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PR2609-Im Reich der Masken

PR2609-Im Reich der Masken

Titel: PR2609-Im Reich der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ist mir unbekannt. Aber etwas anderes wundert mich durchaus. Du verstehst dein eigenes Schiff nicht?«
    »Es steckt voller Geheimnisse«, wiederholte er. »Die ROTOR-G gehört mir nicht. Ich hätte sie auch niemals unter meine Gewalt zwingen können, wenn sie mir nicht freiwillig gehorchen würde. Eroin Blitzer hat mir die Befehlsgewalt übergeben.« Die LEUCHTKRAFT, das eigentliche Schiff, ließ er dabei unerwähnt. »Ich darf es nur fliegen, weil ich mich der Suche nach Samburi Yura verpflichtet habe.«
    Die Herzogin legte den Spieß mit dem Rest ihres Fleisches ab, mit einer etwas zu hastigen Bewegung. Es klapperte auf dem Tisch.
    »Die Schmerzen werden schlimmer.« Ihre Stimme klang gequält. »Offenbar bricht nun der schädigende Einfluss der Anomalie durch. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir nur durch die Röhre von ihr isoliert sind.«
    Pridon gab ein Ächzen von sich und sackte in seinem Stuhl zusammen.
    Alaska Saedelaere jedoch fühlte nach wie vor nicht den geringsten Einfluss. Offenbar reagierte nur die Biologie der Escalianer auf die andere Strangeness.
    Die Herzogin erhob sich, und einen Augenblick lang wankte ihre perfekte Gestalt, als würde sie stürzen. Mit fahrigen Händen griff sie nach der Tischplatte. »Wir sollten unser Gespräch später fortsetzen. Ich werde dir eine Luxusunterkunft zuweisen lassen und einen Diener, der sich um dein Wohl kümmert.«
    »Eroin Blitzer ist ...«, begann Saedelaere.
    »Er soll die Suite mit dir teilen. Es wird euch an nichts mangeln, bis wir uns wiedersehen.« Sie ließ die Tischkante los. Ihre Fingerspitzen zitterten. »Pridon, kümmere dich darum. Danach suchst du mich sofort auf.«
    Die Herzogin wandte sich ab.
    »Eins noch«, bat Saedelaere. »Dürfen wir uns im Schiff frei bewegen?«
    »Selbstverständlich. Weder du noch das Wesen bei dir sind Gefangene des Reiches.«
    »Noch eine letzte Frage, Herzogin. Wo finde ich den Konstrukteur Sholoubwa? Pridon sagte mir, er wäre an Bord.«
    Sie zögerte kurz, wandte sich aber immer noch nicht zu ihrem Gast um. Das Kleid fiel glatt über ihren Rücken, das Spiel der Muskeln über den Schulterblättern zeichnete sich deutlich ab, als sie die Arme hob.
    »Was willst du von ihm?« Ihre Stimme war eisiger als zuvor; sie gab sich nun keine Mühe mehr, das Misstrauen zu verbergen, das sie offenbar die ganze Zeit über hegte.
    »Er könnte wertvolle Informationen zum Verbleib von Samburi Yura besitzen.«
    Nun wandte sich die Herzogin um. Das goldene Labyrinth ihrer Maske glänzte. »Das bezweifle ich stark. Und nun geh – es wird dir an nichts fehlen.«

12.
    Gardeleutnant Pridon
    Erkenntnis
     
    Pridon eilte durch die große Halle der Konferenzen. Von der schwarzen Decke hingen die lumineszenten Speicherstreifen und reflektierten das Licht. Sie drehten sich langsam; als er vorüberrannte, wandten sie sich ihm zu.
    Er fand seit jeher, dass sie unnötig kompliziert waren. Einfache Überwachungs-Holokameras konnten denselben Zweck erfüllen wie diese halborganischen Hybriden ohne jegliche Sinnesorgane.
    Aber die Herzogin hielt die Speicherstreifen nun einmal für elegant, und außerdem spiegelten sie eine uralte Tradition. Sie sind uns so ähnlich, pflegte sie zu sagen. Als ob das ein Argument wäre. Natürlich hatte sie recht damit, aber ...
    Die Gedanken des Gardeleutnants stockten. Er erreichte den abgesonderten Einzelraum, den ein versiegelter Verbindungsgang mit den privaten Gemächern der Herzogin verband. Nur sie selbst konnte das Siegel lösen und somit den Raum erreichen.
    Die Tür zischte zur Seite. Die Herzogin öffnete ihm von innen. Ihre Schultern hingen tief, der Rücken ragte leicht gebeugt nach vorne. So hatte er sie niemals gesehen. Sie war bekannt für ihre perfekte Haltung und die unübertreffliche Eleganz.
    Der Gardeleutnant kam sich vor wie in einem Gefängnis. Die schmucklosen Wände standen bedrückend nahe zusammen, und sie schienen von Sekunde zu Sekunde näher zu rücken.
    Er sagte sich, dass dieser Eindruck jeglicher Logik widersprach. Es war nichts als Einbildung, vielleicht hervorgerufen durch seine stetigen Schmerzen oder die ständige Bedrohung. Erneut wurde ihm schwarz vor Augen, und ein Schwindelgefühl drohte ihn zu Boden zu reißen.
    Er kämpfte dagegen an, doch er konnte nicht verhindern, dass ihm der Raum vorkam wie ein Gefängnis. Eigentlich diente er als Hochsicherheitszone, die nur die Herzogin selbst als Erste von ihren Privatgemächern aus zu betreten vermochte. Erst danach war

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