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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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hinter Singh. Huq gab den Startbefehl. Die WI BETA glitt auf ihren Prallfeldern aus der GEO SHEREMDOC.
    Sie hatten keinen direkten Blick auf die Sonne. Die Space-Jet bestand aus massivem Ynkonit.
    Der Diskus war nicht für den Überlichtflug ausgerüstet. Stattdessen besaß er leistungsstarke Gravotron-Feldtriebwerke und extrem starke Schutzschirmgeneratoren.
    »Wir erreichen in wenigen Minuten die tieferen Schichten der Korona«, sagte Ataur Singh.
    »Das Innere der Sonne«, murmelte Sarmotte.
    »Oh«, sagte der Pilot munter. »Im Inneren der Sonne befinden wir uns längst. Immer schon. Ich weiß, man lernt in den ersten astrophysikalischen Erkundungen, dass die Sonne ein wenig mehr als 1,39 Millionen Kilometer durchmisst. Das ist aber eine etwas willkürliche Festlegung. Eine wirkliche Grenze hat die Sonne nicht. Sie ist schiere Atmosphäre, Plasma und Gas, das sich immer weiter und weiter ausdünnt. Mit etlichem Recht könnte man sagen, dass selbst die äußersten Planeten, sogar die Trümmerlandschaft Plutos, noch im Inneren der Sonne liegen, in den Weiten ihrer Korona, die dort draußen natürlich nur noch sehr schemenhaft ist.«
    Sarmotte glaubte, einen Anflug von Stolz aus seiner Stimme herauszuhören, als gehöre er zum inneren Haus der Sonne, während sie und Bull nur vorübergehende Gäste waren.
    »Andererseits hast du natürlich recht«, gab Singh zu. »Wir passieren jetzt die Korona im engeren Sinn, die Lichtkrone der alten Dame.«
    Sarmotte erinnerte sich an den Anblick, den die alte Dame vom Rand des Hangars aus geboten hatte. »Die alte Dame macht nicht eben einen hinfälligen Eindruck«, sagte sie.
    Singh lachte amüsiert. »Das nicht. Aber alles, was du von ihr siehst, ist alt. Das Licht, das sie ausstrahlt, diese Myriaden von Photonen sind nicht eben erst, sondern vor langer Zeit entstanden. Das Licht, das von der äußersten Schicht der Sonne abgestrahlt wird, erreicht die Erde in acht Minuten. Aber für den Weg vom Sonnenkern bis zur Oberfläche braucht die Strahlung eine gewisse Zeit. Das Licht, das wir soeben sehen, ist entstanden, lange bevor die Lemurer ihre ersten Städte bauten. 170.000 Jahre bevor Rhodan zum Mond geflogen ist.«
    »Das Licht«, wiederholte sie wie in Trance.
    »Das Licht. Und andere elektromagnetische Wellen, die die Sonne ausstrahlt. Eine Symphonie oszillierender elektrischer und magnetischer Felder. Letztlich erzeugt die Sonne all ihre Energie tief in ihrem Kern und unter extremem Druck.«
    Er wies mit dem Zeigefinger auf ein Holo, in dem eine dreidimensionale Skizze der Sonne zu sehen war. In diesem Holo erschien sie wie eine transparente Sphäre in drei Schichten. Die äußere wirkte weißgolden, die darunter liegende wie ein Mantel aus durchsichtigem Messing. Der Mittelpunkt – der Kern der Sonne – glühte in einem tiefen kupfernen Rot.
    Sarmotte tauchte wieder kurz in die Gedanken des Piloten und entnahm ihm das Wissen. Dort unten war die Sonne also 15 Millionen Grad heiß. Die Gasdichte, die unter dem Druck von 200 Milliarden bar herrschte, übertraf die von festem Blei um das Zehnfache. Unter diesen Bedingungen, im Milliarden-Bar-Abgrund, verloren die Atome ihre Eigenart. Sie zerschellten aneinander und zerfielen in ihre Bestandteile.
    Diese Bestandteile – Protonen und Elektronen – bewegten sich völlig frei und bildeten ein Plasma. Die ganze Sonne war nichts als ein einziger, riesiger Plasmaball.
    In Singhs Geist bildete sich dies alles als ein großes Zugleich unaufhörlicher, partikularer Bewegung und mächtiger, steter Ruhe ab.
    »Also findet dort unten eine rasend schnelle Kernverschmelzung statt«, sagte Sarmotte.
    Singh lachte. »Aber nein. Im Gegenteil: eine sehr langsame, zu unserem Glück. Wenn die Temperatur im Kern so hoch wäre, dass die Protonen schneller miteinander verschmelzen könnten, würde die Sonne explodieren. Natürlich stoßen die Protonen häufig gegeneinander: einige Millionen Mal in jeder Sekunde. Aber nur in einem von einer Trillion Zusammenstößen wird eine Proton-Proton-Reaktion ausgelöst, bei der Protonen letztlich zu einem Heliumkern verschmelzen und dabei Energie freisetzen. Deswegen ist im Augenblick der Masseverlust der Sonne eher moderat: fünf Millionen Tonnen pro Sekunde.«
    »Eine bloße Lächerlichkeit«, spöttelte Sarmotte.
    »Eine Lächerlichkeit für jemanden wie die alte Dame, allerdings. Sie verschwendet sich, und das ist gut so. Aber bei aller Verausgabung: Ihr Vorrat reicht noch einige Milliarden

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