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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dass ihre Maske wertvoller und mit mehr Prunk ausgearbeitet war als jene Pridons. Ob sie den jeweiligen sozialen Status spiegelten?
    Wenn ja, wies sich Saedelaere in ihren Augen als minderwertig aus; das würde seinen Verdacht erhärten.
    Die Herzogin klatschte in die Hände und wies dann in einer unbestimmten Geste rundum. »Alles, was mit unserer Umgebung interagiert, versagt völlig. Die Orter, der Antrieb, die Schutzschirme ... wir kommen nicht voran, können nicht manövrieren und uns nicht orientieren. Wir sind in dieser Anomalie verloren.«
    Nach ihrem Klatschen schlossen die Blütenkelche ihre Blätter, fast, als wollten sie sich ebenfalls verneigen. Nur Sekunden später öffneten sie sich allerdings erneut.
    Kurz darauf erreichten die vier unterschiedlichen Wesen den Einstieg in einen Antigravschacht. Er sah aus wie das Portal eines herrschaftlichen Schlosses, ein Rundbogen wie aus Felsgestein.
    Die Herzogin trat zuerst hindurch, die anderen folgten.
    Der Schacht führte sie nicht nur aufwärts, sondern ging in eine Biegung über. Gemächlich trieben sie in einer etwa fünf Meter durchmessenden Röhre, auf deren Innenwänden hin und wieder Bilder auftauchten.
    Es kam Saedelaere vor, als würden sie projiziert und wanderten teilweise im gleichen Tempo mit ihnen. Er erkannte ein drachenartiges Wesen, vor dem eine Frau stand. Natürlich schützte eine Maske ihr Gesicht. Was war es, das sie in den Händen hielt? Ein Dolch? Eine Waffe?
    Schon blieb das Bild zurück.
    Dann sah er etwas, das einer im All treibenden Ebene glich. Als er sich darauf konzentrierte, kippte die Darstellung seitlich weg. Die Unterseite präsentierte sich als breit grinsende Maske, von deren Augenschlitzen blutige Tränen kullerten.
    »Was bedeutet das?«, fragte er.
    Pridon zeigte keine Reaktion, die Herzogin lachte, und Saedelaere empfand noch mehr Kühle und Distanz als zuvor.
    »Mythen und Kunstwerke, aber auch Details aus der Historie des Reiches der Harmonie. Was meinst du konkret?«
    Er wollte auf die blutenden Tränen deuten, doch im selben Moment wechselte die Szenerie. Nun zeigte sich ein Abbild der Herzogin oder einer Frau, die ihr völlig glich, bis auf die Maske. Diese wirkte, als wäre sie ein einziger, in der Mitte gespaltener Diamant. Oder trugen die Bewohner des Reiches zu verschiedenen Anlässen auch verschiedene Masken zur Schau?
    Ihre Bewegung im Antigravschacht verlangsamte sich. Das Bild verblasste. Als Letztes stieg eine Sonne aus dem Edelstein und erhellte eine kosmische Umgebung aus tausend Sternenwirbeln, dann öffnete sich genau dort ein Ausstieg.
    Die Herzogin trat hindurch, die anderen folgten.
    Sie standen mitten im Nichts, gingen im Weltall, und als Saedelaere sich umdrehte, war auch der Einstieg in den Antigravschacht verschwunden.
    »Wir haben einen der Rundbögen erreicht, die dir vielleicht von außen aufgefallen sind.« Pridons Füße hingen ins All, in die tiefe Schwärze der Anomalie.
    Saedelaere schaute an sich hinab. Natürlich schien es bei ihm nicht anders zu sein. Ein optischer Effekt, denn selbstverständlich stand er auf einem Boden, auch wenn dieser völlig unsichtbar war.
    Eine Röhre aus Glas, dachte er. Er fühlte sich schwerelos. Das erklärte das Phänomen nur unzureichend, denn es musste sich um weit mehr handeln als nur eine durchsichtige Umgebung.
    »Ein perfektes System aus Spiegelungen«, sagte die Herzogin ungefragt. »Es verschafft dem Geist die nötige Freiheit und Ungebundenheit, um wichtige Dinge zu besprechen. Deshalb bitte ich, dass du ihm ...«, sie deutete auf den Zwergandroiden, »... befiehlst, hier zurückzubleiben, während wir uns an unser Ziel begeben. Ich habe alles vorbereiten lassen.«
    Saedelaere stockte. »Eroin Blitzer genießt mein vollstes Vertrauen.«
    »Das spielt keine Rolle. Das Wesen soll zurückbleiben. Eine Audienz mit der Herzogin ist nicht selbstverständlich.« Sie legte die Hände zusammen.
    Wie gerne hätte Alaska ihre Mimik gesehen. Lächelte sie? Zeigte sie Spott und Hohn? Und wie sehr musste sie den Zwergandroiden missachten, dass sie ihn nicht einmal selbst ansprach, sondern über ihn redete, als sei er nicht anwesend?
    »Ich bleibe zurück.«
    Eroin Blitzer wandte sich ab, schaute in die Weiten der Anomalie. »Wenn sich der Palast im normalen Weltall befindet, muss es ein erhebendes Gefühl sein.«
    »Das ist es in der Tat«, sagte Pridon.
    Die Herzogin ging bereits durch das dunkle Nichts, und zum ersten Mal fragte sich Saedelaere, wo das

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