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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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irgendwo.
    Routh strebte aus der Menge und setzte sich leicht oberhalb des Gnauplons auf die Wiese. In der Nähe schnatterten eine Horde Schimpansen angeregt vor sich hin. Routh schloss die Augen.
    Puc übermittelte ihm die Daten der Mikrosonde direkt ins Gedächtnis. Wie immer hatte er das Gefühl, sich mit traumhafter Klarheit an etwas zu erinnern. Die Mikrosonde hatte Kraft genug gesammelt, um ein wenig über die Köpfe der Menge im Gnauplon aufzusteigen und sich einen raschen Überblick zu verschaffen.
    Der Augur spielte die Phenube. Die Jugendlichen in der Pagode waren zur Ruhe gekommen. Sie standen da, offenbar in großer Erwartung.
    Wie viele es waren?
    412, erinnerte sich Routh. Mindestens. Möglich, dass hier und da noch jemand verdeckt steht.
    Die Lichtverhältnisse änderten sich. Routh schlug die Augen auf und schaute zum Gnauplon. Die Lücken zwischen den Stoffbahnen hatten sich geschlossen. Das Gnauplon wirkte in diesem Moment verhärtet und abweisend.
    Routh schloss die Augen erneut und konzentrierte sich auf die Übertragung.
    Die Mikrosonde sank und berührte beinahe den Boden. Es sah aus, als zögen unter dem glasartigen Boden düster glühende Wolken über einen abgrundtiefen Himmel.
    Plötzlich glühte das Gewölk auf, dehnte sich aus und passierte ohne Mühe die gläsernen Dielen. Gleich war alles in eine violett schillernde Aureole gehüllt.
    Dann erlosch das Bild.
    Nur für die Dauer eines Lidschlags dachte Routh, dass die Auguren die Mikrosonde entdeckt und zerstört haben könnten.
    In Wirklichkeit war ihm klar, dass etwas weit Dramatischeres geschehen war. Er sprang auf und drängte durch die Menschenmenge nach vorn. Soeben lösten sich die Stoffbahnen wieder voneinander. Routh erreichte das Gnauplon und starrte durch die Öffnung. In der Mitte des Raumes standen, leicht erhöht, die beiden Stelen. Ansonsten war das Gnauplon leer.
    Routh dachte: Sie sind über das Transitparkett gegangen.
     
    *
     
    Routh hatte sich zurückgezogen und überlegte, was er tun sollte. Mithilfe des Implantmemos gelang es ihm, eine Verbindung zu seiner ehemaligen Lebenspartnerin herzustellen.
    Es war der 12. September 1469 NGZ, 17.55 Uhr.
    »Shamsur«, sagte Henrike Ybarri. Sie sah übermüdet aus und zugleich gewappnet. Sie wusste, dass er sie nicht wegen einer Lappalie kontaktieren würde.
    »Anicee ist verschwunden«, sagte er.
    »Du suchst sie doch schon seit einigen Tagen«, sagte sie.
    »Ich meine nicht, dass sie irgendwo in der Stadt untergetaucht ist oder nach Europa gegangen. Ich meine: Sie ist nicht mehr auf Terra. Sie haben sie ... mitgenommen.«
    Ybarri verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln. »Wer hat sie wohin mitgenommen?«
    »Die Auguren. Die ... Sayporaner! Sie entführen Hunderte – oder Tausende junger Terraner, ich weiß nicht, wohin.«
    »Die Auguren? Sayporaner? Hast du dafür irgendwelche Beweise?«
    Beweise wofür? Dass die Auguren die Jugendlichen wirklich entführten? Dass sie über die technischen Mittel und Wege dazu verfügten?
    »Ja. Nein«, sagte er. »Setzt irgendwen in Marsch. Untersucht es. Es ist ernst.«
    »Wo bist du?«
    »Im Zoo«, sagte er und schüttelte erbost den Kopf über diese absurde Situation. »In der Gorilla-Kolonie. Die Auguren haben hier ein Gnauplon ... eine Pagode aufgestellt.«
    Für einen Moment herrschte im Hintergrund ein vielstimmiges Gemurmel. Endlich hörte er Henrikes Stimme ungewohnt scharf sagen: »Bleib, wo du bist.«
    Dann war die Verbindung unterbrochen. Routh fluchte. Wem half es, wenn er blieb, wo er war? Natürlich hatte er keinen Beweis dafür, dass Anicee durch dieses Gnauplon verschwunden war. Andererseits hegte er daran nicht den geringsten Zweifel.
    Gleich – in wenigen Minuten – würden Sicherheitskräfte eintreffen. Attila Leccore würde Einsatzgruppen des TLD aktivieren. Es würde Routh nicht einmal wundern, wenn in den nächsten Augenblicken ein Schlachtkreuzer über dem Zoo in Stellung gehen würde.
    Wie auch immer: Das Gelände könnte sich in ein Schlachtfeld verwandeln. Das Gnauplon könnte von den Auguren verteidigt und bei der Verteidigung zerstört werden. Oder sie vernichteten es selbst.
    Damit wäre jede Spur zu Anicee verloren.
    Der Gedanke stand plötzlich in kristalliner Reinheit in der Mitte seines Bewusstseins: Er musste Anicee folgen, bevor es zu spät war.
    Aber der Augur, der über das Gnauplon wachte und darüber, dass nur diejenigen, die sich einen jungen Geist bewahrt hatten, über das Transitparkett

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