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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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spüren gegeben, wie sehr er sie schätzte. Ohne Shanda wäre herzlich wenig über die Spenta bekannt. Auch wenn sie anfangs wenig erbaut darüber gewesen war, hatte sie das Risiko auf sich genommen.
    »Du musst mich nicht schonen – mein Resident.« Sie machte es ihm leicht.
    Bull nickte dankbar. »Was ist geschehen? Ich hoffe, du erinnerst dich.«
    Shanda nickte. Sie setzte zum Reden an – und schwieg. Ihr war anzusehen, dass sie mit sich kämpfte. Ihre Miene verhärtete sich. Prak-Parlong gab einem Medoroboter ein Zeichen, doch der Roboter brauchte nicht einzugreifen.
    »Es war ... ein grässlicher Schmerz. Feuer überall.« Shanda Sarmotte sprach stockend, und mehrmals zuckte sie heftig zusammen, als müsse sie den kurzen Moment vor ihrem Zusammenbruch noch einmal erleben. Bull wollte schon abwinken, da richtete sie sich steif auf und redete weiter. »Ein Schock. Ein paranormaler Schock ... In der Nähe müssen große Kräfte ... frei geworden sein.«
    Sie setzte ihre Fähigkeiten wieder ein. Ganz spontan, so erschien es Bull, als hätte sie es selbst in diesem Moment gar nicht beabsichtigt. Shanda Sarmotte esperte. Sie versuchte, Muster zu erkennen, mit denen sie umgehen konnte. Das war schon als Heranwachsende ihre Stärke gewesen.
    »Ein Echo ist noch da«, brachte Shanda stockend über die Lippen. »Es wirkt nach, hier und jetzt ist es immer noch da. Wir können ihm nicht entkommen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«, fragte Bull.
    Shanda zuckte die Achseln. Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es selbst nicht ganz.« Sie lauschte wieder. Aber das war kein Espern, eher horchte sie tief in sich hinein. »Dieses Echo ist anders ... Es hat nichts mit den Sonnenhäuslern und ihrer Manipulation zu tun, sondern geht von der AMATERASU aus. Von irgendetwas an Bord dieser Station ...«
    »Oder von irgendwem ...«, sagte Bull. Ihm war selbst nicht klar, warum er so spontan darauf reagierte, vielleicht, um die Mutantin anzuspornen.
    »Von irgendwem, der sich die Sonnenenergie zunutze machen kann«, bestätigte Shanda zögernd. »Der mit den sechsdimensionalen Komponenten ebenso gut umzugehen versteht. Ein Mutant.«
    Beinahe Hilfe suchend schaute sie den Residenten an. Ihr Blick huschte weiter zu Prak-Parlong. Als der Ara nicht darauf reagierte, ließ sie sich in dem Sessel zurücksinken. Ihre Finger verkrallten sich in den Armlehnen. Den Medoroboter, der in dem Moment eingreifen wollte, hielt Prak-Parlong mit einer hastigen Bewegung zurück. Bull nickte dem Ara dankbar zu.
    »Jemand, der zu seinen Gunsten eingegriffen hat«, murmelte Shanda. »Es ging nicht um die Mosaikintelligenz der Spenta. Um etwas anderes ...«
    »Um die Forschungsstation«, warf der Resident ein.
    »Jemand an Bord der AMATERASU, der über starke parapsychische Kräfte verfügt«, sagte der Ara nachdenklich. »Der stark genug ist, um die Station im Raum zu versetzen.«
    »Nicht stark genug«, widersprach Shanda Sarmotte. »Dieser Jemand hat mich in den Vorgang miteinbezogen. Als Verstärker ... als zweite Kraftquelle – ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber die Hitze, der Schock ...«
    »Der dich fast getötet hätte«, warf Prak-Parlong ein.
    »... das war der Moment, als ich in den Vorgang einbezogen wurde.«
    »Was genau wurde dadurch bewirkt?«, fragte Bull.
    Shanda schaute ihn an. Es sah aus, als wiederholte sie seine Frage in Gedanken. Lautlos bewegte sie die Lippen, und Bull glaubte tatsächlich, ihr jedes Wort ablesen zu können. Er beobachtete sie genau. Sie spannte sich an. Ihre Finger spreizten sich kurz, dann verkrampften sie sich um die Armlehnen des Sessels. Ihre Augen verengten sich. Doch unter den geschlossenen Lidern bewegten sich die Augäpfel hektisch hin und her.
    Shanda suchte. Mit ihren paranormalen Sinnen folgte sie der Spur, die sie aufgenommen hatte. Sie war eine gute Telepathin – vielleicht noch besser als das. Sie tauchte in einen fremden Geist ein wie in ein flüssiges Medium, das sich ihr anpasste, jede ihrer Bewegungen mitmachte, in dem sie sich geborgen fühlte. In diesen Sekunden suchte sie nach Mustern, die sie erst zu dem fremden Mutanten führen sollten.
    An Bord der Forschungsstation. In Gedanken ging der Resident die Besatzungsliste durch, sah Namen und Gesichter vor sich und verwarf sie wieder. Jeder konnte der Unbekannte sein oder auch keiner von ihnen.
    Der Sonnenphysiker Huq? Er wirkte so oft melancholisch, als sei er mit seinen Gedanken sehr weit weg. Und was bedeutete

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