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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Richtungen auf das Gnauplon zu, immer in Reihen zu zweit oder dritt. Soweit Routh sah, mussten es Hunderte sein. Vor der Pagode wurden sie langsamer und blieben stehen. Dort bildete sich ein Ring aus Menschen.
    Aber der Ring wuchs nicht endlos an.
    Sie gehen alle in das Gnauplon, erkannte Routh.
    Die Stoffbahnen waren oben breiter als unten, verjüngten sich trapezförmig. Zum Boden hin ließen sie einen Spalt frei, einen zwei Meter hohen Durchgang. Dort traten die Jugendlichen ein. Ab und an wurden die Bahnen neu arrangiert; dann verhüllten sie den Innenraum ganz.
    Das Zelt mochte zehn, zwölf Meter durchmessen. Der Innenraum würde also eine Grundfläche von nicht bedeutend mehr als hundert bis maximal hundertfünfzig Quadratmeter aufweisen.
    Wie viele Menschen können sich da drin aufhalten?, überlegte Routh. Drei-, vierhundert vielleicht, wenn sie eng stehen? Sie werden auf der einen Seiten hineingehen, auf der anderen wieder hinaus. Und drinnen gibt es vielleicht eine Art Weihe, ein Mysterium, das diesen Unfug attraktiv macht. Das also ist der letzte Schritt. Jedenfalls hoffte er, dass es so harmlos war – eine harmlose, hirnverbrannte Lächerlichkeit.
    »Umo sagt: Dein Tochterkind ist hierhin.«
    »Ist sie hineingegangen?«
    »Das weiß Umo nicht.«
    Umo gähnte.
    »Die mit den anderen Augen machen manchmal Geräusche«, sagte Ed.
    Routh nickte. Er hatte die Musik der Auguren gehört, die sie mit ihren Phenuben spielten. Melodien, mal voller Fernweh, mal herrisch und vorantreibend wie Märsche.
    »Magst du ihre Musik?«, fragte er den Silberrücken.
    »Nein«, sagte Ed. »Es ist schlimme Musik.«
    Routh lächelte. »Schlimmer als die Musik der Menschen?«
    »Viel mehr schlimmer. So lange schon.« Ed deutete mit Daumen und Zeigefinger eine kleine Spanne an und hielt sie hoch zum Himmel. So lange, wie die Sonne braucht, um diesen Weg über den Himmel zu gehen, übersetzte sich Routh. Also erst seit diesem Tag. Ein paar Stunden vielleicht. Er lauschte. Doch er konnte nichts hören, was der Phenuben-Musik glich.
    Routh spürte, dass der alte Gorilla sich nicht wohlfühlte. Auch Umo nicht. Das Junge zog und zerrte ihn am Arm.
    »Danke!«, sagte Routh. »Vielen Dank, Ed.«
    Die beiden Gorillas drehten sich um und kehrten zurück in die Büsche.
    Routh blickte kurz auf das Implantmemo. Dann sagte er: »Puc aktiv!« Sofort entstand das Bild eines winzigen Mannes.
    »Hallo, Großer Bruder«, sagte er und hob sein Glas.
    Puc schaute sich um – das hieß: Er benutzte die Sensorien des Armbandes und bediente sich zugleich aus Rouths Gedächtnis.
    »Ich möchte wissen, was sich in dem Gnauplon tut«, sagte Routh. »Ich überlege, ob wir eine Mikrosonde hineinschicken.«
    Das Implantmemo hatte ursprünglich über fünf dieser winzigen flugfähigen Sonden verfügt. Alle dazu nötige Kraft bezogen sie aus dem Sonnenlicht und anderen, frei gestreuten Energien. Sie strahlte ihre Informationen gerichtet und mit dem niedrigstmöglichen Energieaufwand ab.
    Das machte es auch für Hochleistungstechnologie extrem schwierig, sie zu orten.
    »Ich habe nur noch eine mobile Mikrosonde«, mahnte Puc.
    Routh überlegte. Der Zustrom zur Pagode kam nicht zum Erliegen, sondern verstärkte sich eher noch.
    Er hatte nicht viele Menschen in seinem Alter gesehen, aber es waren doch hier und da ältere Männer oder Frauen in der Menge.
    Vielleicht würde er also gar nicht allzu sehr auffallen, allenfalls einige spöttische Bemerkungen über sich ergehen lassen müssen, wenn er sich die Pagode von innen ansah.
    »Wir sparen uns die Mikrosonde auf«, sagte er. »Wir schauen selbst nach.«
    Man machte ihm Platz. Er reihte sich ein. Die Erklärungen, die er sich zurechtgelegt hatte, brauchte er nicht.
    Eine Viertelstunde dauerte es, um bis zur Pagode vorzudringen. Dann trat er in den freien Raum zwischen die Stoffbahnen.
     
    *
     
    Überraschenderweise war der Innenraum, bis auf zehn oder zwölf Jugendliche, die unmittelbar vor ihm eingetreten waren, leer. In der Mitte des Raumes standen auf einem niedrigen, vielleicht einen Meter hohen Podest zwei Stelen: schwarz und beinahe wie ein Spiegel glänzend.
    Die Stoffbahnen der Pagode schirmten gegen das bereits milde Tageslicht ab. Rouths Augen mussten sich an ein diffuses Licht gewöhnen, das nicht aus Lampen fiel, sondern von unten aufstieg.
    Der Boden des Gnauplon war transparent, aber nicht wie aus einem Stück gegossen. Es wirkte, als hätte man aus dünnen, gläsernen Dielen ein Parkett

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