, sagte
er wie zu sich selbst. »Wer weiß, wie lange ich noch dazu
in der Lage bin und ob er es mich überhaupt noch tun läßt,
wenn es wahr ist, daß er.«
Jim entmaterialisierte mitten im Satz. Er ließ einen völlig
verwirrten Fellmer Lloyd zurück.
»Kannst du dir denn die Wahrheit nicht selbst
zusammenreimen, Fellmer?« hörte er da hinter sich Poes
Stimme fragen.
Fellmer drehte sich um und sah, wie sich der Junge von Moms Planet
auf dem Bett aufrichtete.
»Jim hat doch nicht dich gemeint?« fragte Fellmer, und
als Poe nickte, da dämmerte es ihm allmählich. »Du
willst die Amokseuche eingeschleppt haben? Wie ist das möglich?«
»Ich nenne es die Feißsche Krankheit, nach jenem, der
ihr Träger gewesen ist und den ich im Zweikampf besiegt habe«,
sagte Poe. »Durch meinen Sieg wurde ich automatisch zum
Pathogeneten, der Feiß vorher war. Dieser Ausdruck ist doch
zutreffend für einen, der Krankheiten über andere bringen
kann?«
»Ja, exakt«, sagte Fellmer verwirrt. »Aber die
Seuche ist schon lange vor deiner Ankunft auf dem Asteroiden
ausgebrochen.«
»Ich denke, daß sie zu jenem Zeitpunkt akut wurde, als
ich deinen Geist zu mir in Moms Garten holte«, sagte Poe.
»Dadurch wurde eine paramentale Brücke zwischen diesen
beiden Orten geschlagen, über die ich meine pathogenetischen
Fähigkeiten aktivieren konnte.«
»Warum hättest du das tun sollen, Poe?«
»Ich?« sagte Poe. »Ich hatte nicht einmal eine
Ahnung davon. Mom hat mich benutzt, sie hat die Krankheit über
mich zu euch gebracht. Nur aus diesem Grund ließ sie mich über
Feiß siegen. Oder nein, ursprünglich hatte sie wohl ganz
andere Absichten. Aber als sie merkte, daß ich selbständig
wurde und drauf und dran war, sie zu verlassen, da erwachte ihre
Eifersucht, und sie wollte sich nur noch an jenen rächen die
mich ihr wegnehmen wollten. Und darum schickte sie euch das
Feiß-Virus. Wenn ich den Kontakt zu dir abgebrochen hätte
und reumütig in Moms Schoß zurückgekehrt wäre,
dann wäre auch die Seuche eingedämmt worden. So aber.«
»Du brauchst dir nichts vorzuwerfen«, redete Fellmer
ihm zu. »Du hast getan, was du konntest. Und es ist ja alles
gutgegangen.«
»Warum glaubst du, habe ich meine Fantasie auf Jim
übertragen, Fellmer«,
fuhr Poe fort. »Als ich die Wahrheit erkannte, da hatte ich
zwei Möglichkeiten. Ich konnte zu Mom zurückkehren und euch
im Stich lassen. Oder ich mußte mich selbst, den Pathogeneten
und Verursacher der Seuche, bekämpfen. Aber so viel
Selbstverleugnung brachte ich nicht auf. Darum überließ
ich die Entscheidung einem anderen. Meine Wahl fiel auf Jim, weil uns
eine lange Partnerschaft verbindet. Ich ließ ihm meine Fantasie
und ließ ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden. Indem er die
Seuche bekämpft, schwächt er mich. Das hätte ich
selbst nicht gekonnt.«
»Heißt das, daß du deine Para-Fähigkeiten
verlierst, wie Jim sie zur Bekämpfung der Krankheit einsetzt?«
rief Fellmer aus. »Dann werde ich ihm Einhalt gebieten. Wir
werden eine andere Möglichkeit finden, jetzt, da wir den Erreger
kennen.«
»Du verstehst nicht, Fellmer«, sagte Poe. Er wirkte
auf einmal viel älter als Sechzehn, weiser, reifer. Und
vielleicht waren das die ersten Symptome für ein Entschwinden
seiner Fähigkeiten. Hieß es auf seiner Welt nicht, daß
man mit dem Erwachsenwerden auch seine Fantasie verlor? Geschah das
gerade mit Poe?
»Es ist gar nicht maßgeblich für meinen Zustand,
ob Jim meine Fähigkeiten dazu gebraucht, die pathogenetischen
Kräfte zu eliminieren«, fuhr Poe fort. »Es liegt
einfach daran, daß ich Mom verlassen habe. Ich habe die
Nabelschnur durchtrennt, die mich mit Mom verband - und darum, nur
aus diesem und keinem anderen Grund, verliere ich meine Fantasie.«
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Fellmer. »Wir
können dir helfen, Poe verlaß dich darauf. Wir sind gut
ausgerüstet, es gibt in
Weitere Kostenlose Bücher