PR2609-Im Reich der Masken
nötige Licht herkam. Es gab keine sichtbare Quelle, und doch konnte er alles sehen.
Mit einem letzten Blick auf den Zwergandroiden folgte er der Escalianerin.
Der Commo'Dyr legte sich soeben auf den Boden, den es nicht zu geben schien. Die Arme und Beine lagen flach, die Handflächen zeigten nach oben. Er schloss die Augen; eine kleine, verlorene Gestalt, die aussah, als würde sie hinwegschweben.
Saedelaere fragte sich, was wohl in ihm vorging, tat einen Schritt – und Eroin Blitzer verschwand.
*
»Wir sind optisch und akustisch isoliert«, erklärte Gardeleutnant Pridon. »Trennfelder sorgen dafür. Komm noch etwas weiter.«
Saedelaere gehorchte, und wie aus dem Nichts tauchten ein Tisch und drei Stühle auf. Auch sie schwebten inmitten der Schwärze und standen doch fest auf.
»Noch einmal«, sagte die Herzogin. »Ich begrüße dich in meinem Palast, hier in der Begegnungshalle. Pridon sagt, deine Hilfe war wertvoll und entscheidend. Dafür danke ich dir.«
Sie setzte sich, die anderen folgten ihrem Beispiel.
Inmitten des Tischs stand eine Platte, auf der rohe Fleischstücke und lange Spieße lagen. Auf jedem Platz lag ein flaches Tablett, das aussah wie Kristall. Ein Teller? Sollten sie etwa das rohe Fleisch essen?
Saedelaere hatte sich schon den Ernährungsgewohnheiten vieler Fremdvölker angepasst, aber in diesem Fall würde er passen müssen. Ihm stand der Sinn ohnehin nicht nach einer Mahlzeit.
Die Herzogin schien das anders zu sehen und griff nach einem der Spieße. »Ich habe alles vorbereiten lassen. Wichtige Dinge besprechen sich am besten bei einem Essen.«
Saedelaere wartete ab.
Gezielt spießte sie ein flaches Fleischstück auf, hob es auf das Kristalltablett vor ihr und legte es ab. Sofort ertönten brutzelnde Geräusche, als werde es gebraten.
Bei seinem eigenen Tablett fühlte Saedelaere jedoch nicht die geringste Hitze. Genau wie Pridon griff er dennoch zu einem der Spieße. Auch bei ihm begann das Fleisch augenblicklich zu garen.
Die Herzogin hob ihr Gebratenes; es war knusprig und duftete herrlich. »Die Kristalle reagieren auf ein bestimmtes Gewürz. Eine chemische Reaktion.«
Saedelaere nickte. »Ich danke für die Gastfreundschaft. Doch ...«
»Kommen wir zu Wichtigerem«, unterbrach sie ihn. Sie kostete das Essen, indem sie die schmale Scheibe vom Kinn aus unter ihrer Maske bis zum Mund schob. »Der Palast sitzt fest. Wir haben auf verschiedenen Wegen versucht, von hier wegzukommen. Es ist hoffnungslos.«
»Gibt es keine Fälle von Krankheit und extremen Kopfschmerzen?«, fragte Pridon.
»Du hattest schon via Funk danach gefragt, Gardeleutnant. Vielleicht blieben wir bislang verschont, weil der Palast besser geschützt ist als dein Schiff. Doch das scheint sich zu ändern. Ich empfinde inzwischen ebenfalls Schmerzen.« Sie hob eine Hand an ihren Hinterkopf.
»Dann drängt die Zeit«, stellte Saedelaere nüchtern fest.
»Noch einmal, ich danke dir für deine Hilfe.« Es kam ihm aufgesetzt vor, wie oft sie es betonte. »Diese ging wohl von deinem Schiff aus?«
»Ja«, log er. »Die Technologie der ROTOR-G ermöglicht es, eine Zone der Ordnung zu schaffen, die die normalen physikalischen Verhältnisse wiederherstellt. Oder die übliche Strangeness.«
»Ich weiß, wovon du redest«, behauptete die Herzogin. »Worin liegt die Ursache für die Bewegungsfreiheit deines Schiffes? Seit unserer Entführung versuchen wir, von hier wegzukommen. Vergebens.«
Um ein wenig Zeit zu gewinnen, biss Saedelaere vorsichtig in das Fleisch; auch er nahm die Maske dazu selbstverständlich nicht ab. Es schmeckte köstlich, leicht herb wie terranisches Wild.
Sein Instinkt sagte ihm, dass er den Eisbrechereffekt seines Cappinfragments nicht erwähnen sollte. Das Tabu, wie die Proto-Enthonen und Zwergandroiden das Fragment nannte, das er unter der Plastikmaske verbarg, würde wohl bei der Herzogin auf wenig Gegenliebe stoßen. Einen Beweis für diese Annahme gab es nicht, aber Saedelaere verließ sich in diesem Punkt auf sein Gefühl.
»Die ROTOR-G ist ein Schiff mit vielen Geheimnissen«, sagte er schließlich. »Ich verstehe es nicht völlig. Mein Begleiter Eroin Blitzer weiß mehr darüber als ich, aber es gehorcht mir.«
»Du bist der Kommandant.«
»Ich habe die Befehlsgewalt, aber die eigentliche Kommandantin, nach der ich schon seit Langem suche, ist Samburi Yura.« Er achtete genau darauf, ob die Herzogin eine Reaktion auf den Namen zeigte.
Sie blieb gelassen. »Der Name
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