PR2614-Navigator Quistus
sensiblen Bereichen wurden von mir persönlich verdoppelt.«
»Verdreifache sie«, verlangte Kaowen, der sich nicht darum scherte, ob dies personelle Schwierigkeiten mit sich brachte oder sogar unmöglich war. Das stellte einzig und allein Numonars Problem dar. »Und bring mir die beiden Gefangenen, sonst sorge ich dafür, dass jemand anderes deine Position einnimmt. Dann wirst du nicht mehr gebraucht!«
Diese Drohung war eindeutig genug. Der Schweber erreichte Kaowens private Räumlichkeiten. Der Protektor unterbrach die Verbindung. Die Tür öffnete sich nach einer genetischen Abtastung selbsttätig.
Kaowen trat ein.
Im Hintergrund spielte leise Musik; ein berühmtes Orchester seiner Heimatwelt, von seinem Vater dirigiert, der ein Schwächling gewesen war; der Einzige in der Familie, der sich nicht dem Militär zugewandt hatte. Im Grunde verachtenswert, und doch hörte Kaowen oft die alten Aufzeichnungen. Nun jedoch stand ihm nicht der Sinn danach.
Mit einem wütenden Sprachbefehl schaltete er die Melodien ab. So wie er jede Verbindung nach draußen kappte. Er wollte in den nächsten Minuten nicht gestört werden, egal, was geschah.
Ungestört und heimlich traf er Vorbereitungen.
Vielleicht war es am besten, die Gefangenen aus der Reserve zu locken. Doch das wollte wohlüberlegt sein.
Aus der Historie des Navigators (6)
Die Welt schält sich aus der Dunkelheit, eine Welt, die beherrscht wird von einer einzigen Frage: Was ist geschehen? Mit ihm, und noch wichtiger, mit seiner Gefährtin?
Er öffnet erst ein Auge, dann das zweite und dritte. Das vierte bleibt geschlossen, es ist zugeschwollen und schmerzt.
Eine Gestalt steht vor ihm. Sie ist humanoid, und ihre Haut glänzt fahl und weiß unter dem Raumanzug, der sie vor den rötlichen Schwaden der Atmosphäre schützt. Die Augen blicken kalt und sezierend, als wollten sie den Navigator in Stücke schneiden, um seine blutenden Teile untersuchen zu können.
Der Fremde stellt sich als »Protektor Kaowen« vor. »Protektor« ist ein Titel, genau wie »Navigator«.
Quistus begehrt auf, verlangt zu wissen, wo er sich befindet.
Ein Albtraum wird wahr: Dies ist die RADONJU, und Kaowen hat ihn gefangen genommen. Ihn? Nur ihn?
Der Protektor schweigt.
Der Navigator muss wissen, was mit Serume geschehen ist. Wo befindet sich seine Gefährtin? Lebt sie? Konnte wenigstens sie entkommen?
Die Erinnerung an die letzten Stunden lässt Quistus im Stich. Er kann das Entsetzen fühlen, das er empfand, als sich die RADONJU wie ein bösartiges Raubtier näherte und ...
... und was dann? Es formt sich kein Bild in seinen Gedanken.
Der Xylthe wendet sich ab und geht. Seine Haut leuchtet fahl wie ein von einer fernen Sonne angestrahlter Mond.
Serume! Was ist mit Serume? Quistus schreit dem Protektor hinterher.
Doch Kaowen schweigt.
Der Navigator will ihm folgen, doch er kann nicht, sein Körper ist wie gelähmt. Der Xylthe tritt wortlos durch ein Schott, das sich hinter ihm schließt.
6.
BASIS:
Improvisationsgabe
Sareph verkniff sich mit Mühe einen Schrei – das wäre das Dümmste, was sie sich in dieser Situation leisten könnte.
Sie sah noch, wie Offendraka ihre Freundin Elachir packte und mit sich riss, in die Deckung eines Gebüschs, dann duckte sie sich und hielt ebenfalls nach einem Versteck Ausschau.
Die Unterarme hob sie über den Kopf und fragte sich selbst, was das bringen sollte; das würde sie bestimmt nicht schützen.
So ging sie schließlich neben Manupil hinter einem Baumstamm in Deckung, der so breit war, dass sie ihn gemeinsam nicht hätten umfassen können. »Sei bloß still«, flüsterte sie dem ungeliebten Zwilling zu.
Manupil sah sie direkt an und verdrehte die Augen: Was denkst du denn?
Sareph ging in die Knie und lugte hinter dem Stamm hervor. Sie sah zuerst ihre Freundin und Offendraka, wie sie tiefer in das Gebüsch krochen, und es kam ihr vor, als müsste jeder auf die beiden aufmerksam werden, bei dem Lärm, den sie veranstalteten.
Dann wurde ihr klar, dass der allgemeine Geräuschpegel durch die Tiere rundum viel zu groß war, als dass das im Grunde leise Rascheln den sich nähernden Badakk auffallen könnte.
Die feindlichen Fremden waren zu zweit. Zwei zylinderförmige Gestalten mit elfenbeinweißer Lederhaut. Sie stakten auf zahlreichen tentakelartigen Pseudopodien durch das Unterholz, die viel zu klein aussahen, um als Beine dienen zu können. Genau genommen wirkten die Badakk seltsam hilflos.
Ganz im Unterschied zu
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