PR2612-Zielpunkt BASIS
vernünftigen Gedanken. Bis er an diesem Ort zu sich gekommen war, von Schmerzen überschwemmt – und zumindest zum Teil von seiner Angst befreit.
Die Blutung ließ nach. Arm und Hand waren rot und klebrig, der Bord-Overall hing ihm in Fetzen von der Schulter. Trasur stand vorsichtig auf und bewegte sich. Die Taubheit in den Beinen war wohl der Überanstrengung der letzten Minuten geschuldet; das verletzte Gelenk ließ sich einigermaßen bewegen.
Er orientierte sich. Seit der Begegnung mit den Dosanthi waren etwa zwanzig Minuten vergangen. Die Zeichen an der Wand verrieten ihm, dass er sich nun in Hauptabschnitt L befand; einem Segment, das zwar hauptsächlich als Stauraum für Warentransporte nach Anthuresta diente, aber nach wie vor viele Spuren der einstmals als Kasinoschiff eingesetzten BASIS zeigte.
»342-L-347«, las er laut von einem Display ab – und erschrak, wie schwach seine Stimme klang.
Er sah sich um. Der Gang vor ihm bot Platz für drei nebeneinander spazierende Ertruser. Überall lagen zerbrochene Blumentöpfe. Die Antigravs der Tonhüllen hatten vermutlich versagt. Lange Ranken des sabianischen Schneekorns tasteten nach Halt suchend umher. Links und rechts des Ganges befanden sich in einer schier endlosen Reihe Türen, die zu Kabinen oder Wohntrakten führten, ab und zu unterbrochen von Seitengängen.
Zurechtfinden. Die Situation erkennen. Ein Ziel formulieren. Handeln, legte sich Trasur Sargon den Plan für die nächsten Minuten zurecht.
Kameraden, mit denen er am Knim Podrila an der galaktischen Eastside gegen Tefroder-Piraten gekämpft hatte, hatten ihn ausgelacht, damals, vor wenigen Wochen, als er die Versetzung zur BASIS beantragt hatte. »Zu diesen Clowns?«, hatte seine plophosische Partnerin Kara Marmer gemeint. »Zu einer Show-Mission, bei der du Fett anlegen und das Kämpfen verlernen wirst ...«
»Deine Vorhersagen sind nie sonderlich gut gewesen, Kara«, murmelte Trasur.
Links von ihm befand sich ein Akustikservo. Er war außer Betrieb, wie auch die Interkom- und Auskunftsstationen ein Stückchen weiter den Gang hinein keinen Zugriff zum Schiffs-Kommunikationsnetz erlaubten. Bildsignale wiesen darauf hin, dass die meisten Positroniken ausgefallen waren und höchst unzuverlässig arbeiteten.
»Daniel!«, rief er.
Ein Scharren erklang, der Boden klaffte unmittelbar vor Trasur auf. Ein menschenähnlicher Roboter kam aus der Lücke geschwebt.
»Du hast Wünsche, Hoher Gast?«, fragte das künstliche Geschöpf und verbeugte sich.
»Ich benötige Auskünfte. Gleich! Eine Situationsanalyse der Kämpfe auf der BASIS.«
»Ich bedaure sehr, dir nicht helfen zu können. Ich bin vom bordinternen Netz abgetrennt und weiß nicht, warum.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin verwirrt, Hoher Gast.«
Daniels existierten auf der BASIS wie Sand am Meer. Sie hatten den ersten Generationen an Bewohnern des 1500 Jahre alten Schiffs beigestanden, und sie hatten nach dem Umbau zum Kasino als dienstbare Geister fungiert. Nach dem Rückkauf durch die LFT und der neuen Zweckorientierung hatten sie noch nicht ihren neuen Platz gefunden. Sie sprachen jedermann mit Hoher Gast an – und zeigten mitunter Marotten, die die Besatzung gehörig nervten.
»Du bist ein schöner Mann«, sagte der Daniel unvermittelt. »Die violetten Tätowierungsmuster auf deiner Glatze machen gewiss Eindruck auf deine Artgenossinnen.« Er lächelte.
Trasur unterdrückte aufkommende Wutgefühle. »Ich benötige so rasch wie möglich einen Zugang zu den Schiffsrechnern«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. »Sag mir, wo sich der nächste Rechnerknoten befindet.«
»Ich weiß es nicht, Hoher Gast. Ich bin irritiert.«
Trasur wandte sich enttäuscht ab. Er hatte es eilig. Er fühlte sich hilflos, solange er nicht wusste, was im Schiff vor sich ging.
»Hoher Gast?«
»Ja?« Widerwillig wandte er sich noch einmal dem Daniel zu.
»Würdest du mir einen Gefallen tun und zurückkehren, sobald du weißt, was rings um uns geschieht? Ich bin nutzlos und fühle mich schlecht. Ich kann meine Aufgaben nicht erfüllen.«
»Abgelehnt«, sagte Trasur und machte sich auf den Weg. Er durfte sich von diesem seltsamen Ding nicht länger aufhalten lassen. Er musste ...
... musste ...
Sein Inneres geriet in Aufruhr, sein Herz schlug rascher, der Puls beschleunigte, die Knie zitterten.
Dosanthi! Sie kamen näher, er konnte ihre seltsame Ausdünstung spüren! Machten sie Jagd auf ihn – oder war es Zufall, dass sie an diesem Ort
Weitere Kostenlose Bücher