PR2612-Zielpunkt BASIS
den sich auftürmenden Hindernissen auszuweichen oder, wenn es sich nicht vermeiden ließ, sie zu überwinden.
Rhodan schimpfte angesichts der Verzögerungen wie ein Rohrspatz – und genoss andererseits die Auseinandersetzung mit diesem rohen, von unglaublichen Gewalten beherrschten Raum. MIKRU-JONS Sinne, die nun die seinen waren, vermittelten ihm eine unbekannte Welt. Rhodan wollte seinen Stuhl kaum mehr verlassen. So schaurig-schön, so intensiv waren die Eindrücke.
Bereits des Öfteren hatte er Stadien der Sonnenentstehung beobachten dürfen; in unmittelbarer Nähe oder aus sicherer Entfernung, gerafft während seiner Passagen über die Brücke in die Unendlichkeit und während des Durchflugs durch Transferkamine.
Zeit seines Lebens hatten Sterne eine bedeutsame Rolle gespielt. Nicht zuletzt stand Sol, das heimische Gestirn, seit Langem im Brennpunkt historischer Entwicklungen. Ein Grund dafür war, dass in Sols Innerem einst der Psi-Korpus der gestorbenen Superintelligenz ARCHETIM begraben worden war.
Diese Reise durch die Randgebiete des Kollaron-Viibad bot mehr. Viel mehr. Sie war gespickt mit intensiven Berührungen und Erfahrungen; mit Eindrücken und Erlebnissen, so nahegehend, dass sein Geist kaum mehr in der Lage war, sie zu verarbeiten. Sie waren von einer psychedelisch anmutenden Qualität.
So viele Bilder, so viele neue Erkenntnisse ... Ich sehe nicht nur. Ich spüre. Ich erkenne. Ich lerne. Ich werde zum Teil dieser vielfältigen Schöpfungsakte ...
Es fiel Rhodan zunehmend schwer, sich selbst als körpergebundenes Individuum zu begreifen. Rings um ihn regte sich neues Sonnen-Leben. Es sandte seine Geburtsschreie in Form vielfältiger und bislang unbekannter Spektralbilder aus. MIKRU-JON überflutete ihn damit, und es war womöglich nur der Hilfe der ehemaligen Piloten zu verdanken, dass sein Geist nicht durchbrannte.
Rhodan meinte den Schutzwall zu spüren, den sie rings um ihn bildeten. Sie streichelten seinen Geist und fächelten ihm neue Kraft zu, sie bewahrten ihn vor den intensivsten Wahrnehmungen.
Da waren zum Beispiel die T-Tauri-Sterne, eine kleine Untergruppe der Flare-Sterne, deren Geburtsschmerzen besonders starken Eindruck auf ihn machten. All die vielen rasch rotierenden Magnetfelder; die Eruptionen solarer Radiostrahlung; der regellose Lichtwechsel auf kleiner Amplitude, der spezielle spektrale Eigenschaften ausformte. Das gut spürbare Schrumpfen und Wachsen der ausgedehnten Gashüllen der Gestirne ...
Oder all die Reflexionen ... Es war, als raste Rhodan mit irrwitziger Geschwindigkeit durch ein Spiegellabyrinth. Helle Sterne regten mit ihrer ionisierenden Strahlung die Gasnebel zum Leuchten an. Es entstanden extrem helle Bereiche von zum Teil etlichen Lichtjahren Durchmesser. In diesen Feldern war, so schien es, alles möglich. Sie spiegelten Sternformationen, die womöglich zu einer anderen Zeit und in ein anderes Universum gehörten, wie stellare Fata Morganas. Der Blick war undeutlich, die Bilder blieben schattenrissartig – und doch meinte Rhodan zu spüren, dass sie wahr waren.
Rhodan sah und fühlte Wirbelstürme, die erhitzten und sich zu tornadoförmigen Wolkenschläuchen verwirbelten. Sie ragten wie Pfeiler aus ihrer Umgebung hoch; dreidimensional wirkend inmitten eines zweidimensionalen Umfelds.
Spielten ihm seine überreizten Sinne einen Streich? Glaubte er zu sehen, was unmöglich sein konnte?
»Wunderschön!«, hörte er sich sagen. Mehrmals. Immer wieder.
Da war Guckys Stimme. Sie klang schrill. Ängstlich. Er sorgte sich.
Mikru redete beruhigend auf den Mausbiber ein.
Nach einer Weile verstummte der Kleine.
Rhodan kümmerte sich nicht mehr um diese winzige, so sehr eingeschränkte Form der Unterhaltung zwischen den beiden Wesen. Er war Teil von MIKRU-JON – und damit so viel mehr als die Summe all seiner neuen Begabungen.
Erneut badete er in diesem Potpourri aus Eindrücken. Er ließ sich treiben. Gab sich hin. Lernte. Wurde erhöht und reduziert. Nahm stets neue Perspektiven wahr.
Staunend und wundernd setzte Rhodan die Reise fort. Sie brachte neue Erkenntnisse, die er unbedingt an Nemo Partijan weitergeben musste. Doch nicht sofort!
Er nahm sich zurück. Er musste tunlichst darauf achten, die Kontrolle über das Schiff zu behalten.
Und über sich selbst.
Der Gas- und Staubanteil, der diese Zone ausmachte, wurde von ganz besonderen Elementen überlagert. Sie waren von eigen- und einzigartiger Natur; bestanden aus bläulich glitzernden
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