PR2603-Die instabile Welt
sich und suchen sich ein Opfer, an dem sie ihren Zorn abladen können. Danach gehen sie wieder ruhig ihren Geschäften nach. Manchmal liegen Monate, manchmal Jahre zwischen diesen Anfällen.«
»Es klingt, als hätten die Quolnäer Keretzen niemals ihre archaischen Triebe abgelegt und folgten fast ausschließlich ihren Instinkten.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Das passt hinten und vorn nicht zusammen. Eine derartige Kultur hätte niemals den Weltraum erobern können. Reines Instinktverhalten und Raumfahrt – das geht nicht.«
»Seit wann gibt es ein Regelbuch dafür, wer was kann und darf?«, fragte Gucky provokant. »Ich möchte daran erinnern, dass ein unbedeutender kleiner Stamm von Lemurerabkömmlingen gegen alle Widernisse und trotz zweifelhafter moralischer Eignung den Weg ins Weltall gefunden hat.«
»Die zweifelhafte moralische Eignung möchte ich überhört haben; aber natürlich hast du recht«, gestand Rhodan dem Mausbiber zu.
»Womöglich benutzt jemand die Quolnäer Keretzen für seine Zwecke«, theoretisierte Gucky. »Man macht ihnen eine Schiffsflotte sowie ausreichend Waffen zum Geschenk, verpasst ihnen ein gewisses technisches Grundwissen und gibt ihnen freien Auslauf. Wissend, dass diese Geschöpfe Unruhe stiften und die Instabilität in diesem Bereich Chandas erhöhen werden.«
»Mag sein.« Rhodan blickte nervös auf die Taktik-Holos. Die HARL DEPHIN geriet wieder einmal in Schwierigkeiten. Er würde ein weiteres Manöver fliegen müssen, und dann noch eines. Um Zeit zu gewinnen.
Doch wofür? Was konnte er noch tun, um die Korvetten in Sicherheit zu bringen? Wo war der zündende Geistesblitz, den er nun so dringend benötigte?
»Was konntest du über die Sabyren in Erfahrung bringen?«, fragte er Gucky.
»Jetzt wird's noch komplizierter«, sagte der Kleine und seufzte. »Sie betrachten sich als Schutzmacht über die ... heranwachsende Bevölkerung jenes Systems, dessen Sonne wir in der Ortung haben.«
Er zog ein gelbes Gestirn aus der Darstellung und vollführte einige Bewegungen, bis dazugehörige Planeten, sechs an der Zahl, sichtbar wurden. »Die dritte und die vierte Welt sind Gasriesen, die Monde besiedelt. Von einer Art Pflanzenintelligenz. Allerdings ...«
»Ja?«
»Sie ist noch nicht reif. Jedenfalls ist es das, was die Quolnäer Keretzen von den Sabyren wissen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Die Sabyren sind hochintelligente Pflanzenwesen mit aggressiven Verhaltensmustern. In dieser Hinsicht stehen sie ihren Feinden um nichts nach. Vor einigen Jahren haben sie auf diesen beiden Welten Kinder ... gesät. Diese benötigen noch einige Zeit, bis sie aufblühen und ihr Bewusstsein erwacht. Entsprechend erbittert bekämpfen sie die Quolnäer Keretzen, die Planet Nummer drei als Warenumschlagplatz und Refugium nutzen wollen.«
Was die einen womöglich als Erntegut ansahen, war für die anderen Nachwuchs. Beide Kriegsparteien verhielten sich aggressiv und waren nicht sonderlich erpicht darauf, Friedensverhandlungen zu führen oder gar Kompromisse auszuhandeln. Die Situation konnte verzwickter nicht sein.
Wo, um Himmels willen, waren sie da bloß hineingeraten?
Ein Funkspruch von Major Dombrovski erreichte MIKRU-JON. Die Frau wirkte völlig erschöpft. »Und? Gibt's Neuigkeiten?«
Was sollte er antworten? Dass sie und die Besatzung zweier Korvetten nach dem Stand der Dinge dem Tod geweiht waren? Dass er ihr Schicksal bestenfalls für einige Stunden hinauszögern konnte und selbst die Fähigkeiten eines Multitalents wie Gucky nicht ausreichten, um diese zu allem entschlossenen Kriegsparteien zu einem Rückzug zu bewegen?
»Wir tun alles, was wir können«, sagte er.
»Derart unverbindliche Sprüche kenne ich nur allzu gut.« Bitternis lag in ihrer Stimme, sie machte eine resignative Handbewegung. »Ich bin selbst schuld. Ich glaubte an ein Wunder, als ich MIKRU-JON in die Ortung bekam. Doch wie sich herausstellt, sind selbst Unsterbliche nicht immer in der Lage, das Schicksal zu beeinflussen.«
Die HARL DEPHIN sowie die SENCO AHRAT waren so nahe – und dann doch wieder so fern. Sie wurden von nahezu achthundert Raumschiffen zweier zu allem entschlossenen Kriegsparteien umschwirrt. Wollte Rhodan mit MIKRU-JON in dieses Wespennest stechen, riskierte er nicht nur sein Leben und das seiner Begleiter. Auch würde er am Ausgang des Kampfes nichts ändern. Die Offensiv-Bewaffnung MIKRU-JONS war für einen derartigen Einsatz nicht geeignet.
»Wir könnten einen Teil der
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