Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
begrenzten Segment erloschen.
    Zwei große wuchtige Wesen standen vor Jenke Schousboe. Wahre Kolosse waren sie mit ihren wuchtigen Säulenbeinen und den leicht vorgewölbten Leibern. Die Schultern wurden von dicken Platten geschützt, die aber nur ein Blickfang ihrer ansonsten einfachen Kleidung zu sein schienen. Stiernackig waren sie, der wuchtige Schädel saß auf einem kurzen dicken Hals. Stirn und Schläfen wurden von einander überlappenden Hornplatten geschützt, und die eher kleinen Augen lagen zwischen dicken Hautfalten.
    Am markantesten erschien Jenke das mehr als faustgroße Horn im unteren Gesichtsdrittel, über den Atemöffnungen und dem breiten Mund. Ein Déjà-vu-Erlebnis? Vor allem dieses bedrohlich anmutende Horn sprach eine Erinnerung in ihrem Unterbewusstsein an, über die sie sich nur keineswegs klar wurde. Sie war sicher, nie zuvor derartigen Wesen begegnet zu sein.
    Zwischen ihnen: ein Buochopone.
    Sie trugen ihn in einer Art Sänfte. Dort stand der reich verzierte Topf mit dem Lebensfundus, in dem dieses Geschöpf »wurzelte«. Jenke hatte noch keinen besseren Ausdruck dafür, sie wusste ohnehin so gut wie nichts über diese Intelligenzen. Aber dieses Wesen musterte sie nun mit allen seinen Sinnen, davon war sie überzeugt. Es war ein Wahrhaftigkeitsspürer wie Tongg und Tonokk – und auch wenn beide während des Informationsspiels nur wenige Male eingegriffen hatten, hatte Alban hinterher bestätigt, dass sie exakt seine Lügen von der Wahrheit über Fort Kamash trennen konnten.
    Wühlte der Buochopone, ohne dass sie es überhaupt bemerkte, in ihren Gedanken? Jenkes Blick huschte weiter. Der Vierte, der die Sperre überwunden hatte und soeben an den anderen vorbei nach vorn trat, war ein Fato'Fa.
    Der Glückswaise hatte ungefähr Jenke Schousboes Größe. Sein etwas fülligerer Leib erinnerte sie an Floisar Cuumflou, doch er war merklich älter als der Informationsspieler. Seine Haut war faltig und keineswegs nur bleich, ein deutlicher Grauschimmer verlieh ihr einen – aus menschlicher Sicht – ungesunden Ausdruck. Was seine Sinneskrone zu bestätigen schien, denn sie wirkte matt.
    »Ich bin Shipa Gajoship!« Das Sprechsegel des Alten knisterte wie dünnes Pergament. »Der Buochopone an meiner Seite ist Goccpru, ein Lebensbündner von Wahrhaftigkeitsspürer Tongg. Ohne Tongg wären wir vielleicht noch nicht auf euch aufmerksam geworden.«
    Er schaute zu dem Buochoponen, zögerte einen Moment, als verständigten sie sich auf eine für Jenke nicht erkennbare Weise, vielleicht genügten auch schon unmerkliche Gesten.
    »Uns bleibt nicht viel Zeit, bis die Allgegenwärtige Nachhut aufmerksam wird. Wir sind hier, um euch zu befreien – falls wir uns nicht in euch getäuscht haben.«
     
    *
     
    Ein Raum, irgendwo in der Ringstadt. Dem Zugriff der Allgegenwärtigen Nachhut entzogen, hatte Shipa Gajoship nicht ohne Stolz in der Stimme erklärt. Wahrscheinlich gab es deshalb keine technische Einrichtung. Ein paar hölzerne Sitzmöbel, eine gemauerte Bank, als Beleuchtung dienten gläserne, mit brennbarer Flüssigkeit gefüllte Gefäße. Der flackernde Widerschein der lodernden Dochte sorgte für eine angespannte, unruhige Stimmung. Aber sicher waren nicht nur die zuckenden Flammen daran schuld.
    Über der Ringstadt lag mittlerweile die Nacht. Die Expeditions-Kommandantin und ihre Begleiter hatten keine Ahnung, wo im Bereich der weitläufigen Metropole sie sich überhaupt befanden. Ihre Flucht hatte durch düstere verwinkelte Regionen geführt. Eine Zeit lang hatten sich der Buochopone und seine Träger von Shipa getrennt – möglicherweise, um falsche Spuren zu legen –, aber schließlich, bei Sonnenuntergang, waren sie wieder zusammengetroffen.
    Im Schein der letzten über den Himmel geisternden Sonnenstrahlen hatte Jenke den oberen Bereich des Stahlschirms gesehen. Mehr als fünfzehn bis zwanzig Kilometer, schätzte sie, war das Versteck ihrer Befreier nicht von dem fünfeckigen Monumentalbau entfernt. Angesichts dessen, dass Alldar-Shat sich rund um die Brücke zog und damit deutlich mehr als dreitausend Kilometer Längenausdehnung hatte, war diese Entfernung bestenfalls ein Siganesenschritt.
    »Danke!«, sagte Jenke. »Morgen wäre wohl schon ein Urteil über uns gesprochen worden, obwohl wir uns keiner Schuld bewusst sind ...«
    »Es wäre nicht gut ausgefallen«, bestätigte Shipa Gajoship. »Deshalb mussten wir schnell reagieren und einige Risiken eingehen. Aber ...«, fügte er zögernd

Weitere Kostenlose Bücher