PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
eleganter zu gelingen als ihm selbst.
»Wir müssen fast den gesamten Ring überqueren«, sagte die Navigatoren-Schülerin. »Die Gondel liegt auf der gegenüberliegenden Seite des zentralen Kugelraumers.«
Sie gingen los, der Mentadride schwebte voran. Caadils Plan basierte auf der Notausstiegsluke der Vortex-Gondel. Sie sollte dazu dienen, dass sich der Navigator befreien konnte, falls in einem Notfall der Übergang zur eigentlichen FARYDOON versperrt war und sich die Verbindungsschleuse nicht öffnen ließ. Eine Sicherheitsvorkehrung für einen Fall, der so unwahrscheinlich war, dass die Konstrukteure es für unmöglich hielten, dass er jemals eintrat - so hatte Caadil es bezeichnet. Ein redundantes System, das eher dem Perfektionismus der Sicherheitstechniker als dem Gondoliere diente. Wahrscheinlich hatte niemand jemals daran gedacht, dass die Luke dazu genutzt werden könnte, die Gondel vom Weltraum aus zu erobern.
»Noch einmal«, sagte Caadil, während sie über die Außenhülle des Rings eilten. Jeder Sprung brachte sie mehrere Meter voran; der Schwung und die kinetische Energie hätten sie ins All getragen, wenn die magnetische Anziehungskraft der Sohlen nicht entgegengewirkt hätten. »In die Gondel einzudringen, dürfte kein großes Problem bilden. Allerdings wird es den Gui Col in der Zentrale nicht verborgen bleiben, falls sie nicht blind und dumm sind.«
»Oder falls wir nicht unglaubliches Glück haben«, warf Parizhoon ein. »An einen Faktor wie das Glück glaube ich allerdings nicht, weil das Universum streng logisch und exakt geordnet ist. Auch wenn mir die Erfahrungen meiner Spender in dieser Hinsicht etwas anderes einzureden scheinen.«
Ein blau und lila wirbelnder Sternennebel tauchte am Horizont des Kugelraumers auf wie eine Sonne, die seitlich neben einem Planeten aufging.
Als würde ich auf den Ringen des Saturns surfen und das Universum hinter dem Planeten beobachten, dachte Rhodan. Einen Augenblick lang schweiften seine Gedanken ab, als dieser Vergleich eine Assoziation auslöste: Die Heimat. Der Saturn. Das Geheimprojekt.
Dann riss Caadils Stimme ihn in die Gegenwart zurück. »Ich bin überzeugt davon, dass wir die Gondel erreichen und eindringen können. Damit sitzen wir aber mitten unter unseren Feinden. Die Zentrale der FARYDOON, in der es von Gui Col zweifellos nur so wimmelt, liegt weniger als zwanzig Meter entfernt, lediglich getrennt durch einen Schleusengang. Ich werde als Erste die Gondel betreten und sofort mit dem Prozess beginnen, der sie aus der Verankerung im Vortex-Schlitten löst. Es wird allerdings etwa fünf Minuten dauern, bis die Gondel frei ist und ich sie in den Weltraum steuern kann. Ein kompliziertes technologisches Geflecht verbindet die Gondel mit dem Ringschlitten der FARYDOON. Fünf Minuten, in denen unsere Feinde durch die Schleuse eindringen können. Und auch werden.«
»Hier kommen wir ins Spiel«, sagte Kefauver. »Sie könnten die Gondel zerstören, aber das werden sie nicht. Ohne die Gondel ist die FARYDOON für sie wertlos. Wir werden das Schott halten. Fünf Minuten, Caadil. Keinesfalls länger.«
In der Ferne tauchte etwas in der Krümmung des Rings neben dem Kugelraumer auf. Etwas, auf dem es eigenartig funkelte und irrlichterte. Die gläserne Kanzel der Gondel reflektierte das Licht der Sterne und des rotierenden Nebels.
Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. In wenigen Minuten würde die Entscheidung fallen. Wie es inzwischen in der CANNAE aussah, konnte Rhodan nur ahnen. Davon hing alles ab - selbst wenn es gelang, die Gondel zu erobern, musste die Gesamtaktion als Desaster angesehen werden, falls der Gefangenenaufstand im Söldnerschiff scheitert. Rhodan konnte zwar Funkverbindung mit Haneul Bitna und den Myrmidonen aufnehmen, um seine Neugierde zu stillen, doch er verzichtete bewusst darauf. Nichts durfte sie von ihrer Teilmission ablenken. Er musste sich darauf verlassen, dass Haneul die Söldner zum Sieg führte.
Die Gondel kam näher.
Die vier verlangsamten ihr Tempo.
»Ihr bleibt einige Meter zurück«, forderte Caadil. »Ich schleiche mich vorsichtig an die Gondel und öffne die Luke von außen. Spätestens wenn ich öffne und die Atmosphäre ins Vakuum entweicht, wird in der Zentrale Alarm ausgelöst. Die Luke von außen freizugeben, wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Danach gehe ich sofort in die Gondel und starte den Ablösevorgang. Die Positronik wird mich identifizieren und meinen Befehlen gehorchen.«
»Wir folgen und
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