PR TB 250 Die Botschaft Der Migarer
Es ist schwer, sich hier oben zu
orientieren. Es gibt keine Merkmale. Auf dem Meeresgrund ist das
anders. Ihr könnt schon die Helme aufsetzen. Nach der Pause
tauchen wir.«
Nun war auch Fedor mit von der Partie, wenn auch nur akustisch.
»Ich glaube, daß alle Bungalows wieder bewohnt sind«,
berichtete er. »Ein paar Migarer haben mir einen Besuch
abgestattet. Ich blieb in der Schleuse, öffnete aber den
Ausstieg. Schade, daß ich mich nicht mit ihnen unterhalten
konnte. Einige gaben so merkwürdige Pfeiftöne von sich, als
wollten sie mit mir reden.«
»Ihre Sprachorgane sind verkümmert«, erinnerte
ihn Bully. »Wir sind jetzt übrigens über der Stelle,
an der das Schiff liegen soll, und werden hinabtauchen. Sollte etwas
Unvorhergesehenes passieren, starte mit der CORONA und komm hierher.
Unseren Standort kannst du ja leicht anpeilen.«
»Was soll denn schon passieren?« wunderte sich Fedor.
»Aber gut, ich bleibe startbereit.«
Die sechs Migarer hängten sich wieder an die Heckstange, dann
sank das Boot mit seinen Insassen langsam in die Tiefe. Es blieb
lange hell, und selbst bei zweihundert Metern war die Sonne noch gut
als verschwommener Lichtfleck auszumachen. Als Bully nach unten sah,
erblickte er den flachen Rundbug des versenkten Schiffes.
»Das ist es!« begeisterte sich Ras. »Es ist das
Schiff, das wir von den Aufzeichnungen her kennen! Kein Zweifel
möglich!«
»Zumindest derselbe Typ«, schränkte Bully ein,
obwohl auch er davon überzeugt war, daß Ras’
Behauptung richtig war.
Es ragte nur mit dem oberen Drittel seiner dreihundert Meter
Gesamtlänge aus dem Grund des Meeres hervor und sah aus wie eine
flachgedrückte Halbkugel. Aber dieser Teil wirkte so neu und
blank, als läge das Schiff erst seit wenigen Tagen und keine
hundert Millionen Jahre hier.
Sie verließen das Boot und schwebten zum Meeresgrund hinab,
der sandig und ohne Vegetation war. Im Hintergrund schwammen Migarer,
vielleicht die Priester, denen die Pflege der Schiffshülle
übertragen worden war.
»Seht es euch in Ruhe an«, teilte Juma ihnen mit. »Ich
bleibe in der Nähe und komme, wenn ihr mich braucht.« Ohne
eine Antwort abzuwarten, schwebte er in Richtung der Priester davon.
Bully sagte.
»Fellmer, Gucky! Beendet den Kontakt mit ihm, bleibt aber
auf Empfang.« Er deutete auf die Schiffshülle. »Wenn
ich mir vorstelle, daß dieses Ding da einmal auf der Erde
gestanden hat.«
Sie umrundeten das Überbleibsel einer im wahrsten Sinne des
Wortes untergegangenen Zivilisation und versuchten, durch die immer
noch intakten Sichtluken einen Blick in das Innere zu werfen. Es war
nichts zu erkennen, denn hinter den Scheiben war es dunkel, während
draußen dämmeriges Zwielicht herrschte.
»Die Räume sind voller Wasser«, glaubte Fellmer
beobachten zu können.
»Da es senkrecht und ohne zu kippen versunken ist und auch
noch so steht, muß sich oben im Bug noch Luft befinden - oder
damals befunden haben«, vermutete Ras.
»Vielleicht finden wir eine Luke«, hoffte Bully. »Ich
würde mir gern das Schiff von innen ansehen.«
»Wie weise von mir«, ließ sich Gucky vernehmen,
»daß ich außer diesen dämlichen Konzentraten
noch eine kleine Taschenlampe eingesteckt habe.«
Bully drehte sich so schnell um, daß er ein paar Meter
davonschwebte.
»Und das sagst du erst jetzt?«
»Wir haben ja auch vorher keine gebraucht.«
Bully gab sich mit dieser lahmen Entschuldigung zufrieden.
»Also gut, suchen wir eine Luke.«
Etwa dreißig Meter unterhalb der Bugplattform entdeckten sie
so etwas wie einen kleinen Notausstieg.
Darüber lag aller Wahrscheinlichkeit nach der Kommandoteil
des Schiffes.
Die Luke konnte durch das gleichzeitige Drehen zweier Räder
geöffnet werden, ein einfaches und primitives System. Die
Schleuse dahinter war mit Wasser gefüllt.
»Wäre es nicht besser, Juma zu informieren und um
Erlaubnis zu fragen?« schlug Fellmer vor.
»Er hat es uns nicht ausdrücklich verboten«,
lehnte Bully ab.
Sie ließen die Außenluke offen und drangen in das
Schiff ein.
Zwei senkrechte Schächte schwebten sie aufwärts, dann
erreichten sie den trocken gebliebenen Bugteil. Sie mußten
allerdings die Helme geschlossen halten, denn die Luft war schlecht
und enthielt kaum noch Sauerstoff.
Die Lifte funktionieren nicht, aber es gab Notleitern, die bis
hinaus zur eigentlichen Kommanozentrale führten. Sie betraten
sie - und blieben verblüfft stehen.
Ras faßte sich als erster.
»Sie hatten vor hundert Millionen
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