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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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je erlebt hatte. Es waren überwiegend junge Menschen dort, meist im Alter zwischen 14 und 23, höchstens 24. Ältere Erwachsene wie er waren absolut in der Minderheit.
    Die Auguren ... Sayporaner sind hier, dachte Routh.
    Fast alle waren zu Fuß unterwegs. Er erntete einige spöttische Blicke, wie er mit seinem Gleitsessel vorbeischwebte, aber nicht nur spöttische. Manche starrten ihn mit offener Feindseligkeit an. Nach einigen Minuten parkte er den Sessel und ging zu Fuß weiter.
    Einer der Grafen des Zoos trat auf ihn zu und wollte ihm seine übliche Ansprache halten: Respekt vor allen Lebewesen, der Zoo nicht als Guckgasten, sondern als ein Stück gemeinsamer Heimat aller Lebendigen und so weiter.
    Die Grafen gehörten zur soundsovielten Generation von menschenähnlichen Robotern, die allesamt dem legendären Rodrigo de Berceo nachgebildet waren. Der Graf war von Aras im 17. Jahrhundert alter Zeitrechung entführt und in ihrem Galaktischen Zoo gehalten worden, um aus seinem Blut das legendäre Langlebigkeitsserum zu extrahieren. Auf dem Planeten Tolimon, wenn Routh sich richtig erinnerte. Die Grafen trugen wie ihr historisches Vorbild ein blütenweißes Spitzenhemd unter einem ärmellosen Wams zu Hosen, die knapp unter dem Knie in Stulpenstiefeln steckten. Ihr Haar glänzte so seidig, wie nur Haar aus echter Seide glänzen konnte.
    »Es ist gut«, unterbrach Routh den leidenschaftlichen Vortrag der Maschine. Er hatte ihn sich oft genug mit Anicee angehört, die sich, da musste sie drei gewesen sein, in den Herrn Grafen verguckt hatte. Ein weiterer Grund, mit ihr den Zoo zu besuchen.
    Erst später hatte sie bemerkt, dass der Graf nicht nur ein menschlich verkleideter Roboter war, sondern in vielfacher Auflage durch den Zoo wandelte. Beides hatte sie in ihrer Liebe nicht wanken gemacht.
    Der Graf schloss den Mund und neigte fragend den Kopf.
    »Ich suche meine Tochter«, sagte Routh.
    »Schön«, sagte der Roboter. »Du hast eine Tochter. Ich gratuliere.«
    Routh aktivierte mit einem Fingertipp den Holoprojektor seines Implantmemos. Ein Bild von Anicee erschien. »Hast du sie gesehen?«
    Die Grafen hatten nicht nur informative Vorträge zu halten, sondern auf Fragen zu antworten, Wege zu weisen, auf verlustig gegangene Kinder achtzugeben und dergleichen mehr.
    »Ihrer mimischen Signatur nach ist sie 18 Jahre oder älter«, sagte der Graf. »Daten zu Menschen in diesem Alter darf ich nicht speichern.«
    Ein Halleluja auf die Datenschützer, dachte Routh und ließ den Grafen stehen.
    Mehr und mehr Jugendliche strömten in den Zoo. Viele machten einen in sich gekehrten Eindruck, manche redeten leise auf ihre Begleiter ein, andere schwiegen gemeinsam. Es waren immer nur einige Stichworte, die Routh aufschnappte: Auguren, Formatierung, letzter Schritt.
    Er aktivierte Puc und bat ihn, die Gesprächsfetzen aufzuzeichnen und nach Möglichkeit auszuwerten.
    Er bemerkte, dass die jungen Leute kaum einen Blick auf die Landschaften warfen.
    Irgendwann wurde Routh klar, worauf die Wanderung der Besucher hinauslief: Auf dem einen oder anderen Weg streben sie alle zur Afrikanischen Enklave.
    Vor dem Portal, das Routh wählte, standen hundert, vielleicht zweihundert Terraner.
    Es ging rasch.
    Die Afrikanische Enklave war groß und grün; die Ebenen wie die Hügel waren bewachsen; eine Welt für sich. Routh wusste, dass die modifizierten Gorillas von Terrania eine alteingesessene Sippe waren, um die hundert Mitglieder stark. Hin und wieder kam es zu einem Austausch mit den Sippen ihrer afrikanischen Territorien – ein Urlaub, die Verheiratung einer Frau oder die Werbung um ein Mädchen, um den Genpool aufzufrischen.
    Natürlich konnten sich die Zoobesucher frei in der Enklave bewegen – gesetzt, der für die Einlassung der Besucher zuständige Gorilla war damit einverstanden.
    Meist waren die Gorillas gastfreundlich, achteten aber darauf, dass sich nicht mehr Menschen als eigene Artgenossen in der Enklave aufhielten. An manchen Tagen schlossen die Gorillas die Enklave. Hin und wieder war ein Trauerfall der Grund; die Gorillas mussten übrigens keine Gründe nennen, um ihr Territorium vor Besuchern zu verschließen, weder der Zooverwaltung gegenüber noch den Gästen.
    An diesem Tag strömten die Besucher anscheinend ungehindert in die Enklave.
    Der Gorilla, der das Pförtneramt verwaltete, hatte seinen Gebärdentranslator desaktiviert und ließ die Menschenkinder ohne Weiteres passieren. Es war ein unausgefärbtes Männchen,

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