PR TB 248 Geiseln Der Sterne
erinnerten mich die kleinen Vierbeiner unwillkürlich an
Frischlinge. Sie hielten auf uns zu, stoppten dann abrupt und
beäugten uns. Schnüffelnd hoben sie die rüsselförmigen
Schnauzen, dann warfen sie sich herum und stoben quiekend davon.
»An Fleisch scheint hier kein Mangel zu herrschen, doch
leider wissen wir nicht, ob es uns zuträglich ist.«
Gerslik warf den Waldschweinen einen entsagungsvollen Blick nach.
»Selbst ein Messer fehlt uns.«
»Und Feuer.«
»Darauf könnten wir notfalls verzichten, Stelton.«
»Igittigitt.« Ernestin schüttelte sich. »Du
würdest wirklich rohes Fleisch verzehren?«
»Warum nicht? In dem Überlebenslehrgang, an dem ich
teilgenommen
habe, standen ganz andere Dinge auf dem Speiseplan. Hätte ich
damals allerdings gewußt, was ich heute weiß, dann hätte
ich kein Gebirgstraining belegt, sondern den Dschungelkurs. Ich.«
Er brach abrupt ab. Ein lautes Rascheln war zu hören, Zweige
knackten, und dann tauchte ein gewaltiges Wildschwein mit
fingerlangen Hauern auf. Die kleinen Augen funkelten tückisch,
die Nackenborsten sträubten sich, als es uns bemerkte. Es
scharrte mit dem linken Vorderbein, grunzte und stellte den Schwanz
aufrecht. Ich wußte, was das zu bedeuten hatte.
»Schnell weg!«
Ich hatte kaum ausgesprochen, als sich das mehrere Zentner schwere
Tier in Bewegung setzte und losrannte, direkt auf uns zu. Wie ein
Shift walzte es die niedrigen Pflanzen einfach nieder. Ich faßte
Gucky an der Hand und zog ihn mit mir fort; er war am meisten
gefährdet, aber auch ich war nicht darauf versessen, mit dem
rasenden Muskelberg und seinen Waffen Bekanntschaft zu machen.
Der Kleine lief, so schnell er konnte, doch für mich war es
eher ein Zockeltrab, zusätzlich behinderten uns Gestrüpp
und Baumschößlinge. Als ich mich umblickte, erkannte ich
mit Schrecken, daß uns das Riesenschwein dicht auf den Fersen
war. Oman und Stelton, die uns folgten, erkannten die Gefahr
ebenfalls. Sie blieben stehen und schwangen ihre Knüppel.
»Gucky, bringe dich in Sicherheit, wir versuchen, das Tier
unschädlich zu machen.«
Ein todunglücklicher Blick traf mich, dann stolperte der Ilt
weiter. Er schien sich als fünftes Rad am Wagen zu fühlen,
als unnützer Ballast, der uns nur hinderlich war.
Mit einem beherzten Sprung gelangten die beiden Männer an die
Flanken des herangaloppierenden Wildschweins und ließen ihre
Aststücke mit voller Wucht auf Kopf und Nacken herabsausen. Das
Borstenvieh stieß einen schrillen Quietschlaut aus, knickte mit
den Vorderbeinen ein und rutschte, vom eigenen Schwung getragen, bis
auf zwei, drei Meter an mich heran.
Es schüttelte sich wie ein angeschlagener Boxer und kam
wieder auf die Beine. Ein wenig wackelig stand es da und starrte mich
mit blutunterlaufenen Augen an, dann griff es blindwütig an.
Gedankenschnell machte ich einen Schritt zur Seite und setzte auch
meinen Knüppel ein, traf es jedoch nur am schwartigen Rücken.
Die hervorstehenden Eckzähne verfehlten mich nur um Zentimeter,
dann war das Tier an mir vorbeigeschossen, machte aber auf der Stelle
kehrt und nahm mich erneut an. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß
Stelton und Oman heranhasteten, um mir beizustehen, aber das Schwein
war schneller.
Ich wartete bis zur letzten Sekunde, damit der gereizte Vierbeiner
die Ausweichbewegung aufgrund seiner Geschwindigkeit nicht
nachvollziehen konnte, und schnellte mich mit einem mächtigen
Satz nach hinten weg. Ich holte erneut aus, und diesmal traf ich
besser. Urplötzlich verlangsamte sich der Lauf des Wildschweins,
es machte noch ein paar unsichere Schritte und brach dann zusammen.
Ein Zucken ging durch den mächtigen Leib, dann
streckte es alle viere von sich. Vorsichtig näherten sich
Gerslik und Ernestin dem Tier und untersuchten es oberflächlich.
»Ein vortrefflicher Schlag, Sir. Mit diesem Exemplar werden
wir keinen Ärger mehr bekommen, es ist tot.« Stelton
richtete sich auf. »Dennoch möchte ich Sie nochmals
inständig bitten, uns so etwas zu überlassen.«
»Habe ich das nicht?« tat ich arglos. »Ich habe
versucht, mich mit Gucky abzusetzen und mich nur gewehrt, weil ich
angegriffen wurde.«
»Nun gut, Sir, immerhin ist Ihnen ja nichts passiert.«
»Kommen Sie, wir wollen sehen, wo Gucky steckt.«
Wir brauchten nicht lange zu suchen, denn es war nicht schwer
seiner Spur zu folgen. Weit war er auch nicht gekommen. Mit
schmerzverzerrtem Gesicht hockte er auf einem umgestürzten
Baumstamm und hielt sich den rechten
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