PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
genau jenes Gefühl, das er während der letzten jagd und als Zuschauer der Cyberiaden vermisst hatte. Die Vodyanoi hatten ihm diese Ruhe, diese innere Perfektion und Harmonie geraubt. Doch nun kehrte sie zurück.
Denn dies war eine richtige Jagd.
Eine bedeutsame Jagd.
Eine, deren Ausgang ungewiss war. Und sie begann ...
...jetzt.
Akustische Verbindung
»Auch die dritte Sonde hat sich selbst zerstört.«
Adlai Kefauver fluchte. »Du musst vorsichtiger sein, Parizhoon! Wenn wir eine von ihnen untersuchen können ...«
»Ich war vorsichtig. Noch etwas vorsichtiger, und die Sonde wird ohne Probleme ausweichen können.« Aus dem Greiftentakel des Roboters fielen rauchende Trümmerstücke. »Allerdings ist mir etwas gelungen, das dich interessieren dürfte.«
Kefauver sah sich in der Zentrale der CANNAE um. Vielleicht gibt es noch eine Sonde. Verdammt, diese Dinger sitzen wie Krebsgeschwüre in unserem Nacken, wenn wir sie nicht ausschalten. Wie haben sie es gemacht? Wie haben sie diese verfluchten Sonden eingeschleust?
Immerhin war die CANNAE ein Zweihundert-Meter-Kreuzer und die Zentrale der am besten gesicherte Ort in diesem Kriegsschiff der CALLAMON-Klasse. Sein suchender Blick entdeckte nichts. Wie zuvor. Auch die ersten drei Sonden hatte nur Parizhoon dank seiner Ortungstechnologie entdeckt, die die fremde Technologie als Störquelle wahrnahm.
Die Söldner-Einheit wappnete sich zur Verteidigung. Die Hälfte seiner Männer war mit Kommandantin Leire von Denno unterwegs zur Schleuse, die zur FARYDOON führte. Der zweite Trupp unter Kommandant Julen Outarra stand bereit, die CANNAE zu verteidigen und zum Angriff überzugehen. Alle taktischen Positionen waren besetzt.
Wie haben sie die Sonden eingeschleust - und wo zum Teufel sind sie überhaupt?
Vor wenigen Minuten, nachdem die FARYDOON samt der CANNAE aus dem Vortex gerissen worden waren, hatte es zunächst so ausgesehen, als könnten die Orter eine feindliche Einheit lokalisieren, wenn das Orterabbild auch verschwommen und undeutlich in dem milchigen Weiß lag, in das sich der Weltraum verwandelt hatte. Kefauver hatte sofort feuern lassen, doch inzwischen existierte dieses Ziel nicht mehr. Sie hatten keine Explosionen angemessen, also hatte es wohl keine Wirkungstreffer gegeben.
Stattdessen waberte im weißen Raum, der sie umgab, ein hyperenergetisches Phänomen. Eine schnurgerade, etliche Meter durchmessende Säule, deren Natur höherdimensional war und sich nicht näher bestimmen ließ, begann scheinbar im Nichts. Wie der Saugnapf eines Tintenfischs koppelte das Ende dieser Erscheinung an die Außenhülle der CANNAE an. Noch immer liefen Messungen, aber längst stand fest, dass niemand an Bord einem derartigen Phänomen jemals begegnet war; es ließ sich bislang nicht einmal der genaue Ort bestimmen, an dem dieser Korridor, wie Kefauver ihn nannte, die CANNAE berührte -falls er das überhaupt tat. Sämtliche Messgeräte lieferten keine exakten Ergebnisse, und bisher war keine Zeit geblieben, ein Team vor Ort zu schicken, zumal sich die Erscheinung zu bewegen schien.
Alles, was sich jenseits dieses Hyperkorridors befand, war für die Orter nicht zugänglich; seine Strahlung überlagerte alles. An Bord der CANNAE war man jenseits des wenige Dutzend Meter umfassenden Umfelds blind.
Wahrscheinlich kann der Navigator in seiner Glasgondel mehr erkennen als wir, wenn er einfach nur nach draußen schaut, dachte Kefauver.
»Hast du gehört, Adlai?«, fragte der Roboter. »Ich habe da etwas, das
»Red nicht lang, zeig es mir!« Er hörte seine Zähne aufeinander knirschen, ohne dass er diese Bewegung bewusst steuerte. Im Augenwinkel sah er, dass einer seiner Männer durch die Zentrale rannte.
»Die Sonde erstellte eine akustische Verbindung zu unseren unbekannten Gegnern, wo immer sie sich befinden. Ich konnte mich in den Datenstrom einklinken und einen gegenläufigen Kanal eröffnen.«
»Soll das etwa heißen, du hast... «
»Es bestand Verbindung in ihre Zentrale. Allerdings nur bis zur Zerstörung der dritten Sonde vor wenigen Sekunden. Ich spiele gleich die automatische Aufzeichnung meines Gedächtnisprotokolls ab. Mein Spracherkennungs-Translator sorgt bereits für eine Übertragung in Interkosmo. Sie wird jeden Augenblick fertiggestellt sein. Aufgrund des geringen vorliegenden syntaktischen, morphologischen und phonologischen Vergleichsmaterials ist der Inhalt der Übersetzung allerdings nur zu etwa 90 Prozent gesichert.«
Kefauver ließ
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