PR2614-Navigator Quistus
Minuten, dann starte ich die optische und akustische Wiedergabe. Sei unbesorgt, es ist eine Einbahnstraße; niemand wird bemerken, dass wir zuhören.«
Ennerhahl vertiefte sich wieder in die Datenflut des Spezial-Hologramms, durch das er sich wie zuvor an der Säule per Berührung manövrieren konnte; zweifellos ermöglichte das der Übertragungsweg über seine technologischen Gimmicks.
Während er auf das Ergebnis wartete, rief Rhodan das Bild auf, das er in den letzten Stunden in mühevoller Kleinarbeit aus tausend Einzelinformationen zusammengesetzt hatte.
Nachdenklich betrachtete er die noch in vielen Details undeutliche Gesamtansicht der RADONJU.
Das Flaggschiff des Xylthen Kaowen entsprach vom Äußeren her einem dosanthischen Zapfenraumer, allerdings war es um einiges größer.
Den technischen Kern bildete die Zentralsäule in Form einer Spindel mit der Bughalbkugel und dem Heckzylinder. An dem Mittelteil koppelten dreizehn Ebenen mit jeweils sechs horizontal abstehenden, dreieckig-spitz zulaufenden schuppenartigen Ausläufern an – was im Gesamtbild die charakteristische Zapfenform ergab.
Das metallisch-graue Schiff wies eine Gesamtlänge von viereinhalb Kilometern bei einem Durchmesser von zwölfhundert Metern auf. Die meisten Zapfen beinhalteten Techniksektionen.
Über die genaue Besatzungsstärke konnten bislang weder Rhodan noch Ennerhahl Informationen ermitteln. Fest stand allerdings, dass sich über tausend Xylthen an Bord befanden und wohl noch mehr Badakk; in einigen Zapfen gab es den Daten zufolge darüber hinaus Wohnkavernen für die Dosanthi an Bord.
Verschiedentlich fand Rhodan Beweise dafür, dass die RADONJU grundlegend die sogenannte Transittechnik nutzte; auch Ennerhahl hatte bereits einen Hinweis in diese Richtung gegeben. Obwohl es ihn brennend interessierte, konnte er bislang nichts Genaueres in Erfahrung bringen.
Etwas anderes allerdings weckte sein Interesse mindestens im selben Maß – und sofort formte sich ein Fluchtplan in seinen Gedanken: Protektor Kaowens Flaggschiff verfügte über hundertzwanzig Beiboote, und Rhodan konnte sogar die Hangars bestimmen, in denen diese parkten. Es handelte sich um grob linsenförmige, zwanzig Meter lange Einheiten mit Überlichttriebwerken, die den Linearflug ermöglichten; dabei erreichten sie bei Maximalschub Geschwindigkeiten bis zum 3,6-MillionenFachen der Lichtgeschwindigkeit.
Manche dieser Beiboote waren unbewaffnet, andere wiesen konventionelle Geschütze oder eine sogenannte Transitkanone auf. Der Terraner überlegte, ob und wie es möglich sein könnte, einen dieser Kleinraumer zu kapern und zur Flucht zu nutzen.
Vorher jedoch wollte er – genau wie sein Begleiter – mehr über die Verhältnisse an Bord herausfinden, über die Struktur, in der sich Kaowens Truppen organisierten, über die Transittechnologie ... und welche Geheimnisse die RADONJU sonst noch verbergen mochte.
Noch während sich Rhodan vorkam, als würde er in einem geheimen technischen Handbuch seiner Feinde blättern, erhob sich Ennerhahl plötzlich; sein Arbeitsholo vollzog die Bewegung mit. »Es kann losgehen!«
»Was ...«
Zwischen den beiden Männern flimmerte die Luft, und ein neues Holo entstand. Ein Bild des angezapften Kommunikationskanals, gekoppelt mit den Standard-Überwachungskameras in den öffentlichen Bereichen. Es zeigte einen muskulösen weißhäutigen Humanoiden.
»Sieh her, Rhodan«, sagte Ennerhahl. »Ich präsentiere – Protektor Kaowen!«
*
Kaowen ging seinen Alltagspflichten als Protektor und Befehlshaber an Bord der RADONJU nach, doch eigentlich stand ihm der Sinn nicht danach. Er dachte zurück an den Tabu-Bereich und seinen letzten Besuch dort, der bei Weitem nicht so effektiv gewesen war, wie er es sich erhofft hatte.
Er übergab die Schiffsführung an seinen Stellvertreter und verließ die Zentrale. Auf seinem Schweber ließ er sich vom Autopiloten zu seinen privaten Räumlichkeiten transportieren.
Unterwegs öffnete er eine Holoverbindung zum Leiter des Suchkommandos.
Reparat Numonar, ein alter Xylthe, an dessen Schläfen dicke blaugrüne Adern pulsierten, brachte wie erwartet schlechte Nachrichten. »Es gibt nach wie vor keine Spur der beiden Flüchtlinge.«
Kaowens Zähne mahlten aufeinander. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die RADONJU verlassen haben?«
»Gleich null, Protektor. Alle Schleusen blieben dauerhaft geschlossen, alle Beiboote befinden sich auf ihrem Platz. Die Wachtposten in den
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